Beiträge von heike

    Lieber Chris


    Du hast ja auf eine Frage von mir geantwortet (vielen Dank) und wir scheinen zum Teil ähnliche Themen zu haben.
    Ich finde es super, dass du fürs erste einfach mal schaust, was auf dich zukommt. Das mache ich auch.
    Aber
    wenn du wirklich Verbundenheit und Zärtlichkeit suchst, willst du einem
    potenziellen Partner oder einer potenziellen Partnerin vielleicht
    ehrlich gegenübertreten. Spätestens dann ist es doch wieder wichtig,
    welche innere Haltung du einnimmst. Deshalb finde ich es auch super,
    dass du dir diese Frage stellst.


    Ich wünsche dir eine spannende Entdeckungsreise

    Ich reime mir das für mich selbst ungefähr so zusammen:
    1. Es gibt wohl eine Veranlagung. Woher die genau kommt, weiss ich nicht. Jedenfalls war es mir schon früh klar, dass mich auch Mädchen interessieren (noch ohne zu ahnen, was das wirklich bedeutet).


    2. Als zweites sehe ich Einflüsse in der Umwelt. Ich lernte in meinem Umfeld Schwule und Lesben kennen, hatte eine Jugendliebe zu einem Jungen, der sich später als schwul outete, etc. und mir wurde auch vom Elternhaus nichts Negatives über Schwule und Lesben vermittelt. Das erlaubte es mir, Verschiedenes auszuprobieren (für kurze Zeit auch eine Dreieckskonstellation, was mich emotional komplett überforderte) und den Schritt in eine Frauenbeziehung ohne grössere Krise zu machen. Als ich mit einer Frau zusammen war, ging ich am Anfang voll in dieser Beziehung auf, betrachtete mich als lesbisch und hatte das Gefühl, endlich Ruhe gefunden zu haben. Umso irritierender war es für mich, als ich nach ein paar Jahren feststellte, dass ich mich eben trotzdem noch immer für Männer interessierte. Und das konnte ich mir fast nur damit erklären, dass es wahrscheinlich doch so etwas wie eine Grundtendenz gibt.


    3. Drittens schreckte mich das von Peter oben beschriebene Einfamilienhaus-Paarmodell ab, und das hat sicher auch dazu beigetragen, dass ich andere Formen ausprobieren wollte.


    Vielleicht ist dieser Unterschied in der Kindheit der Grund, dass es viel mehr Frauen gibt, die ihre Bisexualität als unproblematisch empfinden als Männer
    ... viele Heteromänner gibt, die den Anblick von zwei Frauen, die zärtlich miteinander sind, oder sogar Sexualität miteinander teilen, dies durchaus erotisch finden

    Dass es für Frauen einfacher ist, würde ich nur bedingt unterschreiben. Ich kann mir vorstellen, dass wir Frauen vielleicht andere Möglichkeiten haben uns auszutauchen (mit Freundinnen, Schwestern, etc.) und es deshalb vielleicht mehr Möglichkeiten gibt, das zu verarbeiten. Aber ein bi-Leben wirklich in die Tat umzusetzen, ist für Frauen ebenfalls schwierig. Ich bezweifle auch, dass Heteromänner wirklich so tolerant sind. Ich hatte zum Glück mit einer Ausnahme immer mit Männern zu tun, die schon einen Bezug zu Lesben und Schwulen hatten und deshalb keine Berühungsängste hatte. Als ich aber eine Beziehung zu einem Heteromann hatte, dem dieser Bezug fehlte, war er anfangs durchaus neugierig. Als ihm mit den Jahren dann aber bewusst wurde, dass ich früher mit einer Frau ZUSAMMENGELEBT und diese auch GELIEBT hatte und dass dies mit ihm rein gar nichts zu tun hatte, wurde er zunehmend intolerant und ich musste mich schliesslich von ihm trennen.

    Ich bin nach dem Lesen all eurer Beiträge zum Schluss gekommen, dass mir eine Auseinadersetzung am Arbeitsplatz zum jetzigen Zeitpunkt nichts bringt. Mein Hauptproblem ist, dass ich mich verunsichert fühle, und da werden mir meine Arbeitskollegen ziemlich sicher nicht weiterhelfen können (dieses Forum hingegen sehr :) )

    Hallo allerseits


    Die Sexualität besteht aus so vielen Facetten, dass es viel zu müßig ist, sich selbst irgendwo einzuordnen. Ich habe selbst festgestellt, dass es zu viel Zeit und zu viele Nerven kostet, sich damit zu befassen.

    Vielen Dank für euere Antworten. Mit diesem Satz kann ich
    sehr viel anfangen. Es ist nervig, sich einordnen zu müssen. Aber ich möchte auch als die Person angesehen werden, die ich bin.


    Ich hatte schon mit 15 das Gefühl, dass ich mich wohl zu
    Mädchen und Jungs hingezogen fühle, seit ich 22 bin lebe ich das auch aus. In
    Freundes- und Familienkreis bekommen sie ja mit, mit wem ich zusammen war und
    sie akzeptieren das auch, aber ich bin mit meiner Erfahrung allein. In
    Partnerschaften habe ich jeweils gesagt, dass ich mich zu Männern und Frauen
    hingezogen fühle, ohne mich als bisexuell zu bezeichnen. Die Reaktionen darauf
    waren unterschiedlich: Knapp akzeptieren, sehr unterstützend, in einem Fall kam
    es zu einen abrupten Kontaktabbruch. Was mich wirklich stresste, war der
    Übergang von einer Frauen- zu einer Männerbeziehungen. Ich fühlte mich in Frage
    gestellt. So gesehen ist es vielleicht schon hilfreich, sich als bisexuell zu
    bezeichnen, denn das würde in dieser Situation Halt geben. Ich kenne Heteros,
    Lesben und Schwule, aber ich habe keine einzige enge Freundschaft zu jemanden,
    der sich als bisexuell bezeichnen würde, merke ich grad.



    Na, zum Glück gibt es dieses Forum!



    Ja und dann finde ich es ein Riesenprivileg, sich in Männer
    und Frauen verlieben zu können!

    Ich bin in meinen Vierzigern und habe schon einige langjährige Beziehungen erlebt, zuerst
    mit einem Mann, danach mit einer Frau, gefolgt wieder von
    einem Freund. Alles in allem habe ich gute Erinnerungen. Heute lebe ich allein
    und in den letzten Jahren war ich mit anderen Problemen als mit einer Beziehung
    beschäftigt.



    Als ich in einer Beziehung lebte, habe ich mich jeweils vage
    als bisexuell identifiziert und – vor allem, als ich mit einer Frau
    zusammenlebte – das auch im Beruf offengelegt. Doch je länger ich allein bin,
    desto weniger weiss ich, als was ich mich bezeichnen soll.



    Seit einigen Monaten
    habe ich einen neuen Job und alle meine
    Kolleginnen und Kollegen haben Familie. Damit kommt das Thema plötzlich
    wieder
    an die Oberfläche. Wenn ich nichts von mir erzähle, werden sie wohl
    annehmen, ich sei
    heterosexuell, was mich irgendwie stört. Auf der anderen Seite ist es
    für mich im Moment unmöglich zu sagen, welche Art von Beziehung ich in Zukunft leben will. Wenn
    ich mich jetzt und heute oute, als was denn eigentlich? ?( Hat jemand von euch ähnliche
    Erfahrungen gemacht? Wie seid ihr damit umgegangen?