Beiträge von manajah

    „Ich will dich“ erzählt von einer Ehefrau, Mutter und Geschäftsfrau, die ungeahnte Gefühle für eine andere Frau entwickelt. Der Film von Rainer Kaufmann verweilt ganz im Rahmen der Familie. Was wie ein Arthaus-Ästhetik-geschwängertes Gedankenexperiment beginnt, entwickelt sich zu einer wahrhaftigen Liebesgeschichte um tiefe Sehnsüchte & Verdrängung, um den Wunsch nach Nähe & körperlichem Verlangen. Es ist der großen Kunst und sinnlichen Überzeugungskraft von Ina Weisse & Erika Marozsán zu verdanken, dass es nur weniger intimer Momente bedarf, um einem die Liebe der Frauen glauben zu machen.


    Danke für diese schöne Themen Vorlage ^^


    Da Bisexualität derart tabuisiert ist


    Beim Lesen dieses Abschnittes habe ich mich nämlich gefragt ob ich mit dieser Feststellung einverstaden bin und wenn nicht, was braucht es dazu dies zu ändern ?
    Wieviel Einfluss hat dieses Tabu auf mein persönliches Wohlbefinden und entsprechend mein Verhalten.
    Liegt es womöglich an mir selbst solch ein Tabu zu brechen, dazu beizutragen dass es eben enttabuisiert wird, weil ich dies von anderen (nicht davon betroffenen Menschen) nicht verlangen kann. Oder ist es einfacher mich mit diesem unausgesprochenem gesellschaftlichen Regelwerk zu arrangieren.


    Wie geht ihr damit um ?

    Entnommen von vice


    September 29, 2014


    Von Paris Lees


    Letzte Woche war der Tag der Bisexualität. Was bei mir die Frage aufwarf: Wo sind denn bitte die ganzen bisexuellen Männer? Ich kenne so einige Typen, die mir gestanden haben, dass sie schon gleichgeschlechtliche sexuelle Erfahrungen gemacht haben, aber eben nur eine Handvoll, die offen zugibt, bi zu sein.


    Vielleicht deshalb, weil Bisexualität jahrelang als nichtsnutziger kleiner Bruder der Homosexualität gescholten wurde—so eine Art Zwischending zwischen heterosexueller Anständigkeit und vollendeter Schwulheit. Bisexuelle übertragen Krankheiten. Bisexuelle akzeptieren nicht, dass sie in Wirklichkeit schwul sind. Bisexuelle sind gierig, verwirrt, egoistisch. Schwachsinn. Kein Wunder, dass bisexuelle Männer mit ihrer Orientierung hinterm Berg halten.


    Wahrscheinlich habe ich diese dummen Dinge alle selbst einmal geglaubt. Ich, die ich in Nottingham aufgewachsen bin, hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich von Männern und von Frauen angezogen fühlte. Das hing natürlich vom jeweiligen Mann oder der jeweiligen Frau ab. Generell stehe ich eher auf Männer. Aber ich würde lieber was mit einer attraktiven jungen Frau anfangen als mit einem fetten alten Mann. Vermutlich geht es nicht nur mir so.


    Um ehrlich zu sein, kenne ich nur wenige Frauen unter 30, die keine Lust auf beides hätten. Und auch, wenn das Wort „bisexuell” bei Weitem nicht so häufig in der Presse erwähnt wird, wie die Worte „schwul” oder „lesbisch”, gibt es trotzdem eine Vielzahl bekannter bisexueller Frauen: Angelina Jolie, Neneh Cherry, Drew Barrymore, Lady Gaga, Amanda Palmer, Sia.


    Also, wo stecken bloß die ganzen bisexuellen Männer?


    Es gibt sie. Sie outen sich bloß nicht. Aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass nur etwas über ein Viertel aller Bisexuellen offen mit der eigenen Sexualität umgeht. Heutzutage verstecken sich vermutlich mehr Bisexuelle als Homosexuelle. Laut Alfred Kinsey, dem Vater unseres modernen Verständnisses von Sexualität, „haben 46 Prozent der männlichen Bevölkerung im Erwachsenenalter sowohl heterosexuelle als auch homosexuelle Erfahrungen gemacht oder fühlten sich von beiden Geschlechtern erregt.” Das war 1948, jedoch haben nur wenige darauf folgende Studien ähnlich hohe Zahlen angegeben. In der Popkultur gibt es einige Bespiele für männliche Bisexualität—Frank Ocean, Brian Molko, Bret Easton Ellis. Viele sind das aber nicht. Und während in den feuchten Träumen bisexueller Frauen Schönheiten wie Megan Fox die Hauptrolle spielen können, bleibt bisexuellen Männern nur, nun ja, Alan Cumming.


