Beiträge von Peter Christen

    Hallo Anna


    Ich finde auch, dass es in diesem Forum, genau so wie in der Bi-Gruppe, die sich jeden ersten Donnerstag in Zürich trifft (http://haz.ch/beratungs-angebot/bisexuelle/treffpunkt), die grösste Bereicherung ist, wenn die Beteiligten von sich selber, ihrer gegenwärtigen Situation und ihren Erfahrungen berichten.


    Ich selber habe das Outing in verschiedenen Phasen erlebt: Als ich mit 16 meinen ersten Freund kennengelernt habe, war ich noch sehr naiv. Ich erzählte meiner Mutter ganz arglos, dass ich jetzt nicht mehr eine Freundin hätte, sondern einen Freund. Erst als meine Mutter besorgt reagierte mit der Bemerkung: "Ach, was sagt auch Pappi dazu.* realisierte ich, dass das ein Problem sein könnte. Meine Eltern bestanden darauf, dass ich zu einem Psychiater müsse. Beim Erstgespräch, das mit meinen Eltern stattfand, erklärte dieser klipp und klar, dass an meiner homosexuellen Neigung nichts zu ändern sei, das einzige was sie tun könnten sei, sich mit dieser Tatsache anzufreunden. An dieser Stelle muss ich meinen Eltern ein Kompliment machen, denn sie beherzigten den Rat des Psychiaters und willigten ein, meinen Freund kennenzulernen.


    Natürlich waren sie sehr erfreut, als ich dann ein paar Jahre später eine Frau kennenlernte, in die ich mich verliebte, und mich mit ihr verlobte. Doch als diese Liebesgeschichte endete, und ich wieder einen Freund hatte, akzeptierten sie auch das. Da meine Partner und Partnerinnen auch immer an Familienfesten willkomen waren, und dies mit einer schönen Selbstverständlichkeit, wusste bald auch meine gesamte Verwandschaft über meine Bisexualität bescheid. Auch wahrend den 25 Jahren, in denen ich verheiratet war, und einen Sohn hatte. Ich glaube das Wichtige dabei war die Selbstverständlichkeit. Dadurch war es nicht eine Frage, wer dies oder jenes akzeptieren würde und wer nicht.


    Aber Deine Frage geht ja um das Outing am Arbeitsplatz. Ich finde nur, dass der familiäre Hintergrund da eine grosse Rolle spielt. Ob man das wahr haben will oder nicht, der Rückhalt, der einem eine akzeptierende Verwandschaft geben kann, hat da eine grosse Auswirkung.


    Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass je selbstverständlicher dieses Thema für mich und meine unmittelbare Umgebung ist, desto freier und unverkrampfter kann ich damit auch im Berufsleben umgehen. Ich verstehe sehr gut, und weiss auch aus eigener Erfahrung, wie unangenehm es sein kann, in einer Gesprächsrunde zu sein, die alle darüber sprechen, was sie mit ihren hetrosexuellen Partnerinnen und Partner erleben, und man selber eigentlich mitsprechen möchte, blockiert ist, weil man meint, man müsse zuerst etwas klar stellen, bevor man mitsprechen und mitdiskutieren kann.


    Das Outing am Arbeitsplatz hatte für mich zwei Phasen: Am Anfang outete ich mich nur KollegInnen gegenüber, von denen ich annahm, dass sie diesem Thema tolerant gegenüberstehen. Das war schon mal eine Erleichterung, denn mit denen konnte ich offen sprechen. Doch mit der Zeit merkte ich, dass ein Ounting, wenn es den Charakter eines (schamhaften) Geständnisses hatte, mich doch immer in die Position dessen gebracht hat, der um Akzeptanz bat. Ich mich also in gewissem Masse auch erniedrigte damit um Verständniss zu bitten.


    Je selbstverständlicher für mich die Tatsache wurde, sowohl zu Frauen als auch zu Männern eine Liebesbeziehung haben zu können, desto selbstverständlicher begann ich dann auch in ganz gewöhnlichen Gesprächen, sei es am Arbeitsplatz oder in gesellschatlichen Gesprächen oder kurzen Zufallsbegegnungen (z.B. in den Ferien) anstatt von meiner Freundin von meinem Freund zu sprechen, ohne daraus ein expilzites "Geständnis" zu machen, sondern meine Bemerkungen da anzubringen wo es im Gespräch dazu dient Klarheit zu schaffen, damit ich auch mitsprechen, oder eine (gegewärtige oder vergangene) Geschichte erzählen kann.


    Meiner Erfahrung nach ist das Hintenherumgerede, die oder der sei doch schwul/lesbisch - auch am Arbeitsplatz - viel schlimmer. Oft ist es jedoch so, dass hetrosexuelle (in meinem Falle Männer) sich klar abgrenzen wollen und erklären, sie könnten sich nicht vorstellen, sich einem gleichgeschlechtlichen Partner sexuell zu nähern, sie sich aber eine Freundschaft mit gleichgeschlechtlichen Menschen, auch wenn diese homosexuell seien, aber nichts im Wege stehe. Das akzeptiere ich natürlich lachend, und das Eis ist gebrochen. In unserer westlichen Gesellschaft gilt es (gottseidank) heute schon beinahe zum guten Ton, dass Hettis mit schwulen FreundInnen oder Bekannten aufwarten können, damit sie ihre Toleranz beweisen können. ;)


    Ich weiss, dass dies ein langer Weg ist persönlich und gesellschaftlich. Er begann für mich da, wo ich meine eigene Bisexualität selber akzeptieren lernte, führte über das Outing der Familie gegenüber, in meinem Freundeskreis, am Arbeitsplatz, und dann auch dazu, dass ich mich in der Öffentlichkeit für LGBT-Anliegen (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) zu engagieren begann. An Gesprächsgruppen, Demos und Arbeitsgruppen beteiligte. Artikel schrieb, Radiosendungen für www.gayradio.ch machte und heute die Arbeisgruppe für Bisexuelle bei der HAZ leite.


    Heute bin ich pensioniert, blicke also auf ein reiches, bewegtes Leben zurück, lebe in einer intensiven Beziehung zu einem Mann, und schliesse eine schöne Freundschaft zu einer Frau, die meine Bisexuelitä akzeptieren und schätzen würde, nicht aus. Ich will nicht sagen, dass ich in Bezug auf Outing nun gar keine Probleme mehr habe. Ich merke, dass ich z.B. bei der Wohnungssuche nicht ohne weiteres beim Zivilstand angebe bisexuell zu sein. Ergibt sich aber z.B. bei der Besichtigung ein Gespräch, und ich werde auf meinen Beziehungsstatus angesprochen, scheue ich mich nicht mehr, offen zu sein. Es ist mir lieber abgewiesen zu werden, als Versteckspielen zu müssen.


    Ich wünsche Dir alles Gute, wünsche Dir, dass Du zuerst Dich so akzeptieren kannst wie Du bist, und dann auch Dein Umfeld diese Akzeptanz mit Dir teilen wird.


    Herzlich Peter

    Lieber Chis-Alexander


    Ich verstehe Deine Situation sehr gut. Ich bin selber 65 Jahre alt. Meine Frau hat sich vor zwei Jahren von mir scheiden lassen, weil ich dazu gestanden bin, dass ich mir auch die Nähe eines Mannes wünsche.


    Heute lebe ich alleine. Das was mir am meisten fehlt ist die Zärtlichkeit und die Geborgenheit. die ich in meiner Famile hatte. Leider ist dies in Männerbeziehungen gar nicht so einfach. Ich habe zwar eine Beziehug zu einem Mann, dieser zieht sich jedoch mit absoluter Regelmässigkeit immer wieder total von mir zurück, ist verschlossen und will nichts mehr mir mir zu tun haben. Ich leide sehr unter dieser Situation, und es geht mir auch da gleich wie Dir. Ich möchte gerne die Beziehung mit einer Frau wieder aufnehmen, denn die Geborgenheit und Zärtlichkeit, die mit einer Frau möglich ist, scheint mir mit einem Mann einfach nicht zu funktionieren. Aber auch ich habe Angst davor, eine Frau zu verletzen. Schliesslich hat sich meine Frau ja auch scheiden lassen, weil ich die Nähe eines Mannes suchte. Vielleicht gibt es irgendwo einen Mann, der genauso wie ich, das Bedürfnis nach Geborgenheit und Zärtlichkeit hat, aber ich habe ihn noch nicht gefunden.


    Im Moment geht es mir total verschissen, denn mein Freund ist wieder einmal in einer Phase, in der er überhaupt nicht mir mir kommunizieren will. Ich leide, denke aber, dass das auch eine Chance ist. Ich lerne mich selber zu lieben, und mir das zukommen zu lassen, was ich mir eigentlich von einem Partner wünschen würde. Das Leben scheint einem das zu geben, und den Partner zuzuführen, den man braucht, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen. Sei es in einem Partner, der sich einem verweigert, oder durch das Alleinesein.


