Beiträge von Joshua

    Hallo bi_urself


    Vielleicht erscheint im ersten Moment die Tatsache, dass nicht's mehr so wie früher ist ein wenig als traurig. Wenn wir jedoch am bisherigen zu sehr festhalten, können wir nicht loslassen. Die Umstände haben sich verändert und wir wollen dies auch in unserer Beziehung berücksichtigen. Das der Prozess schwierig ist, dem kann ich Dir voll und ganz zustimmen. Momentan erlebe ich diese Veränderung positiv. Es ist als ob wir uns neu kennen lernten.


    Wir haben uns beide intensiv mit uns selber auseinander gesetzt und zwar jeder auf seine Art. Bei mir ist dies schon ein längerer Prozess. Je mehr ich meine Engpässe erkenne, desto besser gelingt es auch mir auch mein Gegenüber zu verstehen, zu akzeptieren und dabei trotzdem mich selber zu sein. Ich will neue Wege beschreiten, neues Lernen. Wenn ich der Erste sein sollte, so soll es so sein. Guru verwendet als Abschluss immer den Satz "may the force be with you". Ja, das wünsche ich uns allen, die das Leben von mehr als einer Seite betrachten können.


    Joshua

    Hallo zusammen


    Auch wenn noch nicht alles rosarot ist, sieht es doch wieder besser aus, als noch vor kurzer Zeit. Mein Partner und ich haben wieder zusammen gefunden. Wir versuchen mit der schwierigen Situation, jeweils 2 Beziehungen zu leben, klar zu kommen. Wir sind jedoch von der Lösung möglichst alle in einen gemeinsamen Prozess zu integrieren abgerückt. Mein Partner und ich leben unsere Beziehung nun getrennter von unseren anderen Beziehungen. Ob dies eher der richtige Weg ist, wird sich zeigen.


    In meiner Ehe ist es dadurch ruhiger geworden. Unterschiedliche Lebensweisen und Lebenseinstellungen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen, war in der Vergangenheit sehr anspruchsvoll. Ich und meine Frau konzentrieren uns nun auf unsere Gemeinschaft und sind auf der Suche diese neu zu definieren. Einfach ist es nicht. Da sind die Erinnerungen an die wunderbaren gemeinsamen Zeiten und das Bewusstsein, dass diese nicht mehr so wie früher aufleben können. Dies zu erkennen, zu akzeptieren war für uns ein wichtiger Prozess. Es lässt uns aber auch den Raum neues zu entdecken, zu finden. Wie unsere neue Beziehung aussehen wird, ist noch völlig offen.


    Wollte einfach diese für mich positiven Nachrichten Euch mitteilen.


    Joshua

    Hallo bi-urself


    Ja unsere Konstellation war bzw. ist ungewöhnlich. Wir kennen uns alle gegenseitig. Gleich zu Anfang haben wir eine grosse Offenheit gelebt.


    Über unser erstes Treffen, zwischen meinem Partner und mir, waren unsere Frauen informiert. Während unserem Treffen haben sich die beiden Frauen per Telefon kennengelernt. Kurze Zeit später haben wir uns dann alle zu viert getroffen.


    Wir haben uns gegenseitig über viele Tief's hinweggeholfen und ein gutes Verhältnis untereinander gehabt. Ja - eigentlich war ja alles Bestens. Doch da waren auch die unterschiedlichen Lebensweisen und Vorstellungen wie wir dies alles unter einen Hut bringen sollen.


    Und letztendlich die Gesellschaft. Bei jedem meiner Coming-Out's haben sich die Anderen mehr dafür interessiert, wie meine Frau damit umgeht und wieso sie weiter zu mir hält, als der Umstand, dass ich bisexuell bin. Meine Frau musste sich mehr Unverständnis über ihr Verhalten anhören, als ich über meine Lebensweise.