    Und fast jedes Mal, wenn ein etwas bekannterer Mann offen über seine gleichgeschlechtlichen Vorlieben spricht, macht er irgendwann einen Rückzieher oder stellt seine Äußerungen klar. Normalerweise immer dann, wenn er berühmt werden will. Die Liste großer Männer, die ihren Mut (und meinen Respekt) verloren haben, ist lang und deprimierend. Sie reicht von Byron bis Bowie. Auch Tom Hardy steht drauf—wobei ich mich trotzdem zu jeder Tages- und Nachtzeit von ihm vögeln lassen würde.


    Boy George erwähnte 1996 in seiner Autobiografie Take It Like a Man die sexuellen Eskapaden von Bush-Gitarrist Gavin Rossdale mit Marilyn, dem androgynen Popsänger aus den 80er Jahren. Rossdale bestritt, eine sexuelle Beziehung zu Marilyn gehabt zu haben, und drohte Boy George mit seinen Anwälten. 2010 hatte Rossdale seine Taktik dann aber geändert und die Beziehung als Teil seiner Experimentierphase abgetan. Natürlich ist es allein Gavin Rossdales Sache, mit wem er zusammen ist, und natürlich muss er über nichts sprechen, über das er nicht sprechen möchte. Aber ich bin einfach jedes Mal enttäuscht, wenn jemand wie er wegen der eigenen gleichgeschlechtlichen Beziehungen derart in die Defensive geht. Ich meine, er ist heiß, er ist erfolgreich, er ist mit Gwen Stefani zusammen. Was hat er zu befürchten? Wenn deine Bisexualität das einzige ist, was du zu verheimlichen versuchst, macht das den Eindruck, dass sie etwas ist, wofür man sich schämen müsste.


    Schuld an der Misere sind aber nicht nur die Bisexuellen. Wir sind alle daran schuld. Wenn eine bisexuelle Person in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung ist, glauben viele von uns, dass sie in Wirklichkeit homosexuell ist. Wenn eine bisexuelle Person in einer heterosexuellen Beziehung ist, nehmen wir an, ihre Bisexualität war nur eine Phase und sie ist jetzt wieder auf der sogenannten richtigen Spur. Wir alle tun das. Ich tue das. Ihr habt das vermutlich auch schon getan. Es muss erdrückend sein, bisexuell zu sein, während alle Menschen um euch herum ihre eigenen stumpfsinnigen Vorstellungen von eurer Sexualität auf euch projizieren.


    Viele Bisexuelle landen schließlich in heterosexuellen Beziehungen—weil es einfacher ist. Wer würde das nicht? Vor allem, wenn eine gleichgeschlechtliche Beziehung bedeuten würde, dass ihr euch mit all dem sinnlosen Geschwätz auseinander setzen müsstet, das mit dem Schwulsein in unserer ach so liberalen Gesellschaft einhergeht?


    Euer bisexuelles Begehren unter den Teppich zu kehren, ist aber auch keine Lösung. Untersuchungen, die von der LGBT-Organisation Stonewall durchgeführt wurden, haben gezeigt, dass bisexuelle Männer ein größeres Selbstmordrisiko haben als schwule Männer. Ihr Risiko für selbstverletzendes Verhalten ist doppelt so hoch. Es ist auch weniger wahrscheinlich, dass sie sich auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen. Das sind keine gesichtslosen Statistiken. Die Person, die sich ritzt oder darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen, könnte euer Kollege sein, euer bester Freund, euer Bruder. Vielleicht der Mensch, mit dem ihr schlaft. Wie viele Menschen leiden still vor sich hin und setzen sich—und ihre Sexualpartner—einem Risiko aus und das aus Angst vor Ablehnung oder Spott?