    Ich wünsche Dir alles Gute

    Lieber Bicurious


    Ich persönlich finde anonyme Briefe problematisch. Würde ich so einen Brief erhalten, wäre ich sehr befremdet, es wäre mir unangenehm. Schon gar, in einer Situation, in der ich mit einer Familie zusammenlebe. Wer leert denn den Briefkasten? Wie erklärt Dein Bekannter z.B. seiner Frau was für einen Brief er erhalten hat, und was löst es in deren Beziehung aus, wenn er diesen Brief seiner Frau zeigt, wie immer seine Einstellung zum Thema Bisexualität sein mag, ich kann mir vorstellen, dass dies eine schwierige Situation schaffen könnte.


    Wäre ich an Deiner Stelle, ich würde viel eher das Gespräch mit diesem Bekannten suchen. Du musst ja nicht gleich mit der Türe ins Haus fallen, mit dem Angebot mit ihm Oralsex zu haben. Es gibt ja auch die Möglichkeit das Thema Bisexualität ins Gespräch zu bringen ohne sich selber zu outen und so zu spüren, wie offen, respektive ablehnend Dein Gegenüber damit umgehen kann. Offensichtlich ist es ja so, dass Du keinen anonymen Sex suchst, sondern das Vertrautsein mit diesem Mann Dir sehr wichtig ist. Also finde ich es angemessener, wenn du durch Gespräche, und eventuell gemeinsame Unternehmungen seine Nähe suchst, und sensibel und vorsichtig herauszufinden probierst, was zwischen Euch möglich wäre.


    Ich wünsche Dir alles Gute
    Peter

    Lieber Joshua


    Du lebst in einer Situation, die ich mir eigentlich wünschen würde, ich nehme aber wahr, dass Du Dich nun überfordert fühlst.


    Sicher ist es nicht einfach, so etwas einzugehen, wie Ihr das alle miteinander gemacht habt. Das Leben ist doch eigenartig. Sobald man längere Zeit in einer Situation ist, auch wenn man sie sich noch so sehr gewünscht hat, scheint sich der Blick zu verengen. Man verliert den Überblick, verliert sich in Details, und Kleinigkeiten werden zu unerträglichen Lasten, man fühlt sich gefangen in einer Situation, die man doch ursprünglich angestrebt hat.


    Es ist verständlich, dass daraus das Gefühl von Enge entsteht, und man den Wunsch bekommt, auszubrechen und noch einmal ganz von vorne zu beginnen zu können. Einfache und klare Verhältnisse zu schaffen.


    Das Bild von der Fliege im Bierglas kommt mir dazu in den Sinn. So lange sie auf dem Rand sitzt, sieht sie, dass das ein Bierglas mit etwas Bier darin ist. Begibt sie sich aber hinein, fällt in das köstliche Nass und beginnt mit den Flügeln Schaum zu schlagen, verliert sie den Überblick und erschöpft sich. Gelingt es ihr aber, wieder auf den Rand zu kommen, oder wenn die Flügel getrocknet sind, um das Glas herum zu fliegen, und es von weiter weg zu betrachten, sieht sie wieder das ganze, halbvolle Glas und kann sich frei entscheiden was sie weiter tun will.


    Ganz konkret: Hast Du die Möglichkeit ein bisschen Abstand zu nehmen? Wenn es Dir nicht gelingt, dies innerlich zu tun, während Du in der Situation bist, kannst Du Dir organisieren, dass Du für eine gewisse Zeit auch räumlich Abstand nehmen kannst?


    Sich auf sich selber besinnen, frei durchatmen tut manchmal gut. Sei es auch nur, um festzustellen, dass man die Menschen, die man zurückgelassen hat lieb hat.


    Ich wünsche Dir trotz allem frohe Festtage. Vielleicht geben sie Dir die Möglichkeit zum Durchatmen.


    Herzliche Grüsse


    Peter

    Lieber Pat


    Ich verstehe Dein Dilemma sehr gut, und Du fragst nach Erfahrungen. Ich bin unterdessen schon bald 64 Jahre alt, und stelle Dir gerne meine Lebenserfahrung zur Verfügung. Das heisst nicht, dass ich glaube es müsse so sein, wie ich es erlebe und erlebt habe, aber es ist meine Wahrnehmung zum Thema Bisexualität:


    Ich erlebe, dass Beziehungen zu Frauen oder Männern verschiedene Seiten in mir ansprechen:


    Eine Frau vermittelt mir viel stärker das Gefühl von Verbindlichkeit in einer Partnerschaft als ein Mann. Die Frau ist wahrscheinlich in unserer Kultur instinktiv eher daran interessiert, eine Beziehung zu finden, die ihr Sicherheit, Geborgenheit und Dauer vermittelt. Mit ein Grund kann unter Umständen der Wunsch sein, mit einem Partner zusammen Kinder gross zu ziehen. Alleinerziehend zu sein ist nicht einfach in unseren sozialen Strukturen. Kinder zu haben bedeutet eine grosse Aufgabe. Man verpflichtet sich damit für mindestens 18 Jahre, wenn auch nicht dem Partner, so doch den Kindern gegenüber. Ich selber war verheiratet, bis mein Sohn 19 Jahre alt war. In dieser Zeit habe ich gänzlich darauf verzichtet, sexuelle Kontakte zu Männern zu haben, da ich meine Familie nicht gefährden wollte.


    Meine Frau wusste von Anfang an Bescheid über meine Bisexualität. Ein ehemaliger Freund von mir war einer der Trauzeugen. Eigentlich waren ich, und mit der Zeit auch meine Frau, der Meinung, mein Verlangen nach sexuellem Kontakt mit einem Mann würde sich von selbst erledigen, zumal die körperliche Beziehung zu meiner Frau sehr schön und befriedigend war, und mein Wunsch nach einem Familienleben mit Kindern sehr gross. Ich war ein treusorgender Ehemann und Vater. Nach etwa 18 Jahren hat sich aber die Verdrängung dieses Wunsches grausam gerächt, in dem ich ernsthaft, ja sogar lebensgefährlich, krank wurde. Bei der Aufarbeitung meiner Krankengeschichte mit Hilfe eines Psychologen wurde mir klar, dass ich meine Neigung zu Männern wieder Beachtung verschaffen musste, und so kam ich vor gut drei Jahren in die Gruppe für Bisexuelle.


    Dort lernte ich einen Mann kennen, in den ich mich verliebte. Meine Frau ertrug dies nicht, und liess sich scheiden. Ein für beide Seiten sehr schmerzhafter Prozess. Mein inzwischen beinahe erwachsener Sohn konnte damit gut umgehen, kannte er doch von Kindheit an meine Lebensgeschichte.


    Und jetzt komme ich auf den Unterschied, wie ich Beziehungen zu Männern erlebe. Für mich ist der geistige aber auch der körperliche Zugang zu Männern viel einfacher und direkter, als der zu Frauen. Einen Mann verstehe ich nicht nur in seinen Gedanken und Emotionen, sondern auch in seiner Sexualität viel besser. Es scheint in der Natur des (bisexuellen) Mannes zu liegen, sich selber und seine sexuellen Möglichkeiten bis in die tiefsten Tiefen ausloten zu wollen und sich selbst in verschiedensten Situationen zu erleben. Sei es mit einer Frau, bei der er seine Männlichkeit erleben kann, oder bei einem Mann, mit und durch den er sich selber erfahren kann, bis hin zum Wunsch, sich bedingungslos hinzugeben. Dies kann zu sehr intensiven Erlebnissen führen, und wer dies einmal erfahren hat, kommt nicht so schnell wieder davon los.


    Die Kehrseite der Beziehung zu Männern habe ich so erfahren, dass alle mit denen ich eine Liebesbeziehung eingegangen bin, gar nicht beziehungsfähig waren, respektive nicht bereit, sich auf eine dauerhafte, ernsthafte, liebevolle Partnerschaft einzulassen. All meine Männerbeziehungen endeten schmerzhaft. Dies führte jedes mal dazu, dass ich mich wieder nach einer verbindlichen Beziehung mit einer Frau sehnte, mit dem Resultat, dass ich mein Verlangen nach Männern unterdrücken musste, denn es hat sich bisher in meinem Leben keine Frau gefunden, die sich über längere Zeit damit einverstanden erklären konnte, dass ich auch Männer liebe, respektive zwei Liebesbeziehungen lebe.


