Beiträge von gru

    hallo chris_alexander


    Ich verstehe nicht was du meinst mit

    Zitat

    ich frage mich, ob es überhaupt von relevanz ist für mich

    Mir scheint das eine wichtige Frage die aber so undefiniert gestellt ist, dass ich keinerlei Möglichkeiten habe darauf einzugehen. Kannst du das bitte genauer beschrieben?



    Ansich scheinst du durchaus ein bisexuelles Verhalten vorzuweisen. Du zweifelst daran weil du denkst dass es primär der einfache, anonyme und schnelle sex war den du gesucht hast. Aber in Bordellen bekommt Mann doch auch einfach anonymen und schnellen sex? Wieso hast du denn nicht diese Möglichkeit genutzt ? Das ist bei heterosexuellen Männern das gängigste ...


    Hier zwei Besispiele für die aktuelle Bedeutung von "Bisexualität". Vielleicht findest du dich darin wieder ...

    Zitat

    Der Begriff „Bisexualität“ sagt eigentlich nur aus, dass ein Mensch beiden Geschlechtern zugeneigt ist und sich mindestens erotische Kontakte
    zu beiden Geschlechtern wünscht, auch wenn er sie nicht aktiv ausübt.

    Zitat

    Bisexuelle Menschen fühlen sich zu beiden Geschlechtern hingezogen, d.h., ihre Neigungen sind sowohl homo- als auch heterosexuell.
    Die Anziehung an beide Geschlechter beschränkt sich nicht zwangsläufig auf sexuelle Gefühle, sondern bezieht sich auch auf die
    emotionale Ebene und schließt somit Zärtlichkeit, Liebe und Phantasien mit ein.

    Wo genau liegen deine Zweifel?


    Dein Text lässt einige Interpretationen zu, bitte nimm es mir nicht übel wenn ich jetzt ein paar provokative Fragen/Aussagen mache.
    Hat dich ausser der sexuellen Befriedigung ein Mann tatsächlich nie Emotional berührt? Oder hast du diese Gefühle einfach nie zugelassen? weil du dich davor fürchtest?
    Verständlich, wenn du in einer Heterosexuellen Beziehung lebst. Musstest du bei deinen homosexuellen Kontakten den Wunsch nach Zärtlichkeiten Unterdrücken? Oder möchtest du von einem Mann keine Zärtlichkeiten?


    Du schreibst ja selber dass du ein echtes Bedürfnis nach Zärtlichkeit hast. Auch deine Andeutung wegen des nicht besonders aufregenden erotischen Erlebnissen deutet für mich auf den Wunsch hin, wirklich wahrgenommen zu werden (und dein gegenüber wahrzunehmen). Ich denke nicht dass dies mit dem Alter zu tun hat, vielmehr könnte das mit deiner Einstellung und der deines Gegenübers zu tun haben.


    Ich würde mich freuen wenn du ein bisschen detaillierter darauf eingehen könntest.


    liebe Grüsse
    guru

    Hallo bicourious


    Ich finde das nicht besonders anonym. Wenn du ihm einen Brief schreibst und ihn bittest drauf zu reagieren, kann man dann noch von Anonymität sprechen? Du kennst seine Wohnadresse, vielleicht sogar seine lebenssituation. Würde er darauf reagieren, hätte er sich zumindest bei dir geoutet. Anonym wärst in dieser Situation nur du, solange er nicht darauf reagiert. Korrekt wäre, er könnte dich kontaktieren, ohne dass du weisst dass er es ist und er weiss dass du es bist ^^ Ihn irgendwie ansprechen wirst du eh machen müssen, möchtest du ihm näher kommen. Wege gibt es mehrere


    Wie würde ich mich fühlen, würde ich solch ein Schreiben erhalten ... käme wohl sehr auf deine Darbietung und Grad meiner erlichen, konservativen Haltung an, von geschmeichelt bis angewidert.
    Falls ich grundsätzlich Interesse hätte, würde ich auf jeden fall wissen wollen wer mir da den Hof macht und danach entscheiden ob ich mich darauf einlassen will.


