Beiträge von Luca

    Lieber Joshua
    dass ist ja bitter ... irgendwie kommt man immer zurück an deine erste Frage: woher sollte man die Kraft nehmen. Ich möchte dir mit deinen eigenen Worten Mut machen. Dein Spruch ist ja einfach und gleichzeitig schwer zu leben, wie du mir geschireben hast, trotzdem steckt eine tiefe Wahrheit darein und man muss daran einfach weiter galuben


    Glaube an Liebe, Wunder und Glück
    schau nach vorne und niemals zurück
    Tue was Du willst und stehe dazu
    denn dieses Leben lebst nur Du


    Kopf hoch, weiter nach vorne schauen
    Dir alles liebe, Luca

    Die Ahnungslosen
    2001 von Ferzan Özpetek mit Margherita Buy und Stefano Accorsi


    Hinter der bunten Fassade einer leichten Italienische Komödie wird mit schlichter Tiefe, guten Dialogen, Poesie und Romantik das Drama der Bisexualität in dem Familienkreis erzählt, wobei mit Familie genau so gut gemeint ist die traditionelle Heterobeziehung wie die parallel-belebte homosexuelle Partnerschaft. Nach dem plötzlichen Tod von Massimo, kommt seine Frau auf die Spur einer langjährigen Liebesgeschichte ihres Mannes mit einem anderen Mann. Antonia sieht sich konfrontiert mit einer neuen unbekannten Realität. In dieser Welt traut noch jemand um Massimo, sein Freund und Partner und sein gesamtes Bekanntenkreis. Leitmotiv durch die ganze Erzählung, eine Frage die uns alle beschäftigt (hat): die Wahrheit erzählen oder nicht, und wen schützt das Lügen? Als Schauspielern natürlich eine hübsche Frau und ein paar schöne Männer, für die Freude des Bi-Auges :)



    http://www.kino.de/kinofilm/die-ahnungslosen/60465

    Die amerikanische (?) Fachzeitschrift ist spezialisiert auf Bisexualität unter alle Facetten. Zugang zu den Artikeln ist in der Regeln Kostenpflichtig, es wird allerdings bis ende Februar "013 allerdings frei zugang angeboten und die Möglöichkeit die Artikeln zum privat Zweck herunterzuladen: also, schnell nachschauen


    Hier der Link: http://www.tandfonline.com/act…xt=Journal+of+Bisexuality


    Und ein paar Beispiele: Eine kritische auseinandersetzung mit Kinsey :The case against Kinsey: http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/15299710802501645


    Concepts of Bisexuality: http://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/15299710802142127

    Der "Journal of Bisexualtiy" bietet bis Ende Februar 2013 (nur !!) freie Zugang zum Volltext Artiklen. Der Journal und die Artiklen sind auf English. Hier als Beispiel die primitive Übersetzung der Zusammenfassung eines Artikeln über die Beratung (nach dem Coming Out) von Bisexuellen und ihre Heterosexuellen Partner. Die Beratung gestaltet sich oft schwierig, da die Bisexualität noch ziemlich Terra Nova der Psycologie ist und viele Therapeuten einfach unvorbereitet sind. Der originale vollständige Artiklen findet man auf dem Link unten, vielleicht kann der Adminstrator noch den Text vor Ende Februar herunterladen, damit der Artikeln für alle auch ab März zu verfügung bleibt ...


    Counseling Heterosexual Spouses of Bisexual Men and Women and Bisexual-Heterosexual Couples: Affirmative approach http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1300/J159v06n01_07


    Beratung von Heterosexuellen Partnern von bisexuellen Männern oder Frauen und von Bisexuell-Heterosexuellen Paaren: die positive Annäherung


    In etwa zwei Millionen aktuellen oder geschiedenen Ehen in den Vereinigten Staaten, ist einer der Ehegatten bisexuell, homosexuell oder lesbisch.
    Wenn Lesben, homosexuelle oder bisexuelle Ehepartner ihre sexuellen Orientierungen offenlegen, stellen sie ihre heterosexuellen Ehepartner vor eine Situation ohnegleichen. Bei der Auseinandersetzung und Bewältigung der neuen Situation durchläuft der heterosexuelle Partner verschiedene Phasen, von anfänglichem Trauma bis zur eventuellen Transformation.
    Das Paar selber (Mixed orientated couple) durchläuft ebenfalls typische Phasen, da sie mit komplexen Herausforderungen innerhalb ihrer Beziehung zu tun haben. Die heterosexuellen Ehepartner von bisexuellen Partnern und Bisexuell-heterosexuelle Paare müssen sich zudem der Herausforderung stellen, Bisexualität zu verstehen. Dieser Prozess ist langwierig und benötigt in der Regel mehr als drei Jahre. Professionelle Beratung unterstützt und hilft dem Paar ihre Bedürfnisse, Ziele und Werte in dieser Phase zu klären. Für Therapeuten, die mit solchen Paaren arbeiten, gibt es kaum Literatur über heterosexuelle Ehepartner in diesen Ehen und bisexuelle-heterosexuelle Paare und der allgemeine Mangel an Wissen über Bisexualität und „gemischten“ Beziehungen machen eine Beratung schwierig.
    Die Beratung ist am effektivsten, wenn Therapeuten sich mit der Problematik und den Kern-Themen der heterosexuellen und bisexuellen Partner auskennen und auch die typischen Phasen kennen, die Paare nach dem Coming Out durchlaufen. Mit einer effektiven und professionellen Beratung können heterosexuelle Partner und hetero-bisexuelle Paare ihre Schwierigkeiten und Probleme besser konstruktiv lösen und in individueller Stärke und mit gegenseitigem Verständnis reifen.