    Fazit aus meiner Lebensgeschichte ist, dass es für einen (bisexuellen) Menschen unbedingt erforderlich ist, dass er, oder sie, ein absolut eigenständiges Leben führt, in sich selber ruht und die Sicherheit und Geborgenheit aus sich selber bezieht und nicht von anderen Menschen, sei dies nun eine Frau oder ein Mann, und dass er oder sie wenn möglich sorgfältig mit Kinderwünschen umgeht.


    Leider gibt es in unserer Gesellschaft weder Vorbilder von Bisexuellen, denen es gelungen ist, ein erfülltes glückliches Leben zu führen, noch Vorbilder, wie Beziehungen funktionieren könnten, in denen der eine oder beide Partner auch die Liebe zum eigenen Geschlecht leben. Hier gilt es, aus all den Erfahrungen, die bisexuelle Menschen machen, zu lernen und Pionierarbeit zu leisten.


    Vielleicht ist auch die www.polyamory.ch (oder .de) Bewegung eine Möglichkeit, sich einen Freundeskreis zu schaffen, in dem andere Lebensformen gesucht und gelebt werden. Der Anteil von Frauen und Männern, die sich zu ihrer Bisexualität bekennen ist überdurchschnittlich hoch.


    Du siehst, ich kann Dir leider keine Erfahrung mitteilen, wie es konkret funktionieren könnte. Ich wünsche Dir aber alles Gute, und dass Du für Dich den Weg findest, der richtig für Dich ist.


    Ich finde übrigens auch, dass ein Coming-Out auf keinen Fall verfrüht, und schon gar nicht von Deiner Freundin in Deinem Freundeskreis, gemacht werden sollte. Nimm Dir Zeit und gehe vorsichtig mit Dir selber um dabei.


    Herzliche Grüsse


    Peter

    Jetzt habe ich den Error auch bekommen. Ich habe auf abonnieren geklickt beim Thema von Michael, und dann ist es passiert:



    Serverfehler!


    Die Anfrage kann nicht beantwortet werden, da im Server ein interner Fehler aufgetreten ist. Der Server ist entweder überlastet oder ein Fehler in einem CGI-Skript ist aufgetreten.


    Sofern Sie dies für eine Fehlfunktion des Servers halten, informieren Sie bitte den Webmaster hierüber.
    Error 500
    biforum.haz.ch
    Mon Aug 20 17:05:44 2012
    Apache/2.2.22 (FreeBSD) mod_ssl/2.2.22 OpenSSL/1.0.1c mod_hcgi/0.9.4 DAV/2

    Am Donnerstag, 05. Juli 2012 fand wie jeden ersten Donnerstag im Monat der Bi-treff statt. Das Thema, das sich nach der Vorstellungs- und Befindlichkeitsrunde herauskristallisierte, war die Symbiose-Problematik, respektive die Identitätsfindung. Sieben bisexuelle TeilnehmerInnen, zwei Frauen und fünf Männer gaben ihre ganz persönlichen Erlebnisse zu diesen Themen in die Runde. Die Aussagen waren wie immer offen und ehrlich und gingen sehr in die Tiefe. Weil wir die strikte Abmachung haben, keine persönlichen Aussagen aus dieser Gruppe nach aussen zu tragen, beschreibe ich hier auch nicht die einzelnen persönlichen Erlebnisse, sondern versuche die Quintessenz dieses Abends, die Einsichten, die wir gemeinsam erarbeitet haben, hier zu schildern.


    Nach den persönlichen Erlebnisberichten versuchten wir den Begriff Symbiose anhand der Erlebnisberichte genauer zu definieren. Der Begriff wird in der Biologie dafür gebraucht, das Zusammenspiel eines Wirtes und eines Gastes zu beschreiben, wie z. B. bestimmte Pilzarten von einem Baum Kohlenhydrate beziehen, im Gegenzug dem Baum Mineralstoffe und Wasser aus dem Boden liefern.
     
    Die Wikipedia sagt zum psychologischen Begriff Symbiose: „Eine Symbiose in Partner-Beziehungen zwischen Erwachsenen besteht bei krankhafter Abhängigkeit eines oder beider Partner. Hier ist die frühkindliche Abhängigkeit von der Mutter nicht in einem gesunden Entwicklungsprozess aufgelöst worden, sondern besteht weiterhin oder wird auf den Partner oder andere wichtige Bezugspersonen übertragen. Als Sucht kann sich dies in Form von Beziehungssucht, Co-Abhängigkeit bis hin zur Hörigkeit äußern.“
    Problematisch wird die Beziehungs-Symbiose für die Beteiligten, weil darin meistens eine Rollenverteilung stattfindet. Die eine Seite gibt z.B. alle eigenen Wünsche nach Individualität auf und lebt ganz und gar nach den realen und fantasierten Ansprüchen, die der Symbiosepartner stellt ob sie nun ausgesprochen sind oder nicht. Die andere Seite nimmt all die Dienstleistungen und Hilfestellungen an und lebt vermeintlich ihr eigenes Leben, ist aber nicht unabhängig und alleine oft gar nicht Lebensfähig. Häufig findet in Krisenzeiten auch die Rollenverteilung statt, dass die eine Partei ängstlich klammert, und/oder eifersüchtig ist, nicht loslassen kann, und das Gegenüber sich eingeengt fühlt und Ausbruchswünsche entwickelt.
    Praktisch alle Anwesenden haben so eine Situation in einer heterosexuellen Partnerschaft erlebt. Entweder löste sich die Symbiose, weil sie das homosexuelle Verlangen dazu trieb, oder sie lösten die Symbiose aus innerer Notwendigkeit und fanden dann in der neuen Freiheit den Zugang zu ihrer Bisexualität.
    Doch auch gleichgeschlechtliche Beziehungen sind vor Symbiosewünschen nicht gefeit, die Regulierung von Nähe und Distanz ist wie in einer gegengeschlechtlichen Partnerschaft eine Aufgabe, die gelöst werden will.


    Hier entdeckten wir den Unterschied zwischen Symbiose und dem Wunsch nach Verschmelzung mit dem geliebten Menschen. Oft ist es so, dass gerade bei gleichgeschlechtlichen Begegnungen extrem intensive Nähe entsteht, da der Zugang zur Gedanken- und Gefühlswelt sowie zur Sexualität als einfacher und direkter erlebt wird, und eine zärtliche, liebevolle, tiefgehende Berührung auf allen Ebenen stattfindet. Der Wunsch nach Verschmelzung führt aber nicht automatisch zur Symbiose wenn er im vollen Bewusstsein zugelassen wird, dass es sich bei der Verschmelzung um eine vorübergehende Nähe handelt. Das Erlebnis, sich im anderen zu Spiegeln, sich in ihm zu erkennen, mit ihm einig und eins zu sein ist wahrscheinlich einer der schönsten Zustände, die in einer Begegnung zweier Menschen stattfinden kann. Bedingung, dass dies nicht zur Symbiose ausartet ist, dass sie zwei Individuen erleben, die zur gegebenen Zeit wieder zurück in ihre eigene Individualität, in ihr eigenes Leben finden, dahin, wo die eigenen Bedürfnisse wahrgenommen und gelebt werden können und auch die Unterschiede der beiden Persönlichkeiten anerkannt und geschätzt werden, oder bei Unstimmigkeiten eine ehrliche Auseinandersetzung stattfindet.

    Lieber Bifl


    Ich begreife, dass dich die ganze Geschichte jetzt sehr umtreibt, und Du nach Lösungen suchst. Was Du schreibst ist alles sehr gut nachvollzierbar. Du stellst zwei Fragen, die ich so verstehe, dass Du Dich fragst wann und wie Du Deiner Frau all Deine Gedanken und Wünsche näher bringen kannst, ohne dass sofort eine Katastrophe ausgelöst wird. Das finde ich auch vernünftig und richtig.


    Grundsätzlich ist es ja nicht das erste Mal, dass dieses Thema in eurer Beziehung aufkommt. Offensichtlich war da schon eine Phase vor etwa zwei Jehren, in der ihr Euch damit auseinandergesetzt habt. Auch wenn ihr in der Zwischenzeit nicht mehr darüber geredet habt, wird es deshalb für Deine Frau nicht ein Schock sein, wenn Du es wieder ansprichst.


    Ich glaube aber, dass es wichtig ist, dass Du nicht gleich mit der Türe ins Haus fällst, respektive die Katze mit dem Schwanz anfängst, indem Du damit beginnst, dass Du Deinen Freund heiraten möchtest, und dich deshalb scheiden lassen willst. Das wäre sicher ein Schock für Deine Frau. Ich würde Dir deshalb empfehlen, zuerst einmal grundsätzlich wieder auf das Thema zu sprechen zu kommen, und vorsichtig und liebevoll abzutasten, wie viel Verständniss Deine Frau inzwischen dafür entwickelt hat. Sie hat ja sicher auch darüber nachgedacht in den vergangenen zwei Jahren.