    greets
    guru

    einer meiner liebsten Spielilme mit explizit Bisexuellem Inhalt
    Schöne witzig freche Geschichte, sehr gekonnt mit viel feingefühl und liebe für's Detail eingefangen.
    Dieser Film kriegt 6 Sterne von mir :thumbup:

    Lieber Joshua
    Ich hatte kurze Zeit eine Beziehung zu zwei Menschen (verschiedenen Geschlechtes). Diese Zeit habe ich als eher anstrengend in Erinnerung. Liebe teilen fällt mir nicht schwer. Die Energie welche eine Beziehung beansprucht ist jedoch nicht unbegrenzt. Bei zwei Beziehungen, schien es mir, war ich auch merklich schneller am limit. Vielleicht war es auch weil ich es mir nicht gewohnt war, keine Erfahrung damit hatte und auch persönlich noch nicht soweit war, nicht damit umgehen konnte.


    Für mich wurde es dann schwierig wenn mich mein Freund spüren lassen hat dass er sich eine intensivere Beziehung zu mir wünscht, dass er zu wenig Beachtung erhalten würde. Gleichzeitig war meine Frau offensichtlich sowieso schon überfordert von der Situation und wurde penibelst wenn es um die Einhaltung der ausgemachten Regeln ging. Das ganze Gebilde drohte mehrfach einzustürzen, was es dann schlussendlich auch machte. Meine Frau forderte meine ungeteilte Aufmerksamkeit und stellte mir das Ultimatum.
    Ich mit meinem ambivalenten Verhalten mittendrin, die frisch gewonnene und sehr intensive Liebe zu einem Mann die wie ein offenes Fenster in eine neue Welt war, demgegenüber die langjährige, stabile Beziehung mit meiner Frau, aus der auch Kinder entstanden sind, die ich sehr lieb habe, das Leben auf diese Weise zwar immer wieder mal konvenzionell und funktional aber auch bereichernd warnahm und von der ich weiss das wir uns sehr gut ergänzen aber auch nicht richtig weiterentwickeln konnten. Schlussendlich musste ich mich zurückziehen, für eine kurze Zeit von beiden. Es war eine Erleichterung aus diesem Spannungsfeld herauszukommen, wahrscheinlich für alle beteiligten. Ich habe mich entscheiden müssen, nicht aus eigenem Bedürfnis, sondern wie gesagt aus einem äusseren. Vielleicht wegen meiner eigenen Unfähigkeit, wahrscheinlich aber war es auch der Trotz der mich dazu bewog, das Fenster in diese neue Welt nicht zu schliessen. Ich konnte nicht ertragen dass sie es mir "verbieten" wollte.


    Rückblickend muss ich sagen dass ich in dieser Zeit sehr viel gelernt habe über mich, meine sozialen Kompetenzen, Liebe, Ego und Beziehung. Die wohl lehrreichste Zeit meines Lebens. Ich glaube sagen zu dürfen, sie hat mich Bereichert, ich konnte mich Entwickeln und mein Bewusstsein schärfen.


    Lieber Joshua, ich verstehe nicht ganz ob diese anstrengenden Prozesse bei dir einen direkten Zusammenhang mit deiner gelebten Bisexualität hat. Du schreibst "seit längerer Zeit" das könnte auch bedeuten dass du dich längere Zeit vor der Beziehung zu deime Partner schon intensiv damit auseinandergesetzt hast. Manches ist kräfteraubed, wenn man z.b. versucht etwas nicht geschen zu lassen, also aktiv abwehrt um nicht damit konfrontiert zu werden. Das verrückte ist, (aus meiner erfahrung zumindest) unerledigte Themen kommen immer wieder, es wird immer wieder schwierig, kräfteraubend solange sie unerledigt bleiben. Du beschreibst dass du dir vorstellen könntest ein weniger anstrengendes Leben zu haben wenn du dich entscheiden würdest. Du kennst beide Seiten, kennst vor und nachteile, liebst beide Seiten. Was würde sich denn ändern wenn du dich entscheiden würdest? Bestimmt hattest du auch eine phase in deinem Leben wo du deine Bisexualität nicht gelebt hast.
    War das eine unbeschwerte Zeit? Welche faktoren machten es unbeschwert ?