    Lieber Chris-Alexander
    ich denke auch , dass man eine Gay-Sauna mit einem Bordell nicht vergleichen kann, genau aus den Gründen die du nennst. Erwachsen Leute treffen sich freiwillig und ohne Zwang in ihren tun . Man kann auch einfach nichts tun, niemand zwingt und verlangt was andere nicht wollen. Das Publikum (Studenten, Berufstätige, Manager und Rentner) entscheidet für sich, was und mit wem. Auf Augenhöhe, eben. Das hat mir auch eine ethische Rechtsfertigung gegeben, in die Sauna zu gehen. Aber man geht nicht in eine Gay-Sauna nur weil man es als ethisch akzeptabel findet und nicht mit Prostitution vergleichbar ist. Man sucht sich diese Möglichkeit, weil man eine Neigung in diese Richtung hat. Die Situation muss per se eine gewisse Attraktivität haben und das setzt meiner Meinung nach eine homo- oder bisexuelle Orientierung voraus. Was Orientierung ist, wird von Udo Rauchfleisch in “Schwule – Lesben – Bisexuelle” gut definiert, finde ich.
    Zitat: "Mit dem Begriff der lesbischen, schwulen, bisexuellen oder heterosexuellen Orientierung bezeichne ich die Gesamtheit der inneren Bilder, des Selbstverständnisses und der in der sozialen Realität sichtbar werdenden Beziehungsmuster. Es ist ein tief in der Persönlichkeit verwurzeltes Selbstverständnis, das sich in den bewussten und unbewussten Bildern von der eigenen Person und von anderen Menschen niederschlägt, zu spezifisch ausgerichteten erotischen Phantasien führt und sich in den sozialen Beziehungen zu Partnerinnen und Partnern des gleichen und des anderen Geschlechts artikuliert. Selbstverständlich gehören auch die sexuelle Attraktion und die Art der manifesten sexuellen Beziehungen dazu. Doch sie allein definieren noch nicht die Orientierung. (…) Einzig bei den bisexuellen Menschen können Gefühle von Unsicherheit bestehen, da sie sich in ihrer Orientierung weder eindeutig auf Menschen des gleichen noch eindeutig auf die des anderen Geschlechts ausrichten“


    Ich glaube, du solltest dich nicht verrückt machen mit der Frage, ob du bisex bist oder nur menschliche Nähe suchst oder was noch. Wenn du dich zurecht findest und etwas zurückbekommst von dem was du erwartest hast, dann stimmt es so. Du bist ungebunden, musst dich auch vor niemand rechtfertigen. Vom Alter unabhängig
    Liebe Grüße, Luca

    Motiviert von unserem Forum, wo ich so oft Unterstützung und Inspiration gefunden habe, habe ich nach meinem Coming-out meiner Frau suggeriert ähnliches für sich zu suchen.


    Leider sind solche Foren oder Blogs manchmal für Frauen von Frauen benutzt, dir Ihre Frust auf Männer (und nicht unbedingt nur Homo oder Bi) nach der Trennung von Ihren Bi/Homo-Partner los lassen... Das hat sich nicht wirklich als hilfreich und hoffnungsvoll erwiesen . Oft hat das meine Frau einfach noch mehr traurig und deprimiert gemacht. Solche Blogs sind allerdings eine Möglichkeit sich mit anderen auszutauschen und man kann auch Kontakt mit nette Leute finden. Jede Frau ist auch anders, und reagiert anders - deswegen möchte ich es hier trotzdem signalisieren. http://www.tangiert.de/


    Wenig verbittert und offen auch für Männer von lesbischen Frauen scheint das schweizer blog http://www.hetera.ch/ zu sein.