    Joshua

    Hallo chaf81


    Wenn bei Dir auch die Situation umgekehrt ist, so finde ich, dass Du emotional doch das Gleiche erlebst. Du hast den Wunsch auch Deine andere Seite zu leben und stösst bei Deiner jetzigen Beziehungskonstellation auf Unverständnis. Ist es nicht verständlich, dass im ersten Moment, Deine Partner damit Mühe haben. Sie sehen Dich plötzlich ganz anders. Als ich meiner Frau gestanden habe, dass ich auch auf Männer stehe, war das nicht einfach für sie. Alle ihre bisherigen Vorstellungen von mir, wurden über den Haufen geworfen. Wir mussten uns neu kennen lernen. Auch unsere Beziehung war nicht mehr dieselbe wie zuvor. Wir erbauten eine neue, vielleicht sogar noch tiefere Beziehung.


    Aus Deinen Worten lese ich, dass alles so unvermeidlich scheint, so nach entweder oder klingt. Aber muss es wirklich eine endgültige Entscheidung sein. Ihr habt eine so lange Beziehung mit sicherlich auch einigen Hoch's und Tief's hinter Euch. Du bist glücklich und möchtest die Beziehung mit Deinen Partnern weiterhin aufrechterhalten. Sicherlich wird Eure Beziehung in eine neue Phase treten. Und es wird von allen auch einiges abverlangen. Doch die Liebe ist eine starke Macht und sie ermöglicht, dass das heute noch Unfassbare morgen möglich sein kann.


    Joshua

    Hallo Luca


    Deinen Wunsch versteh ich nur zu gut. Lange war meine Bisexualität ein Geheimnis zwischen meiner Frau und mir. Es war für mich und auch vor allem für meine Frau nicht immer leicht bei gewissen Themen unseren Freunden aus dem Weg zu gehen. Auch konnte meine Frau niemanden sagen, wieso sie beispielsweise heute bedrückt ist. Nach einer gewissen Zeit hat sie sich mindestens ihrer besten Freundin anvertraut. Ich behielt es lieber nur für mich.


    Als ich dann einen Partner hatte, wurde aber alles noch viel komplizierter. Das war dann definitiv zuviel. Zusammen haben wir uns entschieden, dass wir zu Silvester gute Freunde einladen und alle am Tisch sollten es wissen. Überrumpeln wollten wir unsere Freunde nicht. Also hat entweder mein Frau oder ich oder wir beide zusammen das Outing vorgenommen. Bin heute noch erstaunt, dass am Silvester keine Freunde am Tisch gefehlt haben.


    Bei uns ist das vielleicht gut gegangen, doch ich will nicht's schön reden. Wir haben auch mit Betroffenen gesprochen, bei denen sogar die eigene Familie den Kontakt abgebrochen hat. Es kann gut gehen, kann aber auch schief gehen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wenn wir beide zusammen stark sind, dies vieles vereinfacht.


    Wünsche Dir und Deiner Frau eine gute Entscheidung.


    Joshua

    Hallo Bi-urself


    Deine Gefühle und Gedanken fahren da wohl auf einer Achterbahn. Du fragst ob bei eine grösseren Entschlossenheit eher eine Klarheit über Deine BI-Neigung erkennbar gewesen wäre. Kann sein, aber ich glaube, dass nur weil Dich ein erregter Penis anmacht, es noch lange nicht heissen muss, dass Du auf Männer stehst. Ich bin mir sicher, dass viele heterosexuelle Männer bei Pornos auch darauf reagieren und dabei geil werden. Ich finde, die Schwarzweiss Malerei, bzw. das entweder oder doch ein wenig gar krass. Wenn Du mal unter "Kinsey-Skala" bei Wikipedia nachschaust, siehst Du, dass es verschiedene Abstufungen zwischen den beiden Polen geben kann. Wir sind doch alles Individuen in vielen Bereichen der Gefühle, der Gedanken, der Gewohnheiten. Wieso sollte nicht auch unser sexuelles Empfinden unterschiedlich sein.