    Ich verstehe diese Angst. Für manche Männer ist es schwer genug, überhaupt jemanden zu finden. Auch ohne sich Sorgen darüber machen zu müssen, dass Frauen sie dafür verurteilen werden, dass sie mit Männern geschlafen haben. Aber mal ehrlich, jede Frau, die sich von eurer experimentierfreudigen Seite abschrecken lässt, wird es im Bett wahrscheinlich eh nicht bringen. Wenn sie so simpel gestrickt ist, dass sie nicht damit umgehen kann, dass ihr auch auf Männer steht, wie soll sie dann mit den ganzen anderen Fantasien umgehen, die ihr euch für eine vertraute und abenteuerlustige Partnerin aufgehoben habt? Die Art böses Mädchen, das ihr sucht, schert sich um so etwas nicht. Genau genommen wird es sie wahrscheinlich anmachen.


    Und an alle Frauen da draußen: Lasst eure männlichen Freunde wissen, dass es in Ordnung ist. Sonst braucht ihr das nächste Mal gar nicht heulend angelaufen zu kommen, wenn ihr es mit zwei Typen gleichzeitig treiben wollt und sie ihre Schwänze sofort rausziehen, sobald sie durch euer Septum rectovaginale gegeneinander reiben. (Ja, so heißt das.)


    Ich behaupte ja nicht, dass alle Menschen bi sind oder sein sollten. Was Sex angeht, sollte sich niemand zu irgendetwas gedrängt fühlen. Genauso wenig sollte niemand das Gefühl haben, er dürfe nicht tun, was er unbedingt tun möchte. Alles natürlich immer unter der Voraussetzung, dass alle Beteiligten aufgeklärt sind und zugestimmt haben.


    Also, an alle bisexuellen Männer da draußen: Ich lasse euch nicht im Regen stehen. Ich treibe es mit euch. So wie viele andere Schlampen jeden Geschlechts im ganzen Land auch. Ich behaupte ja nicht, dass ihr herumlaufen und jedem erzählen müsst, dass ihr bi seid, nur weil ihr an der Uni mal einem Typen einen runtergeholt habt. Nicht, wenn ihr das nicht wollt. Wenn ihr aber, wie tausend andere, auf gleichgeschlechtlichen Sex abgeht, dann gibt es keinen Grund, das zu verheimlichen. Es ist alles wunderbar. Liebt, wen ihr lieben wollt, seid, wer ihr sein wollt, und schlaft, mit wem ihr schlafen wollt.

    Liebe Leute


    Es freut mich sehr, euch ankündigen zu können, dass ab Oktober jeden
    letzten Freitagabend von 19.00 - 21.00 ein Raum in der Villa Stucki in
    Bern (Seftigenstrasse 11, nähe Eigerplatz) für unsere Bi-/Pan-Gruppe
    reserviert ist.


    Die kommenden Treffen finden statt, am:


    31. Oktober 2014: 19.00 - 21.00 (Villa Stucki, Raum Pinie)
    28. November 2014: 19.00 - 21.00 (Villa Stucki, Raum Pinie)
    Dezembertreff fällt aus


    Ich würde mich freuen, euch am 31.10. möglichst zahlreich begrüssen zu
    dürfen.

    Hallo Loarx
    Schön hast du den Weg hierher gefunden. Du kannst dir so viel Zeit nehmen wie du willst/bauchst, das forum besteht schon seit 2 1/2 Jahren und es hat meiner Meinung immer noch eine Existenzberchtigung ;)
    Das forum ist so gestaltet dass Anonymität gewährleistet ist, das ist mir als forumsadministrator ein wchtiges Anliegen. Auch dass der Umgang untereinander sorgsam ist.


    der admin

    Hallo Sabrina
    Geht ganz einfach. Oben, rechts von 'Abmelden' auf 'Profil bearbeiten, im Register Profil auf 'Benutzerkonto' wechseln und ganz unten im Kasten 'Benutzerkonto kündigen' hacken setzen und Button Absenden drücken.
    That's it.

    Hallo bijocker


    Danke für die Zeit welche du dir genommen hast um dein Update hier reinzustellen :thumbup: 
    Es ist schön zu lesen was du in letzter Zeit erlebt hast und wie du dich auch weiter entwickelt hast. Ich bin mir sicher dass dein Beitrag hier auch auf andere ausstrahlen wird. Er zeigt ja auch sehr gut wie klärend und befreiend ein outing sein kann. :)

    USA, GB, Deutschland 2005


    Der Film beginnt am Hochzeitstag von Rachel und ihrer Jugendliebe Heck. Ausgerechnet auf dem Weg zum Traualter treffen sich die Blicke von Rachel und der Floristin Luce. Sie lernen sich später auf der Feier kennen, als Luce Rachels Ring aus dem Bowle-Glas rettet. Rachel findet sie sofort sympathisch und möchte sie mit Hecks testosterongesteuertem Freund Cooper verkuppeln. Dieser Plan läuft jedoch schief, als sich Luce als lesbisch outet.