    Eine interessante Seite kommt aus USA, wo sich beide Partner sich austauschen können aus alle mögliche Beziehungen, also Männer von Bi-Frauen, Frauen von Bi-Männer, und die Bisexuelle selbst. Eigentlich die beste voraussetzung um beide Seite mit wenig Konflikt zusammen zu bringen und zu verstehen. http://www.straightspouse.org/home.php mit weiteren links und Making Mixed Orientation Marriages Work http://groups.yahoo.com/group/MMOMW/

    Mein Coming-Out liegt fast 3 Wochen her.


    Drei Wochen die wie drei Monaten oder drei Jahren vorkommen, so intensiv und schwer sie waren. Jedoch können diese drei Wochen nichts über die nächste drei Wochen, drei Monate und drei Jahre sagen. Es war immer klar, dass es nicht einfach wird. Man überlegt es sich hin und her, für Tage, für Monate versucht man sich vorzustellen wie es ankommt, was die Reaktion wird. Man weiß natürlich, dass für sie schwierig wird. Man glaubt sie zu kennen und sich etwas vorstellen zu können – aber kannte sie MICH und konnte sie sich „DAS“ vorstellen? Wie begrenzt gut kennt man tatsächlich sein Partner. Die Last war schwerer als ich dachte – oder als ich hoffte? Das es alles in Diskussion bringt - unsere Beziehung, die Familie, die Zukunft, unser Lebensstil – war offensichtlich, das ist was das Outing ja schwer tut. Das jemand verletzt wird kann man sich auch ausdenken, und man glaubt die andere Person auch trösten zu können. Wir kennen uns halt gut, oder … Man ist ja seit 20 Jahren zusammen, hat Kinder auf die Welt gebracht und erzogen, man hatte sehr schöne Momente zusammen und auch sehr schwierige, man hat immer alles besprechen können, man war immer zusammen für eine Lösung da, man hat sich das ewige Zusammenleben versprochen (Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden. Der Herr tue mir dies und das, der Tod muss dich und mich scheiden. Ruth 1,16f)


    Was ich vielleicht wenig bedacht habe und nicht in seine Wirkungsbreite mir denken konnte, ist wie sehr „DAS“ ihre eigene Identität selbst in Frage stellt. Nach einer lange Zeit gewidmet zu meiner Selbstfindung, meiner neuen Definition, zu Erfahrungen um zu verstehen was ich bin, was ich kann, was ich will, nach schlaflose Nächte und viele Lügen, wenn endlich ich sicher bin , dass ich „DAS“ bin, wenn es klar ist, ich kann es ihr nicht mehr verheimlichen, es ist ihr Recht es zu wissen, alles anders wäre unfair, es kommt sowieso irgendwann raus, je später desto schlimmer, wir müssen ja beide damit leben lernen … dann ist das Outing fast wie eine Entlastung: die Last liegt nicht mehr auf meine Schulter, leider mehr auf ihre. Ich war (oder dachte zu sein) vorbereitet, sie aber nicht. Was ich über die letzten Jahren durchgemacht habe, hat sie – ohne es sich auszusuchen und was dagegen machen zu müssen – in wenigen Tagen durchgemacht. Ihre Identität , sie ist auch nicht mehr die gleiche Person, verletzt, entwertet. Jetzt die Reise die ich allein gestartet habe, müssen wir zusammen führen. Sie muss auch sich neu erfinden, ihre neue Identität. Sie hat sich immer auf mich verlassen, ich war ihre Sicherheit, der „Fels“ (ihre Worte) der sie unterstützt hat und ihr das Vertrauen, die Energie und das positive unbeschwerte Denken gegeben hat um alle die schöne und wichtige Dinge im Leben zu machen, die sie so toll macht. Dann kam der Erdbeben, der Fels ist gebrochen und der Tsunami hat ihre Identität mit sich genommen. Trotzdem, das Coming-Out war richtig. Der Zeitpunkt auch. Wie blöd es auch klingen mag, es ist gut gegangen und besser hätte es nicht sein können – für beide. Sie ist mir dankbar, dass ich mit ihr gesprochen habe. Ich selbst bin einer Person aus diesem Forum besonders dankbar, er hat mir viel von seiner Zeit spendiert und seine Erfahrung, seine Gedanken haben mir Kraft, Inspiration und den Mut gegeben. Ohne ihm hätte ich vielleicht mich noch nicht getraut und es noch schlimmer gemacht. Ich habe meiner Frau, in einer Nacht kurz nach Weihnachten alles erzählt. Sie fragte ohne große Hintergedanken was ich an dem Tag getan habe. Für mich war es klar, entweder rede ich jetzt oder muss ich sie wieder anlügen, was ich nicht mehr wollte. Ich fragte, ob sie nie gedacht hat, ob ich vielleicht etwas Schwul bin. Sie lachte um zu de-dramatisieren, schaute mich an mit großen Augen: du machst ein Witz, oder? Dann erzählte ich, dass ich mich öfter im letzten Jahr mit Männer getroffen habe, dass ich Männer mag – und sie auch – und eben also Bisex bin. Für zwei Minuten muss sie lachen und versuchte kein Wort zu glauben, dann fing sie an zu weinen. Wir haben 3 Nächte nicht geschlafen, wir haben uns umarmt , gesprochen, geküsst, festgehalten und zusammen geweint. Ihre Träne und meine Träne nicht auseinander zu halten , zusammen geschmolzen. Tagsüber konnten wir uns nicht trennen. Vor den Kinder haben wir uns ständig umarmt und geküsst, sie sahen uns mit großen Augen und ein stolzes Lächeln, dass Mama und Papa sie so lieb haben – wie haben den ganzen Tag mit ihnen gespielt. In der Nacht gingen die Gespräche weiter. Sie wollte alles wissen. Kein Tabu mehr, nichts unausgesprochen. Wo, wann, mit wem und was. Die Details. Es ist peinlich einer Frau zu sagen was man mit Männer tut, aber es musste sein. Das ist jetzt auch ihre Reise, ich habe sie mitgenommen. Immer wieder haben wir beide betont, wie sehr wir uns lieben, wie wichtig uns die Familie ist. Sie respektiert mich noch. Sie liebt mich noch mehr. Ich respektiere und liebe sie noch mehr. Und das wird die Basis sein um das Gespräch weiter zu führen und das Leben hoffentlich gemeinsam weiter zu leben. Sie findet die homosexuellen Sexualpraktiken eigentlich eklig, kann sich nicht vorstellen dass es mir gefallen kann, und gleichzeitig findet sie mich nicht eklig und hat insgesamt noch volle Sympathie, Verständnis und Toleranz für die (andere) Homosexuelle.