    Joshua

    Hall Bi-urself


    Deine Geschichte, dein Entwicklungsprozess hat in mir in vielen Belangen auch ein Rückblick auf meine Geschichte ausgelöst. Von aussen sind Erkenntnisse öfters einfacher festzustellen, als sie dies als Direktbeteiligter wahrnehmbar sind. Ich bewundere Deine Besonnenheit, Deine Geduld, auch wenn es für Dich nicht immer leicht ist, mit der Du Deinen Prozess angehst. Davon hätte ich selber sicherlich mehr gebraucht.


    Ich spüre auch eine tiefe Verbundenheit mit Deiner Frau. Sie muss was ganz besonderes sein, dass sie Dir Deinen Freiraum sogar in Eurer Umgebung zuspricht. Auch meine Frau hat mir dies gewährt. Sie hat meinen Partner auch gut gemocht. Sie haben sich gut verstanden und manchmal haben sich die zwei, bei einem gemeinsamen Essen im Gespräch, sogar gegen mich verbündet (meine ich im lustigen und positiven Sinne).


    Du wählst einen Weg, den ich in ähnlicher Weise beschritten habe. Wünsche Dir dabei viel Glück und sei achtsam mit den Gefühlen aller Beteiligten, inklusiv Deiner eigenen.


    Joshua

    Lieber Luca, bi-urself


    Besten Dank für Eure Worte. Kann sie gut gebrauchen. Zwischendurch verliere ich die Hoffnung, den Glauben an das Glück.


    Bei unserer Beziehungskonstellation waren 4 Menschen, mit unterschiedlichen Empfindungen, Vorstellungen und Erwartungen beteiligt. Allen gerecht zu werden ist ein Ding der Unmöglichkeit. Mein Partner und ich sahen uns einmal pro Woche. Für uns beide zu wenig, für unsere Partnerinnen öfters mal zuviel. Wieviel Rücksicht soll genommen werden, wieviel eigene Bedürfnisse sollen eingefordert werden. Auch für uns Bisexuelle gilt das Gesetz, dass der Tag 24 Stunden, die Woche 7 Tage hat. Will ich der einen Seite mehr schenken, muss ich der anderen was wegnehmen. Und die Gefühle funktionieren nicht wie ein Kippschalter, sind nicht rational und logisch. Die innere Zerissenheit zwischen Gefühl und Verstand, zwischen Wunsch und Tatsache, waren für alle Beteiligten einfach zuviel.


    Joshua

    Hallo zusammen


    Einige Zeit ist in's Lande gezogen und das Kartenhaus ist zusammen gefallen. Ich lebte über ein Jahr in 2 Beziehungen. Eine mit meiner Frau und eine mit meinem ebenfalls verheirateten Partner. Ein Leben in 2 Beziehungen bringt sehr viel Liebe, Freude und Momente, die so wunderbar sind, dass sie nicht zu beschreiben sind. Doch es ist auch eine Herausforderung, die an die Grenzen aller Beteiligten geht. Das Leben zu zweit verlangt ja schon einiges ab. Ist ein Partner davon noch bisexuell, ist dies für diese Beziehung noch eine grosse zusätzliche Herausforderung. Aber unserer Konstellation mit so vielen Beteiligten war rückblickend ein zu waghalsiges Experiment.


    Ich hatte daran geglaubt, bzw. ich wollte, dass es möglich sein muss. Doch ich habe mich getäuscht und der Preis dafür war hoch. Selber bin ich gesundheitlich angeschlagen. Meine Frau hat sich zur Besinnung über unsere Ehe zurückgezogen und wir sind örtlich getrennt. Und die Beziehung mit meinem Partner ist in die Brüche gegangen. Meine Ambivalenz, meine Bisexualität haben ihren Tribut gefordert.


    Emotional liege ich nun am Boden. Doch ich werde mich wieder aufrappeln. Trotz allem Misserfolg, glaube ich, dass die Bisexualität auch eine wunderbare Seite haben kann. Ich habe einfach noch nicht den richtigen Weg dazu gefunden.


    Verliert nicht die Hoffnung.