    Während Heck viel mit seinem unbefriedigenden Bürojob beschäftigt ist, freundet sich Rachel mit Luce an. Sie gehen zusammen zu einem Fußballspiel und spielen anschließend Dance Dance Revolution. Rachel begleitet Luce dann noch nach Hause und es kommt zu einem Beinahe-Kuss.


    Die nächsten Tage versucht Rachel ihre aufkeimenden Gefühle für Luce zu unterdrücken, aus Loyalität zu Heck. Auch Luce möchte nicht der Grund einer Trennung sein. Jedoch hält es Rachel nicht länger aus und konfrontiert Luce in ihrem Blumenladen. Sie gesteht ihr ihre Gefühle, macht ihr jedoch auch klar, dass eine Beziehung zwischen ihnen nicht möglich ist, verschwindet aufgebracht und kommt einige Sekunden später wieder zurück, um die völlig verwirrte Luce zu küssen. Sie werden jedoch jäh unterbrochen, als sie Heck den Laden betreten hören. Luce verkauft dem niedergeschlagenen Heck Blumen für Rachel, und er gesteht ihr, dass die Beziehung zwischen ihm und Rachel immer distanzierter wird. Er gibt sich selbst die Schuld, da er zu wenig für Rachel da zu sein scheint. Rachel flüchtet daraufhin, und sie und Luce beschließen später unglücklich, dass sie Heck nicht hintergehen können. Rachel hat so ein schlechtes Gewissen, dass sie sogar dem betrunkenen Heck alles gesteht, jedoch ohne den Namen ihrer Liebsten zu erwähnen. Heck gibt vor zu schlafen und erzählt später alles Cooper. Der durchschaut sofort, dass Luce es ist, in die sich Rachel verliebt hat und stellt sie wütend zur Rede. Luce ist alles zu viel, und sie macht Pläne für einen längeren Trip außerhalb des Landes.


    Als Rachel und Heck ihren Geburtstag bei ihren Eltern feiern, erzählt ihre Schwester Lexi von Luces geplantem Trip und nachdem Heck Rachels Reaktion darauf sieht, kommt er darauf, dass Luce es ist, in die Rachel sich verliebt hat. Er möchte nicht ihre zweite Wahl sein und geht. Rachel erzählt ihren Eltern von Luce und sich und zusammen versuchen sie, Luce zu finden, die auf dem Weg zum Flughafen ist. Sie bleiben aber im Stau stecken, und Luce wimmelt Rachel am Handy ab. Es scheint alles verloren, doch Rachel bemerkt, dass Luce im gleichen Stau feststeckt und ruft vom Dach ihres Taxis aus Luces Namen. Schließlich versöhnen sich die beiden und küssen sich mitten auf einer gefüllten Londoner Straße.


    In Szenen während des Abspanns bekommen wir die Protagonisten einige Zeit später nochmal zu sehen: Heck steigt gerade in ein Flugzeug ein, um seinen Traum eines Reiseführers zu verwirklichen, wobei sich ein Flirt mit einer Sitznachbarin entwickelt. Cooper sieht man mit einem Baby, Lexi und ihr Freund spielen zusammen auf dem Spielplatz, und Rachel und Luce sind noch immer ein glückliches Paar.


    Liebe cankiz
    Ich kann deinen Schock und die Enttäuschung verstehen, niemand möchte so getäuscht werden werden. Vielleicht war/ist es ihm peinlich oder zu schwierig darüber zu sprechen bzw. dich darauf anzusprechen. Auf jeden Fall wurdest du enttäuscht, was im Grunde auch einen positiven Aspekt enhält. Die Täuschung ist weg. Dein Bild deines Mannes entspricht jetzt etwas mehr der Realität.
    Vielleicht magst du erzählen was genau dich so traurig macht ?