    Ich lebe jetzt in einer schwulen Beziehng, aber ich fühle mich nachwievor bisexuell, habe immernoch ambivalete Gefühle und erlebe immer wieder emotional aufreibende Momente. Für mich ein Zustand mit dem ich lernen muss umzugehen.


    Schlussendlich wünscht man sich doch nur geliebt, wahrgenommen und geborgen zu fühlen.


    guru

    Lieber Pat
    Als sich bei mir eine bisexuelle Neigung bemerkbar machte, war ich bereits Verheiratet und hatte Kinder. Mit meiner Frau sprach ich nicht darüber, es war mir peinlich und ich wollte es auch nicht wirklich wahrhaben. Mit den Jahren spitzte sich die situation zu und ich hatte das starke Bedürfnis herauszufinden ob ich mir das nur erträume oder ob das ein Teil meiner Realität wäre. Ich wollte also intimen kontakt zu einem männlichen wesen. Auch in dieser Situation konnte ich nicht mit meiner Frau darüber sprechen. Ich entschuldigte mich selber mit dem Fakt dass ich ja gar nicht weiss ob da wirklich etwas dran ist. Es kam irgendwann dann mal zu diesem Kontakt und der hat mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Einerseits habe ich etwas erlebt was ich mir nicht zu träumen wagte (ja, es war sehr schön) andererseits gab es ein beschämendes Gefühl meiner Frau gegenüber. Nun hatte sie tatsächlich betrogen. Das war ein Moment wo ich das dringende Bedürfnis hatte, mich bei meiner Frau zu outen. Ich hatte Angst, eine ablehnende Reaktion zu erleben, habe mich davon abhalten lassen nachdem ich von mehreren Seiten meine Angst als berechtigt bestätigt erhielt.


    Im nachhinein kann ich nur noch den Kopf schütteln über mein eigenes Verhalten. Es war nicht nur unfair ihr das vorzuenthalten, es war unreif und egoistisch. Jemand zu lieben bedeutet nicht dass man diesen Menschen vor der Realität "schützen" soll/muss (wer schützt wen und weshalb? Ist es nicht egoistisch aus Angst vor Verlassen werden, sich mit lügen zu schützen?) Oder, wie fändest du es wenn deine Freundin ab und zu Sex mit einem anderen Mann braucht (und hat), dich aber damit nicht belasten will und es dir darum verschweigt? Ich hätte das wissen wollen wenn das meine Frau so gehandelt hätte.


    Du gehst jetzt schon davon aus dass dich deine Freundin verlassen wird wenn sie es erfährt. Was erlegst du dir damit für eine Bürde auf, wenn du sie heiratest und ihr kinder habt? Du wirst deine Bisexualität nicht einfach abstellen können. Es wird dich weiterhin verfolgen. Sei erlich mit dir und sei erlich mit deinen Mitmenschen, auch wenn es manchmal schwierig scheint erlich zu sein. Schwierigkeiten sind im übrigen da um etwas im Leben zu lernen (was man noch nicht kann und offensichtlich lernen sollte).


    Ich wünsche dir viel Vertrauen,
    du wirst deinen Weg schon finden


    herzliche grüsse
    guru

    Hey bi-urself
    Ich will dir ja nichts unterstellen. Ich sage blos, das Leben hat noch manche Überraschung auf Lager.
    Wie gesagt, habt spass und geniesst die Zeit.
    Ausserdem fände ich es schön du würdest bei Gelegenheit berichten wie es dir geht (oder ergangen ist) und wie sich die Beziehung zu deiner Frau entwickelt.
    Es immer wieder schön zu lesen wenn eine Beziehung in stabilen Verhäldnis bleibt, auch wenn eine bisexuelle Neigung ausgelebt wird.

    Hallo bi_urself


    Willkommen im forum :-)
    Schön dass du dich mit deiner Partnerin damit auseinandergesetzt hast und schön auch dass sie dir (zumendest vorerst) den nötigen Raum lässt.
    Ich war etwa gleich alt wie du jetzt als ich mich das erste mal auf einen Mann einliess. Davor hatte ich eine 13 Jährige Beziehung zu einer Frau.
    Mein grosser fehrer war dass ich s meiner Frau nicht gesagt habe, erst im Nachhinein als es quasi unausweichlich wurde. Das hat unsere Beziehung
    sehr belastet ...