    Joshua

    Hallo Pat


    Ob Deine Freundin mit Deiner Bisexualität umgehen könnte, wirst Du am Besten wissen. Obwohl manchmal täuschen wir uns in unseren Mitmenschen. Ich kann Dir nur von meinen Erfahrungen beim Outen erzählen. Ich habe mich in vielen Menschen getäuscht. Vermeintlich sehr offene, tolerante Personen haben sich von mir abgewendet. Andere deren Ablehnung ich annahme und auch davor Angst hatte, haben sich von einer ganz anderen Seite gezeigt und akzeptieren mich so wie ich bin.


    Du hast mich gefragt, was geschah, als ich wieder zu meinen Gefühlen fand. Seine Neigungen lange Zeit zu unterdrücken oder zu verheimlichen geht nicht spurlos vorbei. Die Beziehung leidet darunter. Nicht sagen zu können, wieso ich bedrückt bin, was mich innerlich fast zerreist und dann die vielen Ausreden. Die Gefühle erkalteten immer mehr. Unsere Ehe ist fast daran zerbrochen. Erst seit ich endlich das leben kann, wie ich wirklich bin sind meine Gefühle wieder zurück gekehrt. Wir durchleben heute eine sehr offene, liebevolle und intensive Beziehung.


    Joshua

    Hallo bicurious


    Dass mit dem lieber lassen, finde ich eine gute Idee. Du hast alles bis in's Detail geplant, doch wie wirst du seine Antworten und Reaktionen interpretieren. Manchmal ist halt der Wunsch so gross, dass wir dazu neigen, die Realität ein wenig unseren Wünschen anzupassen. Ja vielleicht ein wenig blauäugig. Schreibe Dir aus eigener Erfahrung. Der Wunsch in mir war so stark, dass ich fast alles falsch gehört und gesehen habe. Ich redete mir ein, dass dies doch klare Signale sind. Leider weit gefehlt. Der öffentliche Schmach war niederschmetternd.


    Ist es nicht einfacher deine Fantasien in einem klaren, geschützten Umfeld auszuleben? Ich weiss, es braucht Mut um vielleicht in eine Gaysauna zu gehen. Doch dort ist es klar und du kannst ja selber bestimmen, wie weit Du gehen willst. Und in der Anonymität der Stadt musst Du auch nicht rechnen, dass Dich dabei jemand sieht.


    Wünsche Dir bei Deinen Vorhaben viel Erfolg und wäre schön, wenn Du von Deinen weiteren Schritten berichten würdest.


    Joshua

    Hallo Pat


    Ich verstehe Deine Bedenken sich zu Outen nur zu gut. Du hast Recht. Für ein Outing muss man wirklich sehr stark und die Zeit muss reif dafür sein. Ich selber habe ja ein Doppelleben über Jahre geführt. Anfangs hat mich das schlechte Gewissen schon geplagt, aber irgendwie bin ich damit fertig geworden. Dazu war mein Verlangen jeweils zu gross. Und ich vermied, mich mit einem Typen mehrmals zu treffen. Ja keine Gefühle, keine Verpflichtungen oder gar Hoffnungen aufkommen lassen. Hauptsache ich hatte meinen Sex. Über die Jahre erkalteten meine Gefühle dabei immer mehr. Gegenüber den Männer, meiner Frau und auch gegenüber mir selber. Ich selber habe rückblickend keine gute Erfahrung gemacht. Doch damals, hatte ich die gleichen Wünsche wie Du und bin diesen Weg gegangen. Ob richtig oder falsch. Ich weiss es nicht. Heute weiss ich nur, dass mir vor einem Jahr ein grosses Glück wiederfahren ist und ein Mann mir wieder zu meinen Gefühlen gegenüber einem Mann, meiner Frau und mir selber verholfen hat.


    Eine Erfahrung zum outen möchte ich Dir noch mitgeben. Der Umstand, dass ich auf Männer stehe, war für meine Frau weniger schlimm, als den Vertrauensbruch den ich begangen hatte. Ich habe ihr über Jahre nicht vertraut und mich nicht gezeigt wer ich bin. Meine Frau hätte niemals eine andere Frau akzeptiert. Doch ein Mann war für sie eine andere Sache. Sie sagt heute noch zu mir, sie wisse, dass sie mir dies nie geben werden kann. Ja - unsere Beziehung ist stark genug und wir versuchen es trotzdem.