    Am Silvester hatten wir Freunden bei uns, wir mussten noch einkaufen, gemeinsam kochen, gute Laune haben und wir hatten drei Nächte lang nicht geschlafen. Eigentlich keinen Bock drauf. Aber wir ziehen wieder unsere Maschera a la Pirandello an. Am Tag danach wachen wir auf und sie meint: ich kann wieder lachen, auch wenn es draußen noch dunkel ist. Es war als wäre alles vorbei, wir haben gesagt was man akzeptieren kann und nicht, wir haben Regeln definiert. Wir haben einen Flug nach Berlin gebucht und sind ohne Kinder weg geflogen, in die große gay Stadt. Sie fing an mit mir zu spielen und Männer anzuschauen, wen mag ich und wen nicht. Oft mögen wir die gleiche Männer... Sie zählt bis 10 Männer und sagt, 10% bisexuelle, der ist für dich :-) Irgendwie hat sie manchmal auch etwas Stolz , dass ihr Mann „anders“ ist als viele „reguläre“ Männer. Schwule sind ja mal was besonders für eine aufgeklärte moderne Frau. Oder vielleicht ist das auch nur ein Weg um damit umzugehen. Trotzdem, auch wenn uns gut ging und es schön war, gab es natürlich Spannung in Hintergrund, und als wir wieder beide zurück in die Arbeit mussten, kam der Stress , die Traurigkeit wieder hoch. Sie kann nicht mehr mich weg gehen lassen. An manche Tagen ist sie noch verzweifelt und glaubt sie drehe durch. Sie liest in Internet was alle für ein Angebot für Männer gibt, wo man sich treffen kann und bekommt Angst. Sie meint, sie wird es nicht aushalten, nie.



    Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Ich freue mich auf jeden Tag wo wir entspannt sind, aber ich weiß, dass es jeder Zeit anders aussehen kann. Sie will langfristig denken. Ich kann nur nach Heute und Morgen schauen. Wir werden sicher noch viel Zeit brauchen. Was es wird, schwer zu sagen. Sie will und kann mich nicht mit jemand teilen. Ich habe keinen Freund , das macht es im Moment ja etwas einfacher. 3 Wochen die wie ein ganzes Leben vorkommen und nichts über die Zukunft sagen. Aber wir begleiten uns in diese Reise mit Liebe, Respekt und gegenseitigen Verständnis. Nachbeben wird es immer geben.