    Im gegensatz zu dir, kann ich nicht behaupten dass ich mich nicht in einen Mann verlieben, emotionale Nähe und Liebe empfinden könnte. Die Realität
    hat es bewiesen, ich kann dass offensichtlich sehr gut. Wenn man einander wirklich berührt ist alles möglich.


    Zitat

    Aber meine Ehe ist mir immer noch das Wichtigste, und eine richtige Beziehung kommt für mich nur mit (m)einer Frau infrage.


    Das habe ich auch einmal gedacht, wenn du's aber einen moment genauer betrachtest, wirst du merken dass dies nur unsere Patriarchal Religiöse
    Gesellschaftsstruktur wiederspiegelt. Wir wurden so erzogen!
    Dass du die Beziehung zu deiner Frau nicht infrage stellen willst, dafür habe ich volles Verständnis (wollte ich auch nicht und habs trotzdem gemacht).


    Dass du nervös bist, jetzt so kurz vor deinem ersten "Date" kann ich gut verstehen. Auch deine Gewissensbisse, deiner Frau und Familie gegenüber.
    Du begibst dich ja in unbekanntes Terrain und du kannst davon ausgehen dass dies irgendetwas in dir auslösen wird. Gut dass deine Frau Bescheid weiss
    und ihr offen darüber reden könnt. Das wird wahrscheinlich in nächster Zeit auch nötig sein, für dich und für dene Frau.
    Du lässt dich auf ein Experiment ein, sei dir dessen bewusst, beobachte gut was mit dir passiert und sei ehrlich zu dir und deiner Frau.


    Und sonst, ich wünsche euch viel spass :) , macht was euch gefällt und geniesst die Zeit :rolleyes:


    liebe Grüsse
    Guru

    Hallo mabo


    Es gibt die Variante sich in einem Bereich zu bewegen wo man davon ausgehen kann dass andere Männer die sich in diesem Bereich befinden, sehr wahrscheinlich
    das selbe wollen. Ich bin absolut kein Experte und kann das nur vom hörensagen beschreiben. Da gibt es Parks, Parkplätze, Saunas, Bars, Clubs, Discos.
    Vielleicht wäre jedoch eine der einschlägigen Kontaktbörsen im Internet besser geeignet. Da kannst du quasi deine Interessen mit anderen Teilen und vorerst rein virtuelle Kontakte haben, bis du dir
    in deiner Wahl sicher bist und es zu einem realen Treffen kommen lassen kannst.

    Hallo bifl
    war ein turbulenterTag heute. Peter musste kurzfristig ins Spital un wird wohl noch ein Moment dort bleiben. Ich habe die Kinder zuhause und konnte keine Betreuung finden.
    Schade, wäre gerne nach Zürich gekommen, aber hat nicht sein wollen. Ich hoffe du hattest ein paar gute Gespräche

    Ich verstehe deine Verzweiflung und weiss in welch schwieriger Situation du dich befindest.
    Die Zeit in der ich geschwiegen habe, das Thema nicht ansprechen konnte (es in mir jedoch viel Platz einnahm) war für mich auch schwierig. Meine Gedanken drehten sich im Kreis.
    Mit anderen Menschen darüber zu sprechen hat mir geholfen. Andere Lebensgeschichten zu hören, Möglichkeiten damit umzugehen, sich austauschen oder einfach jemand haben der einem verständnisvoll zuhört.
    Ein Patentrezept gibt es nicht, jede(r) muss seinen eigenen Weg finden. Wenn man weiss was es alles für Wege gibt die durchaus lebbar sind, fällt es einem auch nicht so schwer seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen.
    Im übrigen, du bist nicht verantwortlich für das Glück deiner Frau. Das hat sie selbst in den Hand, genauso wie du deines in der Hand hast. Natürlich wirst du sie damit verletzen, wenn du dich outest, das ist unausweichlich. Aber ob sie mit dieser Situation zurecht kommt oder nicht, dafür bist nicht du verantwortlich.
    Dass die Kinder auf dich mit Ablehnung reagieren würden, brauchst du nicht zu befürchten. Wenn du eine liebevolle Beziehung zu ihnen hast, werden sie dir alles verzeihen. Kinder interessieren sich nicht für die Sexualität ihrer Eltern. Kinder wollen einfach nur geliebt, ernst genommen werden und verstehen können was passiert. Natürlich werden die Kinder auch verunsichert falls es zu Konflikten in der Beziehung kommt(hast du bestimmt auch schon erlebt). Diese Verunsicherung sollte soweit es geht aufgefangen und geklärt werden.