    Wegen dem Zeitpunkt möchte ich auch ein Sprichwort ins Spiel bringen, das heisst, man solle das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. Wenn es Dir möglich ist, zuerst einmal ganz vorsichtig auf das Thema zu kommen und vorzuschlagen, dass ihr die Ferienzeit dazu benuntzt um alles in Ruhe zu diskutieren und nach Lösungen für die Zukunft zu suchen, würde ich das sehr erwachsen und vernünftig finden. Vielleicht schaut ihr, dass ihr die Ferien ohne die Kinder verbringen könnt, sie zu den Grosseltern gebt oder so.


    Auf jeden Fall finde ich, dass Du Dir eine Begleitung in Form einer Beratung oder Therapie organisieren solltest. Eine Möglichkeit ist, mit mir einen Termin abzumachen (ich bin der Leiter, der Bisexuellen Arbeitsgruppe Zürich, der HAZ) oder dass Du an das Treffen von nächstem Donnerstag kommst, da könntest Du Dir die Meinung von einigen Menschen anhören, die in einer ähnlichen Situation sind oder waren wie Du.


    Also, bitte überstürze nichts, sondern suche Gespräche. Mit Deinem Freund, mit uns, und schlussendlich mit Deiner Frau


    Ich wünsche Dir von Herzen Kraft und Besonnenheit alles in Ruhe anzugehen.


    Herzliche Grüsse


    Peter 078 736 12 04

    Lieber bifl
    Doch, Du bist goldrichtig hier. Das Bi-Forum soll Menschen, die in einer heterosexuellen Beziehung leben und in sich die Neigung zum eigenen Geschlecht fühlen, ein Ort sein an dem man sich austauschen kann. Es hat auch mir viel geholfen, als ich seinerzeit nach 25 Jahren Ehe in einer Psychotherapie darauf gekommen bin, ich müsste meine homosexuelle Seite, die ich während der ganzen Zeit verdrängt hatte, wieder anschauen, und einen Weg finden, damit umzugehen. Ich besuchte auch den Bi-Treff, der jeden ersten Donnerstag im Monat stattfindet, bei dem man sich persönlich austauschen kann. Am Anfang war ich schockiert von dem was ich da zu hören bekam, weil wenig Geschichten waren, in denen sich die Familie aufrecht erhalten liess. Es gab da Männer, die, zum Teil mit Wissen ihrer PartnerInnen, nur flüchtige Sexkontakte mit Männern hatten und nach wie vor in der Beziehung mit einer Frau, mit oder ohne Kindern, lebten. Die meisten aber waren in erheblichen Schwierigkeiten oder gescheitert, und lebten jetzt getrennt von ihren Familien oder Frauen.
    Trotzdem war und ist es für mich sehr wert voll, mich mit anderen Bisexuellen auszutauschen, denn jeder hat seine eigene Geschichte, die neue, für mich überraschende Wendungen und Einzelheiten haben. So gelingt es auch, die eigene Geschichte zu relativieren, und zu sehen, dass man mit diesem Thema nicht alleine ist. Vor allem waren es bei mir die Schuldgefühle, mit denen ich am Anfang fertig werden musste. Ich war schuld, dass die Familie auseinandergebrochen ist, dass wir alle aus dem Einfamilienhaus ausziehen mussten, das unser aller Heimat für lange Zeit gewesen war. Dazu kam, dass meine Frau mir heftige Vorwürfe machte.
    Das alles ist nun drei Jahre her. Inzwischen hat jeder von uns einen neuen Platz im Leben gefunden. Mein Sohn studiert im 4. Semester Deutsch und Englisch an der Uni und ist froh, in Zürich zu wohnen und nicht mehr auf dem Land. Meine Ex-Frau ist wieder glücklich verheiratet und ich lebe in der gleichen Stadt wie mein Freund, nur 5 Minuten mit dem Velo entfernt. Mit meiner Ex-Frau habe ich ein freundschaftliches, entspanntes Verhältnis und die Beziehung zu meinem Sohn ist völlig ungetrübt.
    Ich masse mir nicht an, dass ich den einzig richtigen Weg kenne. Man kann sich in der Situation in der Du jetzt bist nicht vorstellen, dass man all die Schwierigkeiten überlebt, und dass alles einmal „wieder gut wird“. Trotzdem lohnt sich der Schritt, zu seinen Gefühlen und Bedürfnissen zu stehen. Für mich fühlt es sich heute an, wie wenn ich noch ein Leben mehr dazu geschenkt bekommen hätte, und ich bin dankbar dafür.

    i know you have heard this before, so bear with me as i repeat what most of you may or may not know....
    i come from a culture where bisexuality is legal, recognised and celebrated.
    When a communtiy like mine can afford to recognise Bisexuality then
    there is cause to celebrate because in my eyes a society more
    patrachical than mine could hardly exist!
    Just
    thinking of the patriachy makes me burn with anger, but let me get back
    on track, before i wander into all those tradional and cultural
    huddles. Where were we, ohhh yes, we were about to celebrate the
    acceptance of bisexuality in my PATRIACHIAL community! Bring out the
    champagne and cigars, no, actually make it beer and weed, if we want
    to make this whole discussion as realitic as possible, being African i
    can relate better to the latter !
    Lets party get all drunk and high, lets celebrate BISEXUALITY!
    Bisexuality.
    Bisexuality. What does this term mean?
    Can
    it be scentifically proven the homosexuals or hetrosexuals are born
    that way? If not why does the whole world want to try and scientifically
    prove or catergorise bisexuality?
    I
    mean it is as absurd as the Swiss immigration sending a letter to an
    immigrant after 8 yrs of marriage and 12 years of living in Switzerland
    asking the immigrant
    1. why did you get divorced after 8 years of marriage?
    2. Did you see this coming when you applied for citizenship?
    3.what were the factors that lead to the divorce?
    For those of you who don't see the similarity, i will try and point it out as best as i can.
    This is why we celebrate bisexuality in my culture.
    We
    have a tradition that required every teenage girl to attend private
    lessons at specifically choosen 'aunties' who taught them the art of
    pleasing their future husbands. This mean't the 'aunt' would not only
    teach the girl how to cook but also give her through lessons on how to
    sexually please her man. The 'aunt ' would assume the role of the
    husband to be, and performing the husband's part in the sexual act
    during the lessons using a semi ripe sweet banana
    (they are the smaller, shorter kind), well, for luck of a dildo and
    also because the girls were still required to be virgins on their
    wedding night. This way the young girl had her practical lessons but
    remained a virgin.
    Needless
    to say, for a long time any young woman who didn't attend the school
    (not that you had a choice) could never be married of. I grew up around
    that time when this practice was still obligatory and i willingly took
    part because i wanted to be the best possible wife any man could dream
    of in a culture that believes the way to a man's heart is through his
    stomach and his sexual desire.
    So in this sence and ONLY in this sence my community almost worshipped bisexuality.
    I say this because i need you to realise that bisexuality, before the 'schooling' period and after the 'schooling' period was NOT tolerated!!!
    I shudder to think what would happen to any woman who dared openly
    practice her bisexual desires after or before this time....
    So in answer to question number two
    No,
    *%*% ...... i didn't think see the divorce coming when i appiled for
    citizenship just like i didn't think i would end up being bisexual when i
    was sent of to the sexual education school either!

    Some
    of you may argue telling me that was rather obvious, that i have my
    cultural upbringing to blame for my bisexualtiy but then, how do you
    explain all the other girls who had the same education and turned out
    completely hetrosexual?
    In
    my humble opinion, i would say society doesn't want to accept
    bisexuality because they don't know how to handle it, it doesn't fit
    neatly in their structured catergorised ,well studied enviroment. In
    saying so i also understand why they would rather not address or
    confront it. They scorn me and tell me i just want to have both sides
    of the pie, i understnad that too.
    It
    took a really long time for me to accept my attraction to women and to
    be able to admit it to someone else. Till today, i choose very carefully
    who i share this piece of information with because you can never
    anticiapte anyone's reactions even if you think you know them well
    enough.
    For
    those of you who think bisexuals are such nymphos who just want to have
    a piece of any pie, you need to know that as a bisexual person, we go
    through alot of turmoil wondering why we can't just be attracted to one
    sex. I used to get embarrased and throughly confused when i got
    attracted to women. Being the first girl in my family, i was mean't to
    be an example to my sibblings and yet i was damaged, not normal, atleast
    not sexually.Out of the fear of setting a bad example, i was single for
    a very long time, ashamed of my feelings. I didn't dare confess my
    thoughts to anyone for all my teenage life until in my early twenties i
    finally met a married woman who introduced me to the idea of having a
    partner who accepted you just the way you were. The idea of meeting
    someone who would accept me the way i was gave me a new purpose in life.
    I came ot of my dark corner, suddenly i stopped being the shy, unsure,
    moody, and frustrated girl i was and blommed to become the witty, happy
    go lucky almost always smiling woman i should have been.
    In
    my next entry i will answer the questions 1 and 3 of course i will
    include what my thoughts on the similarities are ....dinner is calling