    Lieben Gruss


    Joshua

    Lieber Guru, Luca und Peter


    Besten Dank für Eure Worte. Oft habe ich mich alleine gefühlt mit all meinen Gedanken und Gefühle. Ihr vermittelt mir das Gefühl, auf eine Art „zu Hause“ zu sein, eine Art der Geborgenheit.



    Lieber Luca


    Dir möchte ich zuerst antworten. Beim Lesen Deiner Zeilen ist vieles aus meiner eigenen Vergangenheit empor gestiegen. Es war die Zeit, als ich meine Sexualität, mein Verlangen oftmals verachtete. Ich machte alles im Versteckten und kam mir schmutzig und leer vor. Es gab eine Zeit, da wäre ich am liebsten mit dem Auto auf einen Abgrund zugerast. Zum Glück hatte ich nicht den Mut. Ich wäre im Glauben von dieser Welt gegangen, dass alles aussichtslos sei.


    Lieber Luca. Du zeigst mir auf, wo ich auch mal war. Doch ich selber sehe auch, wo ich jetzt bin. Und ich merke, dass die Kraft in mir selber ist bzw. war. Es waren viele kleine Schritte und für jeden Schritt brauchte ich sehr viel Mut und Kraft. Dir lieber Luca, möchte ich ein Spruch übermitteln, der mir durch viele Tiefen hindurch geholfen hat. So einfach wie er klingt, so schwer ist es ihn zu leben.


    Glaube an Liebe, Wunder und Glück
    schau nach vorne und niemals zurück
    Tue was Du willst und stehe dazu
    denn dieses Leben lebst nur Du


    Wünsche Dir in diesem Sinne alles Gute beim Finden deines neuen ICH.



    Lieber Guru


    Mit Deinem Schlusssatz hast Du es auf den Punkt gebracht. Ja – ich wünsche mir geliebt und wahrgenommen zu werden. Und ich möchte auch Geborgenheit fühlen. Lese in Deinen Worten, wie sehr auch Dich die Ambivalenz beschäftigt. Es gibt Tage an denen diese Ambivalenz, von der die Bisexualität auch ein Teil ist, mich emotional zerreisst. Was ist richtig, was ist falsch. Wir leben in einer Gesellschaft, die verlangt, dass ich mich für das eine oder andere entscheide. Was ist falsch, wenn ich nach beidem trachte? Oder erlaube ich es mir nur nicht, weil es sich halt nicht gehört? Du hast Recht mit Deinen Worten, dass unerledigte Themen immer und immer wieder zurückkommen. Da nützen auch die besten Verdrängungstechniken nichts. Letztendlich kommt doch die Kraft von Innen. Ich muss nur an mich selber glauben.


    Herzlichen Dank für all Deine Worte und ich wünsche uns, dass wir eines Tage mit grossem Selbstbewusstsein unsere Ambivalenz leben können.



    Lieber Peter 


    Habe über Deine Worte sinniert und bemerkt, wie sehr ich mich auf meine Umwelt fokussiert habe. Ich war zu sehr beschäftigt Lösungen zu finden. Lösungen in der Beziehung müssen jedoch gemeinsam erarbeitet werden.


    Deine Idee, von allem Abstand zu nehmen, vor allem innerlich, geht mir nicht mehr aus dem Sinn. In einem Spruch heisst es „nur wer seinen Kreis verlässt, kommt vorwärts“. Werde dies nun beherzigen und meine Situation von aussen betrachten. 


    Wünsche Dir eine gute Zeit und besten Dank für Deine Ermutigungen. 




    Wünsche Euch allen und dem gesamten Forum einen guten Rutsch in's neue Jahr.