    Luca


    "Die Wahrheit, ein schmerzlicher weg. Aber einen besseren gibt es nicht", Bettina von Kleist, Mein Mann liebt einen Mann 

    Zitat:


    "Das Zentrum für bisexuelle Lebensweisen ist 1994 in Berlin als Erweiterung und Ergänzung des Beratungs- und Krisen-Telefons des Bisexuellen Netzwerks - BiNe e.V. - entstanden und bietet Hilfe in Form von telefonischer Beratung, persönlichen Gesprächen oder als Wochenend-Workshop für Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet. Das zBi ist deutschlandweit einmalig in seinem Schwerpunkt als Coaching-Zentrum für "ungewöhnliche" Beziehungsformen und Partnerschaften"


    mehr unter http://z-bi.de/ (auch mit einem ironischen Bi-test um die eigene sexuelle Orientierung ultimativ zu definieren (nicht ernst nehmen)


    und http://bine.net/wasist/index.php

    Hallo Pat


    ich kann nicht mit der Erfahrung von Joshua sprechen, da ich mich gerade geoutet habe und kenne die langfristige Auswirkung nicht. Aber das eine ist ganz klar und ich kann Joshua bestätigen: nichts ist schlimmer als der Betrug per se, dass man mit Männer geht ist Nebensache. Am Anfang hat meine Frau nicht differenziert, nach 3 Tagen und Nächte am weinen und reden macht sie selber den Unterschied und versteht , dass für mich anders ist mit einem Mann zu gehen als sie mit einer Frau zu betrügen. Und hätte ich sie mit einer Frau betrogen, wäre meine "Beichte" auf keine Verständnis gestoßen und sie hätte es nicht akzeptiert.
    Ich bin vielleicht etwas konservativ, aber ich kann mir gar nicht vorstellen , dass man eine Existenz (Familie, Kinder!) auf eine nicht ausgesprochenen Realität baut, die das ganze kaputt machen kann.
    Unsere Beziehung hat sich als sehr stark erwiesen, meine Frau kennt jetzt ein Teil von mir was meine Identität mit-definiert. sie ist happy, dass ich sie teilnehmen haben lasse. Sie ist Teil meiner Selbstfindung. Sie hat mir den Mut zum outen anerkannt. Wir werden versuchen gemeinsam weiter zu machen. Es ist sehr schlimm gewesen, sehr hart und peinlich sich zu outen, aber wir dürfen jetzt gemeinsam nach vorne schauen. Es gibt Respekt für einander.
    Es ist natürlich deine Entscheidung, aber wenn du mit ihr es ernst meinst, musst du es dir richtig gut überlegen. Es ist auch deine Chance zu verstehen, wie stark ihre Liebe zu dir ist.
    Mir persönlich geht es jetzt nach dem coming out viel besser,davor hat das Lügen (müssen) mich fertig gemacht. Es war schreklich, die echte Belastung in meiner Bisexualität.


    Dir ganz liebe Grüße
    Luca

    Hallo ihr alle Liebe Vanbu, Joshua, Peter und Guru


    Ich habe mich jetzt geoutet und mit meiner Frau gesprochen. Es war schmerzhaft aber fällig. Es war richtig und gut es zu tun. Ich bin jetzt nicht in der Lage viel zu erzählen, nur dass je länger ich gewartet hätte desto schlimmer wäre es gewesen. Ich bedanke mich hier bei allen für die Beiträge die mir geholfen haben diesen Schritt zu machen.
    Lieber Vanbu, ich weiß gar nicht wie ich es begrunden hätte können, wenn ich schon von Anfang unserer Beziehung meiner Bisexualität bewusst gewesen wäre. (ok, der Satz ist grammatikalisch sicher nicht ganz in Ordnung, ich hoffe die Idee ist doch über gekommen....).
    Drucke dir die Daumen und wünsche auch viel Mut und Glück
    Luca

    Hallo Manajah



    Das Buch liegt neben mir, es wird dauern bis ich es fertig habe. Bin am Seite 57 von mehr als 400 und muss erst Pause machen, um nachzudenken. Und gleich muss ich hier auf dem Forum ein Kommentar liefern. Nach den vielen Beiträge in den letzten Tagen , über versteckte Bisexualität und coming out, wie eine Warnung an alle die denken sie können ihre Homosexualität unterdrücken oder verstecken. Was sind wir alle, Männer und Frauen, Hetero , Homo, Bi, MSM und viele andere Bezeichnungen die versuchen die Welt der Sexualität und ihre unterschiedliche Facette zu beschreiben? John Irving findet wieder das richtige Wort , besser die 2 Worten, um unsere „Welt“ und „Konfusion“ zu beschreiben.


    Ich habe bis 1994 alles von John Irving gelesen, es sind 8 Bücher gewesen. Von Setting free the bears bis A son of the circus. Ich kann mich gut erinnere das letzte Buch , eben A son of the circus, vor 18 Jahren gelesen zu haben auf dem Boden meiner Wohnung als ich hinter meinem kleinen Sohn mitgekrabbelt habe als er seine ersten Krabbelnversuche gemacht hat.