    Hanif Kureishi: Der Buddha aus der Vorstadt


    Bei dem Ich-Erzähler Karim Amir handelt es sich um den älteren der beiden in London geborenen Söhne eines indischen Einwanderers und einer Engländerin. Mit 17 nimmt er sich vor, intensiv zu leben – "Mystik, Alkohol, sexuelle Abenteuer, kluge Menschen und Drogen" – aber er kann sich weder für Homo- noch für Heterosexualität entscheiden und weiß zunächst nicht, was er werden will, bis er als Theaterschauspieler Erfolg hat und eine Rolle in einer Seifenoper annimmt ...

    entnommen von http://juergkilchherr.myblog.d…Psychologin-Ursa-Sigrist-


    Bisexualität? Eine Phase, die vorbei geht, sagen manche. Unentschlossenheit, sagen andere. Stimmt alles nicht, sagt die bisexuelle Psychologin Ursa Sigrist*.


    INTERVIEW VON MARKUS FÖHN


    Ursa Sigrist, für viele heterosexuelle Menschen scheint klar: Bisexuelle können sich nicht entscheiden.


    Ursa Sigrist: Ich kenne dieses Vorurteil, aber es ist falsch. Bisexuelle fühlen sich ganz einfach zu einem Menschen hingezogen, ohne dass das Geschlecht dabei eine Rolle spielt.


    Viele Heterosexuelle denken auch: Bisexuelle leben in Dreierbeziehungen.


    Ursa Sigrist: Dreierbeziehungen können vorkommen, sicher. Aber eine Ménage à trois hängt nicht mit der sexuellen Orientierung zusammen, das gibt es bei Hetero- und bei Homosexuellen ebenso. Es sind oft Männer, die uns das unterstellen, eine Art Wunschdenken. Eine Männerfantasie.


    Wenn das alles Vorurteile sind wie sind Bisexuelle dann?


    Sigrist: Bisexualität eine eigenständige sexuelle Orientierung, kein Ausdruck von Unentschlossenheit. Bisexuelle leben in serieller Monogamie wie andere auch, haben also nur eine Partnerin oder eine Partner. Oder sie haben parallel laufende Beziehungen oder Dreiecksbeziehungen so, wie das überall vorkommt.


    Es gibt Schätzungen, wonach in der Schweiz zwei Millionen Menschen bisexuell sind. Stimmt das?


    Sigrist: Diese Zahl ist viel zu hoch. Vielleicht haben zwei Millionen Schweizer einmal sexuelle Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht gemacht. Zur Bisexualität bekennen sich aber lediglich zwischen einem und drei Prozent der Schweizer.


    Wann ist man eigentlich bisexuell?


    Sigrist: Bisexuell ist, wer sich selber als bisexuell definiert. Oftmals verhalten sich Menschen zwar bisexuell, würden sich aber nie so bezeichnen.


    Wie meinen Sie das?


    Sigrist: Es gibt Menschen, die sagen: So, hier bin ich, ich stehe auf beide Geschlechter und lebe das auch aus. Und es gibt Menschen die erleben Bisexualität auf einem anderen Niveau.


    Zum Beispiel?


    Sigrist: Manche haben eine Lebensphase mit bisexuellen Erfahrungen, dann ist das wieder vorbei. Andere leben zwar in einer gegengeschlechtlichen Beziehungen und sind glücklich dabei, haben aber erotische gleichgeschlechtliche Fantasien. Wieder andere fühlen sich ganz einfach emotional zum gleichen Geschlecht hingezogen.


    Ohne aber das andere Geschlecht missen zu wollen?


    Sigrist: Genau. Ich kenne Frauen, die haben zwar eine sexuell gelebte Beziehung zu einem Mann, ihre sozialen Kontakte aber beschränken sich auf andere Frauen weil sie sich dort verstandener und aufgehobener fühlen.


    Welchem Geschlecht gehören Bisexuelle eigentlich eher an?


    Sigrist: Es gibt dazu keine Zahlen, ich vermute aber, dass es eher Frauen sind. Schon alleine deshalb, weil unter Frauen mehr körperliche Nähe zugelassen ist als unter Männern. Aber das kann täuschen. Und vergessen wir nicht: Es gibt verheiratete Männer, denen ihre Freundschaften fast wichtiger sind als die Beziehung zu ihrer Frau. Oder sie haben regelmässig Sex mit Männern.


    Und warum verstehen sie sich denn nicht als bisexuell?


    Sigrist: Zum Einen, weil sie dann mit den Vorurteilen konfrontiert würden, die wir angesprochen haben. Zum Andern, weil sie sich ganz einfach nicht über ihre Sexualität identifizieren lassen wollen.


    Schwule und Lesben treten da wesentlich selbstbewusster auf.