    (Person known to the administrator)

    Am letzen Bi-Treff im HAZ-Centro stand,
    ausgelöst durch das konkrete Erleben eines Teilnehmers, das Thema
    „Gleichzeitigkeit der Gefühle“ im Mittelpunkt. Er hatte sich am
    Morgen von seiner Frau verabschiedet, um den Rest des Tages und die
    kommende Nacht mit seinem Geliebten zu verbringen. Auf dem Weg nach
    Zürich realisierte er, dass er gleichzeitig Vorfreude auf die
    Begegnung mit dem Mann, aber auch den Trennungsschmerz von seiner
    Frau empfand und fand es schwierig, mit dieser Gleichzeitigkeit
    umzugehen. Die Gruppe war einverstanden, auf dieses Thema einzugehen.
    Jeder Einzelne gab in die Runde, was dieses Thema bei ihm auslöste.
    Wir hörten jedem zuerst aufmerksam zu, dann stellten wir
    Verständnisfragen. Hier eine Zusammenfassung:



    Es scheint das Wesen der Bisexualität
    zu sein, im Widerstreit mit sich selber und den anderen zu leben. Wir
    stellten bald fest, dass wir dabei vorerst bei uns selber und unserem
    eigenen Umgang mit dieser Gleichzeitigkeit bleiben wollten. Dass es
    vorerst einmal darum gehen sollte, zu schauen, was ein solcher
    Widerspruch bei uns selber auslöst und wie jeder Einzelne damit
    umgehen kann.



    Als erstes tauchte der Vorschlag auf,
    Begegnungen nicht zu schnell aufeinander folgen zu lassen, nicht vom
    Abschied eines geliebten Menschen unmittelbar in die Begegnung mit
    dem anderen Geliebten zu gehen, sondern einen Freiraum zu schaffen,
    in dem man sich auf sich selber besinnt, zu sich selber kommen kann.
    Ein nicht leichtes Unterfangen, in unserer heutigen, hektischen Zeit,
    in der wir uns gewohnt sind, von Event zu Event zu hechten, sich die
    Termine drängen. Zu sich selber kommen, nachspüren was gerade
    gewesen ist, und sich einstimmen auf das Neue, das bevorsteht wäre
    angesagt.




    Doch schon bald drängte sich auch auf,
    dass das Einverständnis aller Beteiligten ein wesentliches Element
    ist, dass man sich in dieser Situation wohl fühlt. Je offener die
    Situation gelebt wird, und je sicherer man sich des Einverständnisses
    aller Beteiligten sein kann, desto leichter ist es, sich auf sich
    selber zu konzentrieren.




    Dass dieses Einverständnis nichts
    Selbstverständliches sei, und als eine wertvolle Ausnahme gelten
    dürfe, stand bald einmal im Raum. Einer der Teilnehmer schilderte
    ausführlich und sehr emotional, was es bei ihm ausgelöst habe, als
    seine Frau ihm das Ultimatum stellte, er müsse sich entscheiden
    zwischen ihr und dem Mann, den er eben kennengelernt hatte. Das habe
    ihn in eine solche Seelennot gebracht, dass er mit stundenlangen
    Heulkrämpfen und Selbstmordabsichten in eine psychiatrische Klinik
    eingeliefert werden musste. Heute sei er geschieden.




    Als weiterer Aspekt tauchte auf, dass
    das Einverständnis nicht nur auf einer verbalen Konsensebene
    vorhanden sein muss, sondern, dass es auch gefühlsmässig stimmen
    muss. Alle Abmachungen, auch wenn sie noch so klar sind, tragen eine
    gefühlsmässige Komponente in sich. Gelingt es einem, diese auch
    anzusprechen und im wahrsten Sinne des Wortes „wahr zu nehmen“,
    kann man sich in so einer Einverständniserklärung niederlassen und
    es wird die darunterliegende Ebene, die man in der
    prozessorientierten Lösungsfindung als „Traumebene“ bezeichnet
    zugänglich. Diese Traumebene beinhaltet das, was wir alle uns als
    Menschen wünschen, nämlich bedingungslos geliebt und akzeptiert zu
    werden und in Frieden und angemessenem Wohlstand in Sicherheit zu
    leben. Gelingt es, in einer Partnerschaft sich auf dieser Ebene zu
    finden, ist vieles möglich. Auch das Einverständnis, dass der
    Partner nicht nur das Gegengeschlecht, sonder auch das eigene liebt,
    und beide Beziehungen braucht, die zu einer Frau und zu einem Mann,
    um Liebe vollständig zu leben.

    Lieber Jean-Pierre
    Danke für Deinen Beitrag und die Offenheit, in der Du schreibst. Es ist nicht einfach, Bisexualität zu leben, das erfahren wahrscheinlich alle Bisexuelle. Schön, dass Deine neue Freundin tolerant, und wie Du sagst "cool" reagiert hat auf Deine Geschichte mit dem acht Jahre älteren Ferienhausnachbahrssohn. Es ist auch relativ einfach, Vorkommnisse aus der Vergangenheit eines Partners zu akzeptieren. Du spürst aber wahrscheinlich richtig, dass es schwieriger wird, wenn es sich darum handelt jetzt, während der Beziehung zu dieser Frau, Deine Bisexualität konkret auszuleben. Ich würde Dir empfehlen, dies mit ihr zu thematisieren und dabei herauszuspüren, wie weit sie Männerkontakte von Dir akzeptieren könnte. Sie heimlich zu leben, Deine Männer-Treffen, würde ich Dir nicht empfehlen. Es ist verletzender zu erfahren, dass man in einer Beziehung hintergangen wurde als damit konfrontiert zu werden, dass der Partner Wünsche und Fantasien hat, die er einem anvertraut. Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft eine vertrauensvolle und offene Beziehung aufzubauen.
    Herzliche Grüsse Peter

    Lieber loveyou
    Danke für Deine Offenheit und Dein Vertrauen. Ich habe zuerst eine Verständnisfrage. Du schreibst, dass Du Angst hast vor dem Moment, in dem Dein Bi-Freund kommt und sagt, er hätte wieder eine Frauen-Beziehung. Heisst das, dass er im Moment single ist? Ich nehme an ja. Für mich ist es ein Unterschied, ob ein Bi-Mann in einer heterosexuellen Beziehung lebt und deswegen sich nicht intensiver mit Dir einlassen will, weil er eine bestehende Beziehung nicht gefährden will oder ob er im Prinzip alleine lebt.
    Ich kann mir vorstellen, dass es für Deinen Bi-Freund nicht einfach ist, sich auf eine tiefere Beziehung mit einem Mann einzulassen, wenn er seine Bisexualität, wie Du schreibst, im „geheimen“ lebt. Wahrscheinlich ist er sich nicht sicher, kann sich nicht dazu entscheiden, die Konsequenzen die sich daraus ergeben würden zu tragen und fürchtet sich davor, sich entscheiden zu müssen.


    So oder so ist es für einen Menschen, der bisexuell empfindet, aber hauptsächlich heterosexuell lebt, nicht einfach, mit der Tatsache umzugehen, dass er sich auch zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Bisexualität ist meiner Meinung nach immer mit einer inneren Zerrissenheit verbunden, denn am liebsten möchte man beides haben, aber das ist – wenigstens aus meiner eigenen Erfahrung heraus - nicht so einfach, denn man bräuchte dazu neben der eigenen Reife und Souveränität ja auch noch zwei Menschen, einen Mann und eine Frau, die mit so einer Situation umgehen könnten.


    Es ist natürlich auch eine Frage der Reife und der Beziehungsfähigkeit wie weit es einem gelingt, oder wie weit man den Wunsch hat, sich auf eine ernsthafte, verbindliche Beziehung einzulassen. Sei dies nun mit einer Frau oder einem Mann.