    Lieber bifl


    Dein Beitrag hat mich sehr berührt. Manches erinnert mich an mein eigenes Erleben. Deine Zerrissenheit kenne ich sehr gut aus eigener Erfahrung.
    Ich erlaube mir, dir meinen Werdegang in Kurzform zu beschrieben. Vielleicht hilft es dir, deinen eigenen Weg zu finden.


    Ich lebte fast 15 Jahre mit meiner (inzwischen von mir getrennt lebenden) Ehefrau zusammen und aus dieser Liebesbeziehung sind 2 wunderbare Kinder entstanden. Als ich meine Frau kennen gelernt habe, konnte ich mit dem Thema Bisexualität gar nichts anfangen. Das kam erst viel später zum Vorschein. Ich habe mich als absolut hetero empfunden und auch so gelebt.


    Vor gut 3 Jahren habe ich zum ersten mal bewusst Kontakt zu einem Mann gesucht, einer der auch Verheiratet ist, auch Kinder hat. Ich hoffte Antworten zu finden, Antworten die mich verstehen lassen wieso sich in mir solche Homofantasien entwickeln. Damals habe ich es mir nicht zugetraut, mich meiner Frau gegenüber zu öffnen und es ihr zu erzählen. Ich hatte regen Mailkontakt zu diesem Mann, dann chatten, telefonieren und irgendwann kam es dazu dass wir uns gegenüber standen. Ich habe mich sofort verliebt (wahrscheinlich hat das vorher schon stattgefunden, war aber noch zu wenig real). Durch diesen Mann habe ich komplett den Boden unter den Füssen verloren. Es war eine Achterbahn der Gefühle. Genau wie du wünschte ich mir so sehr meine geliebte Familie und doch liessen mich die Gedanken an diesen Mann nicht mehr los. Manchmal musste ich meine Frau belügen bzw. die Wahrheit verschweigen was mir ein furchtbar schlechtes Gewissen machte. Ich hatte einfach Angst dass meine Frau damit nicht zurecht kam, wenn ich ihr die Wahrheit sagte. Mein Freund war mir da auch keine Hilfe. Er hat seine Frau 20 Jahre belogen und betrogen. War der Meinung dass Frauen damit nicht umgehen können und wenn ich reinen Tisch machen würde, ich meine Familie abschreiben könne. Grosse Trauer überfiel mich immer wieder.