    Sigrist: Das stimmt. Ihnen ist es gelungen, die Worte "schwul" und "lesbisch" so zu besetzen, dass dabei nicht gleich die Sexualität in den Vordergrund gerückt wird. Wenn wir heute diese Worte hören, denken wir an eine Lebensart, an eine Subkultur. Und bei "Bisexuell"? Da ist die Sexualität ja schon in der Bezeichnung drin.


    Müsste ein neues Wort her.


    Sigrist: Ich rede jeweils von "gleichgeschlechtlich liebend". Weil Liebe etwas ist, das alle nachvollziehen können, unabhängig von der sexuellen Orientierung.


    Sich zu verlieben ist an sich schon eine verwirrende Angelegenheit. Ist es emotional nicht furchtbar anstrengend, sich einmal in eine Frau zu verlieben, und dann wieder in einen Mann?


    Sigrist: Ich habe mich mit 13 in einen Jungen verliebt und mit 15 in ein Mädchen. Mir hat das keine Schwierigkeiten bereitet, aber das ist von Person zu Person verschieden. Natürlich, mit 18 dachte ich dann: Was bin ich eigentlich?


    Wann haben Sies herausgefunden?


    Sigrist: Bald danach, als ich mit der Popgruppe "Queen" in Berührung kam und deren Sänger Fredy Mercury, von dem man immer munkelte, er sei bisexuell.


    Haben Sie nie darunter gelitten, ihre sexuelle Neigung öffentlich gemacht zu haben?


    Sigrist: Nein, ich habe nie Diskriminierung gespürt. Vielleicht, weil ich eine dicke Haut habe und sozial immer gut eingebunden war.


    Wie ist eigentlich das Verhältnis der Bisexuellen zur Schwulen- und Lesbenszene?


    Sigrist: Es ist besser geworden. Früher warf man uns beinahe Verrat vor. Bisexuelle seien Opportunisten, die sich je nach gesellschaftlichem Umfeld mit einem gleich- oder gegengeschlechtlichen Partner zeigten, hiess es. Die Bisexuellen haben die Schwulen- und Lesbenszene verwirrt.


    Weil Bisexualität so viele Möglichkeiten offen lässt?


    Sigrist: Eindeutig. Wir sind in dieser Heterozentrierten Gesellschaft von einem Entweder-Oder-Denkschema geprägt. Entweder Hetero- oder Homosexuell. Dabei liegen die meisten Menschen irgendwo dazwischen.



    *Ursa Sigrist (44) ist Psychologin. Sie war 1994 an der Gründung einer bisexuellen Frauengruppe beteiligt und ist unter anderem für das "Lilaphon" tätig eine Auskunfts- und Beratungsstelle für lesbische und bisexuelle Frauen (www.lesbian.ch/lilaphon).




    BISEXUALITÄT


    Sind alle bisexuell?


    Bisexualität bedeutet das Nebeneinander von hetero- und homosexuellen Neigungen und Beziehungen. Bloss ist es schwierig, den Begriff genau einzugrenzen. Denn: Wo beginnt Bisexualität? Ist bisexuell, wer sexuelle Erfahrungen mit beiden Geschlechtern gemacht hat? Einmal? Immer wieder? Die Schätzung, wonach 1 bis 3 Prozent der Schweizer Bevölkerung bisexuell veranlagt seien, ist also mit Vorsicht zu geniessen.
    Sigmund Freud vertrat zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ansicht, alle Menschen seien im Kern bisexuell. Der US-amerikanische Sexualforscher Alfred Charles Kinsey kam nach Studien Ende der Vierzigerjahre zum Schluss, dass insgesamt nur gerade
    5 Prozent aller Menschen ausschliesslich hetero- oder homosexuell veranlagt seien. Die übrigen 95 Prozent lägen irgendwo dazwischen.

    http://www.tagesanzeiger.ch/le…h-lesbisch/story/30068912


    «Ich habe nie zuvor eine Beziehung zu einer Frau gehabt. Aber Lindsay ist jemand, den ich faszinierend, umwerfend, klug, aber auch superheiss finde», sagte eine 36-jährige Fotografin kürzlich zur «New York Post». Sie ist seit Kurzem mit besagter Lindsay zusammen, der Schauspielerin Lindsay Lohan. Diese wiederum ist auch erst seit zwei Jahren lesbisch. Nach jahrelangen Männereskapaden wechselte sie überraschend das Ufer und ist seither dem weiblichen Geschlecht zugetan.