    Aber das ist reichlich theoretisch, was ich da schreibe. Ich begreife, dass die Situation für Dich gefühlsmässig schwierig ist. Es ist schwierig, einen Menschen, den man liebt, so weit loszulassen, dass er selber seinen Weg finden kann und zu ertragen, dass dieser Weg möglicherweise von einem weg führt. Auf der anderen Seite besteht meiner Erfahrung nach durchaus die Möglichkeit, dass die Beziehung zwischen Euch beiden so stark wird, dass Dein Freund je länger je mehr zu Dir, und damit auch zu seiner homosexuellen Seite stehen kann, und sich neu als bisexuell definiert und in seinem Umfeld auch outen kann. Das braucht aber viel Geduld und Toleranz von Deiner Seite, und hier stellt sich die Frage, ob Du Dir das zumuten willst und kannst. Es wird immer wieder zu Situationen kommen, in denen Dein Bi-Freund von Zweifel geplagt wird und Abstand braucht, um selber Klarheit zu finden. Ich glaube nicht, dass die Tatsache, dass er eine Frau kennenlernt zwangsläufig bedeuten würde, dass er kein Bedürfnis mehr hätte, Dich zu sehen und mit Dir zu schlafen. Die Frage ist einfach, ob Du das ertragen könntest. Wahrscheinlich spürst Du aber selber, wie wertvoll dieser Mensch für Dich ist, und ob es sich lohnt.


    Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft.

    Also ich bin schon froh, über die Uussag vo de Frau Ruthstrom, dass e Situation vonere Versuechsaaordnig imene Labor, wo mer mit Hut und Haar und sogar de Genitalie verkabled und mit wüsseschaftlicher Akkribie beobachtet Sexfilm vorgfüert überchunnt, nie mit dere vom tägliche Läbe chan vergliche werde, und scho gar nöd enere privatime Situation i dere Mänsche mitenand e Beziehig und Sexualität läbed.


    Überhaupt find ichs e Zuemuetig für Eus Bisexuelle. Warum mues mer wüsseschaftlich bewiise, dass es eus git und dass mir eus zu beidne Gschlächter hiizoge fühled? Scho de Kinsey hät bewise, dass es zwüsched reiner Hetrosexualität, Bisexualität und Homosexualität alli Schattierige git. Er hät aber näbed physische Versuechsaaordnige au mit de Mänsche gredt, ihne Frage gschtellt und ene glaubt, das was sie säged. Ich findes absoluut unzuelässig en Mänsch uf sini Sexualität z reduziere und nur di elektronisch mässbare Reaktione a sine Genitalie als obiektivi Wahred la gälte. Das was zwüsched zwei oder mehrere Mänsche passiert findet uf so villne verschidene Ebene statt, und ich glaube, dass es wesentlicheri git als die vo de Sexualität. Es sei dänn, mer erläbi und erfahri Sexualität als öppis abgschpaltes, wo zum Alltag und zu de Beziehige kein Bezug hät.


    Sicher, das gits au. D Situation vo villne Bisexuelle isch ja, dass sie sich entweder als heterosexuell erfahred, oder inere heterosexuelle Beziehig läbed. Da chans natürlich vorcho, dass wänn so öppert entdeckt, dass er sich körperlich au zum gliiche Gschlächt hiizoge fühlt, er das abspaltet, nöd will wahr haa. Dänn passiert eigentlich öppis ähnlichs, wie bime Hetero wo ines Puff gaht. Mer machts zwar, hät villicht debii es schlächts Gwüsse, will mer nöd würklich iiverschtande isch mit dem was mer macht, und dänn verdrängt mers so rasch und so guet als möglich wider, bis es eim s nächschti mal wider „passiert“. De Underschied isch, dass bime Puffbsuech de Hetero nur gäge sis schlächte Gwüsse aakämpfe mues, de Bisexuelli aber, wo sich als Abentüür en andere Maa suecht, mues gäge sis schlächte Gwüsse aachoo, aber wahrschinlich mues er au no gäge d Angscht kämpfe, er chönnti schwul sii. Er möchti das lieber nöd zume Thema werde laa. Weder bi sich sälber, geschwige dänn i sinere Beziehig zu sinere Partnerin.


    Bisexualität isch es heikels, vo eusere Gsellschaft vehemänt verdrängts Thema. Für das isch die Studie scho guet, wo probiert objektiv z bewiise, dass es Mänsche git, wo uf beidi Gschlächter sexuell reagiered. So chan sich öppert wo das au hät wehnigschtens säge, ich bin nöd ellei, es git na meh söttigi wie mich. Aber ebe. Es bruucht einige Muet, bi sich sälber zuezlaa dass es eso isch. Dadefür gits weissgott Gründ gnueg. Mer handlet sich uf jedefall Schwirigkeite ii demit. Mit sich sälber, aber au mit sine Partner und Parnerinne, de Familie und de Mitmänsche wo mit eim de Alltag teiled.


    Es isch i eusere Gsellschaft gar nüme eso schwirig es Coming-Out als Schwule oder Lesbe z mache. Es isch ja scho fascht chic, und ich känne e huufe Lüüt, wo sich demit brüschtet, i ihrem Bekannte- und Fründeschreis Schwuli und Lesbischi Mänsche z haa, si bewiised demit wie offe und tolerant si sind. Schwiriger wird’s, wänn mer es Coming-Out als Bisexuelle macht. Di wahrschinlich erschti Frag isch, ob mer sich dänn nöd chöngi entscheide. Irgendwie laufed d Schublade für Hetero- und Homosexualität ganz liecht und sind au gnueg gross, die für Bisexualität chlämmt entweder, isch z chlii oder existiert überhaupt nöd. De Heteros aber au de Homos wärs lieber, mer würd sich entscheide. Dänn ghört mer zunene, oder aber ebe nöd. Aber nöd nu halbe,


    De Druck für en Bisexuelle, sich für die eini oder anderi Siite entscheide z müese chunnt aber nöd nume vo usse. Es isch au en innere Zwiischpalt. Es wär für eim sälber doch vill eifacher – vor allem luperein Hetero z sii, als so es Wese zwüsched zwei Wälte, und zu de Schwule mag mer sowieso nöd dezueghöre. Es wäri en Schock, wänn mer durs Schicksahl oder eiges Fählverhalte uf eimal ganz i de Topf (wo ja luut de katholische Chille scho ufem Hölleführ staht) inegheie oder gar vo de ander inegrüert würdi.


    Ich dänke, dass grad de Druck vo de Gsellschaft und de Druck vo sich sälber macht, dass Bisexualität so tabuisiert isch. Eini vo de grosse amerikanische Internet Dating-Plattforme hät aafangs vo dem Jahr ihri Kundedate statistisch uusgwertet. Bim Iischtiig, das heisst bim erschte Mal aamälde mues mer aaklicke, ob mer en Maa, e Frau, hetero- oder homosexuell isch. Vo dene Mane wo sich als heterosexuell bezeichnet händ, händ meh als en drittel im Lauf vo de Ziit au mit gliigschlächtliche Mitbenutzer Kontakt uufgnah, und zwar mit eidüütig sexuellem Inhalt. Wo fangt eigentlich Bisexualiät aa? Wänn mer si uf Sexualität reduziert, sicher erscht dete wos zunere sexuelle Handlig chunnt mit beidne Gschlächter.


    Aber wo isch d Gränze? Wänn mer emal aalueged, wie spastisch die meischte Hetereomanne mitenand umgönd, mitenand Zote rissed, gruusigi Witz und zweidütigi Aadütige mached über Fraue und schlächti Witz über Schwuli oder sogar scherzhafti Aadütige vo sexuelle Übergriff und Aanächerige zu ihrne Kollege, wo dänn mit Gröhle quittiert werded und doch nöd stattfinded, dänn mues mer sich fräge, was da eigentlich underem Deckel ghalte wird.


    Es mues aber nöd immer so ruuch zuegah, schliesslich sind nöd alli Manne Pflöck, Fraue scho gar nöd. Es git au ruhigi, aaschtändigi und fiinfühligi, wo sich i sonere Gsellschaft höchscht unwohl fühled. Si läbed aaschtändig und pflichtbewusst und händ meischtens sogar e heterosexuelli Partnerschaft. Aber de Ustuusch mit Mänsche vom eigene Gschlächt fählt. Problem werded meischtens nur innerhalb vo de Partnerschaft besproche. S Bedürfnis mit emene Fründ, enere Fründin vom eigene Gschlächt über sini innerschte Sorge, Wünsch und Träum z rede wird immer schtärcher, mer fühlt sich hiizoge zum eigene Gschlächt. Möchte en Ustuusch vo Mänsch zu Mänsch, möchti verschtande werde und verschtää, Erfahrige uustusche, au über d Erläbnis wo mer hät mit em andere Gschlächt. Fangt da Bisexualität scho aa? Isch es nöd s natürlichschte vo allne Bedürfnis, sich mitzteile, wahrgnah z werde und en andere Mänsch wahrznäh?


    D Gfahr isch, dass da scho s Gschpängscht vo de Bisexualität oder sogar Homosexualität um de Egge lueged, und furchterregend „Buu“ macht. En freiere Umgang mit de Sälbschtverschtändlichkeit, dass fascht d Helfti vo de Mänsche au s Bedürfnis nach eme intensive Umgamg mit em eigene Gschlächt händ, isch i eusere Gsellschaft dringend nötig. D Lesbe und di Schwuule händs i eusere Gsellschaft gschafft. Si sind akzeptiert. Mir Besexuelle sind ufem Wäg, uf eus uufmerksam z mache.