    Danach war es Schluss, ich wollte nicht mehr was von ihm lesen – und weiß erst jetzt 18 Jahren und andere 8 Bücher später wieso. Ich wollte mich an diese Gedanken der Bisexualität, an diese Konfusion nicht mehr beteiligen. Da auf dem Boden neben dem kleinen Sohn, muss ich gedacht habe: das hier bin ich, Vater, hetero, frisch verheiratet, verliebt, diese ist meine Familie und meine Freude an Sex und Leben. Und den Irrtum begangen. Da wenn ein Teil von uns Homo ist, der wird sooner or later wieder sich melden. Beim Lesen, durch eine Krankheit, auf dem Bus wo man sich verguckt. Manchmal nach 18 Jahren glückliches Familienleben.


    Und nach der „Warnung“ an alle die glauben sie können so tun als es nicht wäre , noch zu in one person und John Irving.


    Ganz kurz die Situation: Billy, 17 Jahre alt, verliebt sich in (älteren) Frauen und in gleichaltrige Jungs aus der Schule. Und er verknallt sich eigentlich auch in Richard, sein Stiefvater und Englisch und Theater Lehrer. Richard will The Tempest inszenieren auf der Bühne der Schule und erklärt Shakespeare und die Figuren des Stückes. Billy spielt Ariel,der Nymph. Das Buch lese ich gerade auf englisch, also muss ich original zitieren.


    No, I don't believe that Richard was being particularly prescient in regard to my emerging and confusing sexual orientation. He told the cast that Ariel's gender was polymorphous – more a matter of habiliment than anything organic. (…..) Ariel says to Prospero “to thy strong bidding task/Ariel and all his quality” (…....) Richard said “it's possible that Shakespeare saw a continuum from Caliban through Prospero to Ariel. Caliban is .... brute force. (…) Prospero is human control and insight (…) Ariel is… freed from mortal concerns. Perhaps Shakespeare felt that presenting Ariel as explicitly female might detract from this notion of a continuum. I believe that Ariel's gender is mutable.”


    Polymorphous und mutable , kann man sich für immer für eine Seite entscheiden und festlegen?



    Das Buch bekommt vorläufige 4 ½ Sterne von mir.

    Lieber Joshua, welche Kraft? Ich habe diese Kraft nicht. Obwohl erst seit circa 2 Jahren ich mich damit beschäftige, und wirklich intensiv eigentlich nur im letztem Jahr , fühle ich mich schon jetzt entkraftet und erschöpft. Kann an nicht anderes denken un komme kaum dazu wieder echte gute Arbeit zu leisten. Gefühle gehen hoch und runter. Gestern bin durch Zürich zwecklos gewandert , dachte lasse mich mal richtig ficken und dann springe von der Brücke, stand vor der Tür an drei (3!) Gay-Saunas und hatte schon geklingelt, lief aber wieder weg. Die Limmat sieht auch nicht wirklich gefährlich aus... Abends erreicht micht endlich ein sms von einem Mann den ich sehr Lieb habe und mir viel bedeutet aber zu selten sehe. Eine ganz liebe und hoffnungsvolle Nachricht. Ich war gleich wieder überglücklich, war am Ende des Tages sexuell voll gut drauf und habe mit meiner Frau geschlafen und gedacht: "Eigentlich alles bestens"
    .. von wegen "alles bestens".. ein bisschen Kraft kommt aus dem Bi-Forum, erfahren, dass man nicht allein in dieser Zustrand ist, wie die andere damit umgehen. Unbeschwert wird es nie. So viel habe ich in der kurzen Zeit gelernt. Wie guru schreibt, müssen wir alle lernen damit umzugehen
    Dir alles gute
    Luca

    this is very touching , very moving. It makes thoughtful - there is no stop to learning what cultures can do to human beings- what human experiences can be. Though, the world will never stop to judge and ask the others: why? There will also be to hide or justify. why, why is it that difficult just to accept the others as they are? you see, i made the mistake, asked the stupid question "why" myself.