    Auch andere prominente Frauen scheinen relativ offen zu sein, was ihre sexuelle Orientierung anbelangt. Cynthia Nixon, die Miranda aus «Sex and the City», verliebte sich ebenfalls von einem Tag auf den anderen in eine Frau. Und das nach 15-jähriger Beziehung zu einem Mann, dem Vater ihrer beiden Kinder.


    Spontan homosexuell
    Kann es sein, dass heterosexuelle Frauen sich plötzlich in eine Frau verlieben? «Ja», sagt Tim Kurt Wiesendanger, Psychotherapeut mit Spezialgebiet Homosexualität in Zürich. «Frauen sind in ihrer sexuellen Orientierung häufig variabler und offener als Männer.» Bei Männern dagegen zeige sich die sexuelle Orientierung schon im jugendlichen Alter deutlich – entweder schwul oder hetero. Es gebe zwar auch Frauen, die klar wüssten, dass sie lesbisch seien. Aber noch zahlreicher sei die Gruppe der Frauen, die eine grosse Offenheit zeigten, so Wiesendanger.


    Dass Frauen in sexueller Hinsicht variabler sind als Männer, hat auch schon der Sexualforscher Alfred Kinsey herausgefunden. Vor rund 70 Jahren entwickelte er die Kinsey-Skala, die Menschen entsprechend ihrer sexuellen Orientierung in eine Skala von 1 für heterosexuell bis 7 für homoexuell einordnet. Kinsey stellte fest, dass sich die Männer stark an den Polen orientieren, wogegen Frauen scheinbar weniger fixiert sind und sich breiter auf der Skala verteilen.


    Mal Frau, mal Mann
    Verschiedene Studien zeigen, dass Bisexualität unter Frauen weiter verbreitet ist als bei Männern, zumindest in westlichen Industriestaaten. Je älter, desto häufiger sind bisexuelle Neigungen. In den 90er-Jahren wurden 90 Frauen bei einer Gay-Pride-Parade zu ihren sexuellen Vorlieben befragt. Etwa die Hälfte der Frauen gab an, lesbisch zu sein, ein Drittel bezeichnete sich als bisexuell, die restlichen Frauen als unentschlossen.


    In den folgenden 10 Jahren wurden diese Frauen regelmässig befragt. Die Studienleiterin fand heraus, dass die meisten dieser Frauen sowohl Beziehungen zu Männern als auch zu Frauen führten. Auch Tim Kurt Wiesendanger kennt dieses Phänomen. «Für schwule Männer kommt Sex mit einer Frau meist nicht in Frage, auch nicht in der Fantasie. Frauen sind diesbezüglich häufig offener. Sie können sich – zumindest in ihrer Fantasie – häufig vorstellen, Sex mit Männern zu haben, obwohl sie eigentlich lesbisch sind.»


    Frauen geben vorerst dem Druck nach
    Bei Männern ist der spontane Wechsel zum Schwulsein weniger häufig verbreitet. Bei männlicher Sexualität spielt die Penetration oft eine entscheidende Rolle. Frauen erleben Sexualität oft ganzheitlicher. Was für sie erfüllend und eben auch mit einer Frau möglich sein kann, ist für Männer oft erst das Vorspiel. Das ist ein entscheidender Faktor, dass Frauen eher spontan eine homosexuelle Beziehung eingehen als Männer.


    Doch wie kann es sein, dass Frauen scheinbar von heute auf morgen ihre sexuelle Orientierung wechseln können, fast wie ihr Styling? Für Tim Kurt Wiesendanger ist die Erklärung relativ simpel: «Der gesellschaftliche Druck geht auch im Jahr 2010 immer noch in Richtung Heterosexualität. Dadurch geben Frauen, die in ihrer sexuellen Veranlagung eher offen sind, vorerst dem Druck nach und gehen eine Beziehung zu einem Mann ein.»


    Von heute auf morgen mit einer Frau durchgebrannt
    So ist zu erklären, dass Frauen plötzlich, oft auch nach der Geburt ihrer Kinder, ihre lesbischen Gefühle zulassen und sich in eine Frau verlieben. Die Männer müssen sich nun aber nicht fürchten, dass ihre heterosexuelle Frau oder Freundin von heute auf morgen mit einer Frau durchbrennt. «Es ist zwar möglich, dass eine Frau plötzlich ihre lesbische Seite entdeckt, aber oft ist die Tendenz zur Bisexualität schon früher da.»


    (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)