    Ein Jahr später und eine geheime Beziehung später habe ich mich bei meiner Frau geoutet. Im ersten Moment war sie zwar schockiert, wollte aber alles ganz genau wissen. Wollte meinen Freund kennen lernen und wollte mit dieser Situation zurecht kommen. Sie sah ein dass mir diese aussereheliche Beziehung sehr wichtig war. Damals dachte ich noch dass die Familie über allem steht, dass ich meinen geliebten Mann stehen lassen würde wenn die Familienbeziehung in Gefahr wäre. Trotzdem floss sehr viel meiner Energie zu meinem Freund. Meine Frau fühlte sich immer wieder zu wenig beachtet. Sie wollte die „Nummer 1“ sein. Es wäre ihr lieber gewesen wenn ich ab und zu punktuellen Kontakt zu Männern hätte. Ich sah mich genauso wie du in einem Käfig gefangen. Meine Energie war auf diese neue Beziehung gerichtet, eine Beziehung die mir die Welt mit anderen Augen aufzeigen konnte. Eine Art miteinander umzugehen die ich bis anhin nicht kannte und die mich in meiner persönlichen Entwicklung sehr förderte. Schlussendlich hat das dazu geführt dass meine Frau eine Entscheidung von mir verlangte. Sie wollte mich nicht mehr teilen. Sie wollte meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Paff, das tat weh. Mich von einer sehr nahe stehenden Person trennen zu müssen weil eine andere mir sehr nahe stehende Person es nicht erträgt. Dazu kam natürlich die Angst dass sich die Familie auflösen würde. Da habe ich mich für einen Moment von beiden zurückgezogen, habe versucht herauszufinden was in mir passiert wenn sich die Beziehung zur einen oder anderen Person verändert. Aufgeben wollte ich keine der beiden Beziehungen, aber die Form der Beziehung darf sich verändern. Ich wäre bereit gewesen meinen Freund los zu lassen, zumindest physisch. Aber den Kontakt ganz abbrechen hätte ich nicht ertragen. Das hat meine Frau wiederum nicht ertragen. Sie bestand darauf dass ich keinen Kontakt mehr zu ihm haben dürfe, nicht einmal über mail (oder in Gedanken ?).
    Das war dann der Anlass wieso ich mir eine eigene Wohnung gesucht habe. Bewusst ganz in der Nähe, so dass es für die Kinder nicht zu einer grossen Belastung führt. Diese werden nun zu gleichen Teilen von beiden betreut. Für die Kinder war es anfangs schwierig, natürlich wollten sie nicht dass wir uns trennen. Schliesslich lieben sie beide Elternteile gleich und schätzten die Geborgenheit in einem sicheren Zuhause. Ich denke wir konnten und können ihnen dies nach wie vor geben. Ausserdem hat sich gezeigt dass ein getrennt leben auch für die Kinder durchaus Vorteile hat.


    Nun lebe ich seit einem Jahr in meiner Wohnung. Die halbe Woche mit meinen Kindern zusammen. Wir haben einmal die Woche einen Familienabend, wo wir alle zusammen essen, uns erzählen und einfach sind. Manchmal vermisse ich dieses Gefühl der Geborgenheit in der Familie. Diese Selbstverständlichkeit zusammen etwas zu unternehmen. Den Alltag zusammen zu erleben. Das Aussergewöhnliche auch. Ich liebe meine Frau, auch wenn sich die Beziehung zu ihr geändert hat. Ich liebe meinen Freund und bin froh dass er mir treu geblieben ist und sich weiterhin mit mir auseinandersetzt. Ich bin mitten drin im Prozess der sich Leben nennt.


    Nachdem ich mich mit Verheimlichen so fest selbst belastet habe, kann ich nur für Offenheit plädieren. Was immer passieren wird, mit der Wahrheit kommt man am weitesten.
    Mit der Wahrheit wirst du viele Opfer bringen müssen, aber es wird sich immer noch richtiger und besser anfühlen als mit verschweigen, lügen, verneinen.
     
    Mach dir Gedanken wie du damit umgehen könntest, mit deiner Frau, deinen Kindern, deinem Leben. Sei dir bewusst dass es immer weiter geht, dass schwierige Momente da sind um etwas zu lernen, etwas was man noch nicht kann, es aber in diesem Leben lernen sollte.


    Man sagt, das Leben sei etwas vom schwierigsten überhaupt :) und gleichzeitig auch das schönste was einem gegeben wird.

    www.bi-muc.de


    Da das Cafe Glück jetzt an Montag Ruhetag macht, trifft sich der Bi-Stammtisch nun immer am 3. Dienstag jedes Monats.


    Auch wenn uns das Strahlen von Alex nicht mehr begrüssen wird: Ab 19.30 trudeln die ein, die sich austauschen, kennenlernen, plaudern wollen, was nicht selten zu intensiven Gesprächen zum Leben "zwischen den Ufern" führt, das Viele von uns eher überrachend mitten im Lauf des Lebens erwischt: Manche sogar während einer anderen Beziehung, in einer Ehe, etliche erst im Alter, andere schon in frühen Jahren.


    Für einige ist es der Beginn einer Unsicherheit, für andere zu einer langfristigen Veränderung,für alle ist es eine Wohltat, sich dabei nicht alleine zu wissen.