    Joshua

    Hallo Pat


    Ist schon länger her, aber Deine Geschichte könnte in vielen Teilen meine sein. Als junger Mann fühlte ich mich zu Männern hingezogen und ich habe es im Versteckten auch ausgelebt. Die Angst erkannt zu werden, war ein Dauerthema bei mir. Hatte in meiner Jugendzeit schlimme Erfahrungen damit gemacht. Dann habe ich meine jetzige Frau kennen gelernt und mich total verliebt. Eine Beziehung zu einem Mann konnte ich mir sowieso nicht vorstellen. Für den Sex waren Männer ok, doch bei den Gefühlen habe ich abgeblockt. Ich habe geheiratet und wir waren über Jahre miteinander sehr glücklich. Doch das Verlangen nach einem Mann hat mich in meinen Träumen verfolgt. Ich konnte nicht anders und suchte den Sex mit Männern. Danach fühlte ich mich jeweils mies, mieser am miesesten. Und trotzdem konnte ich nach gewissen Zeitabständen nicht wiederstehen.


    Und an einem Valentinstag, als wir beide zusammen bei einem Glas Wein das Thema Offenheit und Ehrlichkeit hatten, wollte ich nicht mehr dieses Versteckspiel. Ich offenbarte ihr mein Geheimnis. Unsere Liebe war sehr stark und hielt dieser Bewährungsprobe stand. Von nun an merkte meine Frau, wenn in mir das Verlangen wuchs. All die Jahre hält sie nun zu mir und nimmt mich so an, wie ich bin.


    Eine Beziehung zu einem Mann konnte und wollte ich mir nie vorstellen, bis vor einem Jahr es doch passiert ist. Ein Mann hat die Türe der Gefühle geöffnet. Und die Gefühle zu meiner Frau sind weiterhin geblieben. Und so hat sich was Wunderbares ergeben. Ich lebe in 2 Beziehungen.


    Nun wirst du vielleicht denken, du Glückspilz. Doch alles ist auch emotional sehr anstrengend. Dieses Jahr hat mich fix und fertig gemacht und am liebsten möchte ich meine Bisexualität vergessen. Momentan ist mir dies einfach zu viel und ich habe Mühe all die Veränderungen zu verarbeiten.


    Eines habe ich jedoch über die Jahre gelernt. Ich kann vieles mit meinem Willen verdrängen, doch das Unterbewusstsein ist unbarmherzig. Also lass ich es und suche nun einen Weg um meine glückliche Situation auch leben zu können. Denn letztendlich hätte mir doch nichts Besseres passieren können.


    Lieber Pat. Wünsche Dir auf Deinem Weg alles Glück das es gibt, auch wenn Du jetzt das Gefühl hast, alles falsch zu machen. Vertraue Deinen Gefühlen und lebe Dein Leben.


    Joshua

    Liebes Forum


    Dank allen, die bisher den Mut und die Kraft gehabt haben, sich hier zu offenbaren. Viele Zeilen haben mich berührt. Bewegende Worte von Herausforderungen des Lebens.


    Ich bin seit 30 Jahren mit einer wunderbaren Frau verheiratet, die mich liebt und akzeptiert wie ich bin. Und seit über 1 Jahr habe ich auch einen liebevollen Partner. Wir haben gleich zu Beginn den Weg der Offenheit gewählt. Dass dies funktioniert, ist mir manchmal heute noch ein Rätsel.


    Somit wäre doch eigentlich alles Bestens.


    Doch seit längerer Zeit durchlebe ich selber intensive Prozess meines „ICH“. Sehr anstrengende Prozesse. Ich fühle mich erschöpft und müde durch die Beziehungen, Coming-Out, Umwelt, etc.. Meine Bisexualität und auch meine Ambivalenz zehren an meinen Kräften. Und dann ist er wieder da, der Gedanke alles stehen und liegen zu lassen und neu anzufangen und sich all den emotionalen Belastungen der Bisexualität zu entziehen. Sich endlich für eine Seite zu entscheiden. Doch dies kann ich nicht.


    Liebes Forum. Wo nehmt ihr eure Kraft her, um Euch all den Herausforderungen zu stellen?


    Liebe Grüsse an alle da draussen, die anders sind als die Anderen.


    Joshua