    In der New York Times vom 22. August 2011
    Veröffentlichte Davcid Tuller


    Einen Artikel zum Thema Bisexualität mit dem Titel:


    Keine Überraschung für Bisexuelle Männer: Studie beweist, dass sie existieren.


    In einer ungewöhnlichen wissenschaftlichen Studie haben Forscher der Northwestern Universtät bewiesen, dass zumindest einige Männer, die sich selber als bisexuell bezeichnen, tatsächlich von Frauen und von Männern sexuell erregt werden.


    Diese Entdeckung wird die Bisexuellen, die seit langem behaupten, ihre sexuelle Anziehung sei nicht beschänkt auf ein Geschlecht, kaum erstaunen. Seit vielen Jahren hat die Frage der Bisexualität die Wissenschaftler beschäftigt. Eine sehr bekannte Studie, die 2005 ebenfalls von der Northwestern Universtät veröffentlicht wurde berichtete, dass „In Bezug auf sexuelle Anziehung und Erregung müsste noch bewiesen werden, dass Bisexualität existiert.“


    Diese Aussage empörte die bisexuellen Männer und Frauen weil diese Aussage das Vorurteil unterstütze, dass Bisexuelle verklemmte Homosexuelle seien.


    In der neuen Studi, die online publiziert wurde, wählten die Forscher die Probanden mit strengeren Kriterien aus. Um die Chance zu erhöhen, Menschen zu finden, die von beiden Geschlechtern erregt werden, rekrutierten sie die Teilnehmer von Internet-Seiten, die speziell Dienstleitungen für Bisexuelle anbieten.


    Sie achteten ausserdem darauf, dass die Teilnehmer innerhab der letzten zwei Jahren sexuelle Erfahrungen und eine gefühlsmässige Beziehung von mindestens drei Monaten Dauer mit je einer Person beider Geschlechter hatten.


    Die Menschen, die für die Studie von 2005 ausgewählt wurden, wurden durch Inserate in gayorientierten und alternativen Medien gesucht, und ihre Identifikation als heterosexuell, bisexuell oder homosexuell basierte auf den Antworten, die sie auf einem Standardfragebogen beantwortet hatten.


    In beiden Studien wurden den Teilnehmern Videos von gleichgeschlechtlichen Geschlechtsakten gezeigt und dabei mit Sensoren an den Genitalien ihre sexuelle Reaktion beobachtet. Währen die erste Studie zeigte, dass die bisexuellen in der Regel nur auf homosexuelle Akte reagierten, zeigte die neue Studie, dass die Bisexuellen auf beides, die männlichen und die weiblichen gleichgeschlechtlichen Akte reagierten, währenddem die homosexuellen und heterosexuelle nicht auf beides reagierten.


    Die neue Northwestern Studie, die dieses Jahr publiziert wurde, zeigt ein unverwechselbares Bild sexueller Ansprechbarkeit bei Bisexuellen.


    In der Studie vom März dieses Jahres wird von den Resultaten einer anderen Annäherung an die Frage berichtet: Die Forscher zeigten den Teilnehmenden erotische Videos und liessen sowohl Aufnahmen von zwei Männern oder zwei Frauen sehen, dabei zeigten sie sowohl Genitalien, wie auch gefühlsmässige Erregung. Aber sie schlossen auch Szenen ein, von einem Mann, der Sex mit beiden Hatte, mit einer Frau und einem andern Mann. Ausgehend von der Theorie, dass dies bisexuelle Männer ansprechen würde.


    Der Forscher – Jerome Cerny, ein pensionierter Psychologie-Professor der Indiana-State-University und Erick Janssen, ein Senior Historiker des Kinsey Institutes – haben festgestellt, dass Bisexuelle eher als Heterosexuelle oder Homosexuelle auf beide Genitalien sowie auf die gefühlsmässige Erregung reagierten.


    Frau Lisa Diamond, eine psychologie Professorin der Universität Utah und Expertin für sexuelle Orientierung, sagte, dass die beiden neuen Studien zusammengenommen ein bedeutender Schritt dazu sind zu beweisen, dass buisexuelle Menschen ganz spezielle Muster von Erregungs-Mustern haben.


    « Ich habe viele Menschen darüber interviewt, wie wichtig es für sie ist, dass ihre Familienmitglieder durch eine Phase von Verwirrung und Ignorzanz gehen.“ Diese evidenten Richtlinien, verschiedne Methoden und Stimulierungen zu verwenden gibt und das Vertrauen zu sagen, dass Bisexuealität etwas Reales ist.


    Die neue Studie zeigt, obwohl sie kleinen Ausmasses ist, dass es schwirig ist, generelle Aussagen zu machen, eindeutige Muster festzustellen, weil bisexuelle Menschen eine grosse Verschiedenheit von sexueller, romantischer und emotionaler Zuneigung zu Partnern beiden Geschlechtes haben.


    Die neue Northwestern-Studie wurde unter anderem von dem Amerianischen Institut für Bisexualität finanziert. Eine Gruppe, die Forschung und Ausbildung zur Bisexualität fördert. Deren Vertreter haben auch zu der neuen Studie gemischte Gefühle.


    Jim Larsen, 53 und einer der Leiter der Bisexuellen Organisation, einer in Minnesota beheimateten Vertretergruppe sagte, die Resultate könnten dazu führen, dass es für Bisexuelle weiterhin schwierig bleiben könnte, sich selber zu akzeptieren.


    „Es ist wunderbar, dass die Studie mit der Aussage kommt, dass Bisexualiät existiert“, sagte er. „Das sagt lediglich aus, wass wir in der Comunity bereits wissen. Es ist beleidigend. Ich denke, es ist unglücklich, dass jemand überhaupt wagt es anzuzweifeln, wenn ein Mensch sagt, „So bin ich“.


    Ellyn Ruthstrom, Präsidentin des Bisexual Resource Center in Boston, bestätigt Jim Larsons Unbehagen: „Die Studie reduziert unglücklicherweise Sexualität und Beziehung auf die rein s exuelle Stimulation.“ Frau Ruthstrom sagte: „Die Forscher wollen die bisexuelle Anziehung auf ein kleines Schublädchen reduzieren – man muss genau so erregt sein von Männern und von Frauen, dann ist man bisexuell. Das ist Unsinn. Was mir gefällt ist, dass Menschen sich in ihrer Bisexualität auf so viel verschiedene Arten ausdrücken.“


    Trotz Ihres vorsichtigen Lobes der neuen Studie hat Dr. Diamond auch kritisiert, dass die Art und Weise wie die sexuelle Erregung getestet wurde in den Studien, nur ein Aspekt der sexuellen Orientierung berücksichtige. Es ist eine grobe Vereinfachung, nur aufgrund von erotischen Bildern in einem Laboratorium die genitalen Reaktionen zu messen. Dies kann nie ein adäquates Bild geben, was bei einer Zwischenmenschlichen Begegnung passiert.


    „Sexuelle Erregung ist eine sehr komplexe Angelegenheit,“ sagte sie „Das reale Phonemen im täglichen Leben ist ausserordentlich kompliziert und von vielen Faktoren abhängig.“

    Bisexuelles Coming-Out“ war ein Thema des Bi-Treff, der jeweils am ersten Donnerstag im Monat in Zürich stattfindet. Jeder von uns erzählte von seinen Erfahrungen, die er bei seinem Coming-Out machte. Sei es, dass dieses freiwillig stattgefunden hatte oder von aussen erzwungen wurde. Das Bisexuelle Coming-Out scheint deshalb so schwierig, weil die meisten Menschen zwar Vorstellungen über die lesbische oder schwule Lebensweise haben, sich aber nicht vorstellen können, dass es so etwas wie Bisexualität überhaupt gibt, respektive wie sie lebbar sein soll. Der Erklärungsbedarf ist viel grösser, und man stösst als Bisexueller immer wieder auf die Tatsache, dass eine Entscheidung erwartet wird, sich zur einen oder anderen Seite zu bekennen. Partnerinnen von Bisexuellen werden bemitleidet, stossen auf Unverständniss, dass sie bei „so einem Mann“ bleiben, wenn sie outen, dass ihr Mann auch sexuelle Beziehungen zu anderen Männern habe, was bewirkt, dass sie sich gesellschaftlich zurückhalten oder gar zurückziehen. Wir stellen fest, dass hier noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss. In allen Geschichten, die wir einander erzählten, kam früher oder später die Rolle des eigenen Vaters, dessen Widerstand oder Unverständnis zum Thema Bisexualität zur Sprache. Aber auch ein abwesender, oder nicht vorhandener Vater kann das Männerbild prägen.