    Kontakt: [email protected]

    Lange habe ich gezögert, wusste gar nicht was ich darauf sagen könnte ...
    Gewisse Situationen sind immer schmerzlich, manchmal einseitig, manchmal für alle Beteiligten.
    Ich hoffe du hast deine Trauer überwunden und einen für dich gangbaren Weg gefunden. Oder vielleicht hat es sich ganz anders Entwickelt als du an diesem 26. Januar gedacht hast?
    Ich fände es schön nochmals von dir zu lesen.

    Oje, das ist eine Grosse Prüfung für Dich und auch für deinen Freund.
    Ich verstehe deine Verzweiflung durchaus. Wie oft habe ich mich von meinem Freund quasi getrennt, oder er von mir .... um dann nach ein paar Tagen des verzweifelten daseins wieder einander hinterher zu rennen. Eine Achterbahn der Gefühle.
    Nun, bei mir hat es dazu geführt dass sich meine Frau von mir verabschiedet hat und ich jetzt hauptsächlich mit meinem Freund zusammen lebe.
    Die Ausganagslage war ein bischen anders als bei dir. Ich wollte meine Familie nicht trennen und doch war die Beziehung zu meinem Freund so stark und intensiv dass ich mich nicht von ihm trennen konnte.
    Wann immer ich das versucht habe, fühlte ich mich unvollständig. Als hätte ich ein Fenster geschlossen damit ich nicht sehe, rieche und fühle was da vor sich geht.


    Eine Auszeit von meinem Freund (er ist für einen Monat ins Ausland damit wir auch physisch voneinander getrennt waren) hat mir geholfen. Es hat mir Raum gegeben um meine Gedanken zu sortieren und mir klar zu werden welche Form unsere Freundschaft annehmen kann (in diesem moment, sofern sie weiterhin bestand haben würde).


    Vielleicht hilft euch eine Auszeit mit klaren Abmachungen die eingehalten werden.

    Lieber loveyou2
    Erst mal, schön dass du in dieses Forum gefunden hast.
    Ich habe solch eine Situation bis anhin nicht erlebt, versuche aber trotzdem zu verstehen.


    Wenn ich richtig verstanden habe, lebt dein Freund nicht gleichzeitig in einer anderen Beziehung.
    Jedoch hat er offensichtlich Angst eine Beziehung mit einem Mann einzugehen (weil er sich das mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht eigestehn kann)
    Es ist schwierig. So wie du schreibts scheint dein Freund seine Homosexuelle Seite ziemlich zu verdrängen bzw. die Sexualität von der Beziehung abzuspalten.
    Es spricht auch dafür dass er ein Geheimnis daraus macht.
    Sprichst du ihn darauf an, wird er entweder ausweichen, oder sich sogar drüber ärgern und sich womöglich abwenden.
    Es tut ihm nämlich weh wenn du ihm seine Schattenseiten aufzeigst. Seine eigene Unfähigkeiten.
    Trotzdem, jedes mal wenn er damit konfrontiert wird, hat er zumindest die Möglichkeit sich dessen bewusst zu werden.


    Ich lese auch aus deinen Zeilen dass du dir eine umfänglichere Beziehung zu ihm wünschst. Du möchtest nicht auf der Ebene der punktuellen sexuellen Erlebnisse
    bleiben. Vielleicht wäre für dich gut zu wissen, ob er sich grundsätzlich eine vollwertige Beziehung zu einem Mann vorstellen kann.
    Du wirst daraus spüren ob oder wie weit er dazu bereit ist. Du kannst bei ihm nicht einfach einen Hebel umlegen, auch wenn er für dich starke Gefühle empfindet,
    wird es ein längerer und Wahrscheinlich mühsamer Prozess.
    Und schluss endlich. Ein bisexueller Mensch liebt beide Geschlechter, möchte dies auch Leben und so wirst du auch damit konfrontiert. Wie würdet ihr damit umgehen
    wenn er sich in eine Frau verlieben würde?


    Ich wünsche dir viele gute und ehrliche Gespräche
     
    guru