    thank you for this contribution very special woman, this forum is enriching


    luca

    Hallo Pat
    ich bin seit 20 Jahren mit meiner Frau zusammen und wir haben Kinder: meine Bisexualität habe ich sehr spät entdeckt, erst vor kurz. Meine Frau weiß nichts davon. Was mich sehr zu schaffen bringt, ist wie soll ich mich outen und was wird mit den Kindern. Nicht nur wegen der Möglichkeit der Trennung (muss nicht sein), aber wegen dem Grund dafür. So viele Leute kennen uns und meine Familie : wie spielt es sich auf die Kinder aus wenn es rauskommt. Wie gehen die andere Leute mit ihnen um? Kann ich sie noch umarmen, kussen - wie reagiren sie auf mich? Ich habe sie sooooo lieb und kann sie nicht verlieren, ich verstehe dein Wünsch nach kinder . Ich bemühe mich jeden Tag mehr mit ihnen nett zu sein und verständnissvoll. Aber um ganz fair zu sein: je mehr ich an Männer denke desto weniger fähig fühle ich mich ein guter Vater zu sein und die Verantwortung druckt mich massiv.
    Du musst deine Entscheidung treffen, ich bin mir heute ganz unsicher, ob es für mich richtig war kinder zu haben. Manchmal glaube ich, ich habe Kinder um mir umbewusst zu beweisen, dass ich Mann und Hetero bin und nicht Schwul - Nota bene: ich war immer hetero. Ich wünsche mir, ich hätte rechtzeitig gewusst da ich bisex bin.
    Wir leiden alle, sind alle in einer beschiessener Situation. Wenn du jetzt weisst, dass du auch Männer brauchst, solltest du dir gut überlegen , ob du es deiner Partnerin rechtzeitg erzählst, bevor ihr euch auf dem Kinderwünsch einlässt. Die Bombe wird platzen, wird bei mir auch früher oder später: dei Frage ist nur : wann ist der Schaden kleiner. Wenn sie es weisst, sie konnte es auch akzeptieren und ihr geht das Risko eine Familie zu grunden zusammen. es kann gut gehen, es kann schlecht gehen, wie bei den Heteros. Mir kommt es heute so vor, wenn ich an mich denke, als wäre es das fairste.
    Wünsche dir viel Glück
    luca