    „Sexualität innerhalb und ausserhalb einer Beziehung“.War ein Thema der Bi-Grupüpe, die sich jeweils am ersten Donnerstag im Monat trifft.



    Es entstand innerhalb der Gruppe unwiedersprochen der Eindruck, dass Sexualität eigentlich am befriedigendsten ist, wenn sie in einer Partnerschaft stattfindet. Die emotionale Geborgenheit, die Liebesgefühle geben der Sexualität eine besondere Qualität. Andererseits kann es in Partnerschaften auch zu gegenseitigen Blockierungen kommen, die das freie Ausleben der Sexualität schwierig machen oder gar verhindern. Besteht zudem in einer heterosexuellen Beziehung von einem der Partner der Wunsch, auch mit dem eigenen Geschlecht Sexualität zu erleben, kommt bald die Frage auf, in welcher Form dies zugelassen werden kann. Flüchtige sexuelle Begegnungen, die meistens dazu noch im öffentlichen Raum oder in dafür vorgesehenen Etablissements stattfinden, verursachen meistens einen schalen Nachgeschmack oder verlangen nach häufigen Wiederholungen, weil das eigentliche Bedürfnis, einem anderen Menschen nahe zu kommen, ihn in seiner Intimität zu erleben, dabei zu kurz kommt. Ein freierer, reiferer Umgang mit Sexualität, in unserem Falle der Bisexualität wäre gefragt.

    An einem der Bi-Treffen, am ersten Donnerstag im Monat hatten wir das Thema „Bisexualiät und Polyamory“. Ein bisexueller Mensch kommt, wenn er seine Veranlagung ernst nimmt und leben will, in die Situation, dass er zu mindestens zwei Menschen eine intime Beziehung leben möchte, – zu einem Mann, und zu einer Frau. Dass dies sehr anspruchsvoll ist, versteht sich von selbst. Die Polyamory-Bewegung hat sich auf das Banner geschrieben, offen und ehrlich in Partnerschaften mit dem Wunsch umzugehen, mehr als nur einem Menschen nahe zu kommen, ohne dabei die bestehenden Partnerschaft in Frage zu stellen, sondern dies als Bereicherung für die Beziehung anzusehen, und die dadurch entstehenden Prozesse gemeinsam und offen anzugehen. Die Diskussion im Bi-Treff war sehr spannend, und das Resultat stimmte mit dem überein, was man auch in Polykreisen feststellen kann. Handelt es sich um eine sogenannte „Hauptpartnerschaft“ und bleiben die Aussenbeziehungen eher oberflächlich oder sind rein sexueller Natur scheint die Situation relativ gut lebbar zu sein, vor allem wenn der oder die „Daheimgebliebene“ für sich selber das Thema verharmlost oder verdrängt. Schwierig wird es, wenn sich einer der Partner ernsthaft in jemand anderen verliebt, all die zur Verfügung stehende Liebesenergie und Libido auf die neue aussesnstehende Begegnung konzentriert. Dann kommt die sogenannte „Hauptpartnerschaft“ ins Wanken und es entstehen ernsthafte Konflikte, die unter Umständen ein „Entweder-Oder“ unabwendbar scheinen lassen.

    Ein Bisexueller Mensch, in meinem Falle ein Mann, hat idealerweise eine Beziehung zu einem Mann und zu einer Frau gleichzeitig. Seine Idealvorstellung ist, und das weiss ich aus eigener Erfahrung, möglichst in einer Familie mit einer verständnisvollen, liebenden Frau und fröhlichen, unbeschwerten Kindern zu leben und gleichzeitig einen zärtlich feurigen, grossen starken Liebhaber zu haben. Wenn er das hat, gelingt es ihm immer wieder zwischen diesen beiden Welten hin und her zu pendeln und jede Seite bereichert jeweils die andere. Bei seiner Frau wird er selber zum idealen Liebhaber weil seine männliche Identität durch die Begegnung, das Wahrnehmen und wahr genommen werden durch den anderen Mann, seine Männlichkeit bestätigt und beflügelt wird. Wie in einem Spiegel erlebt er sich selber, lernt sein eigenes Geschlecht zu lieben. Idealerweise kann er mit diesem gestärkten Idealbild, das durch die gleichgeschlechtliche Begegnung genährt wird, seiner Frau selbstbewusster, kraftvoller aber auch einfühlsamer und eindringlich zärtlich begegnen. Ein idealer Mann, der in seiner Körperlichkeit und seinem Geiste voll bewusst dem Weiblichen begegnet. Jede Frau wünscht sich eigentlich so einen Mann. Eine solche Dreierkonstellation scheint nur lebbar, wenn es sich um drei absolut souveräne, eigenständige Persönlichkeiten handelt, jeder sein eigenes Leben lebt, vom anderen völlig unabhängig ist. Aber, um Brechts Dreigroschenoper zu zitieren: „Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so.“ Solche Persönlichkeiten bräuchten im Prinzip gar keine verbindlichen Beziehungen mehr, und Verbindlichkeit ist doch gerade das, wonach wir uns schussendlich alle sehnen. Wünschen wir uns nicht alle eine Partnerschaft, in der Verbindlichkeit und gegenseitiges Wahrnehmen, Zuverlässigkeit, Achtung und tiefe Liebe unverbrüchliche Werte sind?


    Wer müsste was lernen, damit so eine Dreierkonstellation und damit die Bisexualität an sich überhaupt lebbar würde? Hat Udo Rauchfleisch recht, wenn er in seinem Buch „Schwule, Lesben, Bisexuelle“ dem Sinne nach schreibt, dass eine solche Konstellation nur möglich ist, wenn die Frau in die sexuellen Aktivitäten mit einbezogen wird, und wo ist die Frau zu finden, die zu so Etwas bereit ist? Wo sind überhaupt die drei Menschen zu finden, die sich auf ein solches Wagnis von Verletzungsmöglichkeiten einlassen und sie über längere Zeit aushalten?


    Muss man, muss ich, daraus schliessen, das Bisexualität nicht gleichzeitig lebbar ist? Dass nur abwechslungsweise entweder zu einem Mann oder zu einer Frau eine Liebesbeziehung möglich ist? Die Pendelbewegung nicht in einer gleichzeitigen Dreierbeziehung gelebt werden kann, sondern nur in längeren zeitlichen Abfolgen von Monaten und Jahren. Muss ich annehmen, dass der lapidare Lexikoneintrag die letzte Wahrheit ist, der sagt, dass als bisexuell gelte, wer innerhalb eines Jahres sowohl mit Männern als auch mit Frauen sexuellen Kontakt gehabt habe.


    Mich persönlich interessiert die Problematik des Liebhabers, weil ich selber in dieser Situation war. Theoretisch müsse der Liebhaber ein absolut souveräner, eigenständiger Mensch sein, der sein Leben lebt, aber trotzdem in liebender Verbindung mit dem Mann bleiben, der seinen familiären Verpflichtungen nachkommt, und Zeit braucht, um seiner Frau ein liebender Gatte zu sein. Es ist aber nicht nur die Zeit, die überbrückt werden muss, es ist auch die Anforderung, zu akzeptieren, dass der Mensch, den man liebt und mit dem man alle erdenkliche Nähe zulässt, diese Intimität auch mit seiner Frau lebt. Natürlich erlebt er etwas anderes, das habe ich weiter oben beschrieben. Aber die schützende Kugel, die sich idealerweise als Liebe und Beziehung um eine tief erfahrene Nähe legt, wird aufgebrochen und das schmerzt. Dies auszuhalten ist ein verstandesmässiger Gewaltakt als Versuch die Situation auszuhalten.


    An unserem Gesprächen in der Bi-Gruppe hat sich herauskristallisiert, dass es in den meisten Fällen der Liebhaber ist, der aus diesem Dreiergespann aussteigt, weil er die Spannung nicht aushält, und der Ehemann bei seiner Familie bleibt und sich fortan hütet, sich wieder in einen Mann zu verlieben, oder wartet, bis sich eine neue Gelegenheit auftut mit einem „reiferen“ Liebhaber.


    Oder die Ehefrau zieht sich zurück, und aus dem bisexuellen Traummann wird ein geschiedener Schwuler (oder doch Bisexueller?) Vater oder Alleinstehender.


    Dieser Themenkreis interessiert mich. Ich bin Leiter der bisexuellen Arbeitsgruppe der HAZ und suche Männer und Frauen, die aus eigener Betroffenheit heraus an einem Austausch interessiert sind, sei es in einer Gruppe, diesem Forum oder ganz einfach an unserne Bi-Treffen  am ersten Donnerstag im Monat kommen.