    David Leavitt ist Jahrgang 1961, das Buch erschien in USA im 1986. dass sollte helfen das Buch zu platzieren, in einer Epoche der Schwule Bewegung in der Zeit wo AIDS fing an ein Thema zu werden, wenn in Vergleich zu heute outing noch schwieriger war und viele homosexulle Rechte noch zu erkämpfen. Das nur um den Mut des Autors vielleicht besser zu fokusieren. Auch in der sexull expliziten Beschreibungen des Liebesaktes. Das Buch ist allerdings heute noch sehr spannend und lesenswert, weil es bewegt sich nicht ganz auf der Ebene der soziale/kulturelle Integration. In Gegenteil ist das Individuum das Zentrum des Buches: wie jeder von uns Bedarf hat mit anderen zu kommunizieren, sich zu outen, die Schwierigkeiten in der Kommunikation, die Suche nach der Liebe. Und Leavitt beschreibt das ganz in seiner Komplexität, es ist die Erzählung vielen Charaktere, jeder mit seinem Persönlichkeit, seinen Probleme und seiner individuellen Lösung – oder auch nicht Lösung. Es ist die Geschichte einer „normale“ Familie. Mutterr, Vater, Sohn. Der Sohn ist erwachsen, ausgezogen, lebt seine Homosexualität offen obwohl seine Familie nichts ahnt, er sucht die echte Liebe. Der Vater ist schwul und traut sich nicht, kämpft mit seinem doppelleben. Das outing des Sohnes in der Familie bricht die Intakte Struktur zusammen, der Vater muss sich auch outen. Sehr berührend die Szene, wo der Vater dem Sohn nach Hilfe fragt. Ein ganz tolles Buch, besser beschrieben hier in einer Kritik aus dem Archiv der „Die Zeit „ als das Buch Ende 80' in deutsche Sprache erschien.
    David Leavitt ist ein akkurater Photograph des amerikanischen Mittelstandes. Sein Thema: die Familienbande – und also Liebe und Tod. (…) Nichts Besonderes also, wovon Leavitt erzählt. Nachrichten aus der globalen westlichen Dorfmetropole. Doch seine detailgenauen Portraits und Gruppenbilder haben eine spezifische Unschärfe, die das graubunte Konterfei von [i]middle-class-America [/i]bricht: Diese Bürger haben, ja [i]sind [/i]Sexualität. Die Älteren, die Familienmütter und -väter, müssen eine heimliche Biographie ihres Körpers mit sich schleppen, verbergen oder verarbeiten (…) Männer, die ihre (homo-)sexuellen Begierden jahrzehntelang vor sich versteckt oder in Pornokinos kanalisiert haben und spät, zu spät erst auszubrechen versuchen. Und die Jüngeren? Von denen sind viele schwul oder lesbisch mit dem überindividuellen Selbst-Bewußtsein einer emanzipierten Generation; aber auch sie suchen – nicht zuletzt im „Zeitalter von Aids“ – nach Sicherheit in einer festen, monogamen Beziehung (…) Diese existentielle Unschärfe gibt den Erzählungen und Romanen überraschende Tiefenschärfe.(...) Ein Roman über Kommunikationsstörungen, über das Fehlen von Körper- und Seelensprache: Philip Benjamin, Mitte zwanzig, schwul, Jude, in New York bei einem Verlag jobbend und auf der Suche nach Liebe. Wo er sie zu finden glaubt, ist sie nur Schein, wo er sie finden könnte, sieht er sie nicht. Erste Pubertätsaffären mit College-Kollegen blieben ohne emotionale Befriedigung. Einziger Erfolg: Philip weiß seither wenigstens sicher, was er zuvor nur ahnte – die Lust auf Männer wird sein Leben bestimmen. Und also engagiert er sich in der Uni-Schwulengruppe, erzählt jedem, daß er [i]gay [/i]sei, außer seinen Eltern. Das traut er sich erst, als er meint, einen festen Freund gefunden zu haben, der ihn aber, unter der Last der Erwartungen erstickend, bald verläßt. Klassische coming-out-Geschichte, mit nur einem Haken: Zwar nehmen die Eltern die Eröffnung des Sohnes mit leidlich liberaler Ostküsten-Offenheit auf, doch ist Philips Bekenntnis für den Vater zugleich der Auslöser, seine eigenen, jahrzehntelang nur in anonymen Kontakten ausgelebten homosexuellen Bedürfnisse nicht länger zu verdrängen. Anti-Ödipus-Tragödie: Der Sohn befreit den Vater, die Mutter bleibt auf der Strecke. Nach 27 Jahren Ehe wird ausgesprochen, was sie immer schon spürte: daß ihr Mann sie geheiratet hat, um sich von seiner „Krankheit“ zu erlösen. Die Fehler der Vergangenheit sind nicht ungeschehen zu machen – und können nicht fortgesetzt werden, weil die Verdrängung ihre sedierende Wirkung verloren hat. Der kalte Wind der Wahrheit fegt durchs bürgerliche Idyll: Schluß mit den kuchengesättigten gemeinsamen Leseabenden. Das Kartenhaus bricht zusammen. Leavitt kontrastiert die Familien-Katastrophe leichthändig mit der genauen, aber unspektakulären Schilderung von New Yorker Wirklichkeit. Vater und Sohn erfahren auf ihrer verqueren [i]education sentimentale [/i]Tiefen und Höhen einer heimlichen beziehungsweise offenen schwulen Karriere, deren Stationen von den Video-Peep-Show-Kabinen eines Porno-Shops in der Christopher Street über die Bars und Discos der Subkultur bis zu den schicken Partys der [i]jeunesse dorée [/i]und den dezenten Diners der homosexuellen Intellektuellen reichen. Da jedoch diese Subkultur in New York integriert ist, überlappt sich die spezielle mit der „normalen“ Wirklichkeit – und Leavitts mikroskopische Beobachtungen zeigen das Besondere als Teil des Ganzen.Das ergibt: kein Genetsches Dschungelbuch der Monstrositäten; keine flapsig durchgestylte Yuppie-Schreibe wie bei Michael Chabon; und auch keine Mode-Metropolis-Literatur, die sich aufteilt am jeweils neuesten Jargon und den allerletzten Verführungen aus dem Arsenal der künstlichen Paradiese, wie bei Janowitz oder Mclnerney; sondern einen einfühlsamen Führer durchs Gestrüpp und Unterholz schmerzender Mittelmäßigkeit. Die verlorene Sprache der Kräne“ ist kein schwuler Bekenntnis- oder Aufklärungsroman, kein autobiographischer Befreiungsschlag, obwohl David Leavitts Lebenslauf viel Ähnlichkeit mit dem Philip Benjamins aufweist. (…) Wenn man so will, ist Leavitt der erste Autor einer normal-schwulen Literatur. Seine Sprache ist von präziser und doch nuancierter Klarheit und rhythmisierter Kraft (was auch in der Übersetzung Sabine Hedingers aufscheint); sein Formbewußtsein, deutlich geprägt von den Erfahrungen als Short-story-Schreiber, erlaubt ohne Einbuße an Leselust zahlreiche Vor- und Rückblenden, Überschneidungen und krasse Gegenschnitte, die gleichsam aus der Addition von lebensechten Photographien einen lebendigen, kontrastreichen Film voller Kontrapunkte machen. (...)Mit seinem zweiten Roman ist Leavitt, der Wirklichkeitsphotograph, noch weiter in die Tiefe gelangt. Und er hat das zustande gebracht, was er für die Aufgabe des Schriftstellers hält: „Meine Generation ist ziemlich unpolitisch. Wir sind an Politik nur interessiert, wenn sie unsere unmittelbaren Bedürfnisse berührt. Wir sind eine Generation, die mehr am Erreichen von Sicherheit interessiert ist. Ich bin kein Aktivist wie meine Mutter, aber ich habe mein eigenes politisches Bewußtsein. Grace Paley hat es am besten benannt: ‚Das Politischste, was man tun kann, ist, die Wahrheit zu sagen‘.“