Ich bin über Google auf euer Forum gestoßen und bin erstmal froh, ein paar Gleichgesinnte gefunden zu haben! Gerne möchte ich euch meine Geschichte erzählen, die mich aktuell sehr bewegt. Wie ihr euch vorstellen könnt, steht mein Leben vor einer großen Veränderung.
Ich bin jetzt Mitte 30, bin verheiratet und habe vor gut einem Monat meiner Frau mein Bi-Interesse gestanden. Ich muss gestehen, dass ich ziemlicher Spätzünder bin, was Sex angeht. In meiner Jugend war ich zwar immer mal in Frauen verliebt, zu Sex oder gar zu Beziehungen ist es aber nie gekommen. Mein erster Sex war tatsächlich der mit meiner jetzigen Frau, mit der ich jetzt 8 Jahre zusammen bin, seit gut 2 Jahren verheiratet. Der Sex mit ihr ist nach wie vor sehr sehr schön und befriedigend, und besonders in der Anfangszeit hat sie mir keinen Wunsch verwährt. Natürlich gibt es in unserer Ehe immer wieder Reibungspunkte, aber im Großen und Ganzen können wir behaupten, dass wir füreinander geschaffen und miteinander glücklich sind.
Meine Bi-Neigung entdeckte ich allerdings schon mit Anfang/Mitte 20, wobei ich sie damals als Unerfahrenheit und Neugier abgetan und nie weiter verfolgt habe. Als ich dann meine Frau kennenlernte, verschwendete ich an Sex mit dem gleichen Geschlecht kaum noch einen Gedanken. Zuviele Veränderungen gab es in meinem Leben, sodass ich diesen heimlichen Wunsch ad acta legte.
In den letzten Jahren hat dieser Wunsch aber wieder immer mehr Präsenz in meinen Gedanken gewonnen, was aktuell so "schlimm" wurde, dass ich vor ca. einem Monat meiner Frau das Geständnis machte - das sie eigentlich sehr "cool" aufnahm. Es folgten lange Gespräche, meinerseits flossen einige Tränen, aber meine Frau gab mir von Beginn an zu verstehen, dass es für sie zwar gewöhnungbedüftig wäre, sie aber Verständnis hätte und wolle, dass ich glücklich sei. Wir haben gemeinsam feste Regeln aufgestellt, die für uns beide okay sind, und für meine Frau ist es kein Problem, dass ich diese Neigung ausleben möchte. Ich darf es sogar hier bei uns zu Hause tun, mit einer Frequenz von zweimal im Monat (was für mich absolut okay ist), und irgendwann möchte sie den Mann, mit dem kommende Woche ein erstes Treffen ansteht, vielleicht sogar kennenlernen. Im Optimalfall entwickelt es sich so, dass wir ihn beide quasi als einen meiner Kumpel ansehen können, mit dem ich ein gemeinsames "Hobby" teile.
Was ich definitiv ausschließen kann, ist eine emotionale Ebene mit einem Mann oder gar Liebe. Das wäre die einzige Befürchtung meiner Frau. Aber das kann ich, wie gesagt, ausschließen, da es mir einzig und allein um das Körperliche geht, also um das, was schon rein anatomisch mit einer Frau nicht zu machen ist. Natürlich will ich mich mit dem Mann gut verstehen, das ist klar. Aber meine Ehe ist mir imme rnoch das Wichtigste, und eine richtige Beziehung kommt für mich nur mit (m)einer Frau infrage.
Aber trotz dessen, dass mir meine Frau immer wieder versichert, dass es in Ordnung sei, plagt mich mein Gewissen... Zum einen fühle ich mich schlecht, weil ich unserem gmeinsamen Leben solch eine Veränderung zumute, und zum anderen denke ich da uach an meine Eltern, die große Stücke auf unsere Beziehung halten, uns immer unterstützen und mich wahrscheinlich dafür verfluchen würden, dass ich sowas überhaupt in Erwägung ziehe. Obwohl sie mich/uns über alles lieben. Allerdings soll meine Neigung unter uns bleiben, ist also das Geheimnis von mir, meiner Frau und dem Kerl, mit dem ich mich treffen werde. Meine Eltern sind nun mal nicht mehr die jüngsten und würden es wahrscheinlich auch nicht wirklich verstehen. Es steht jedenfalls außer Frage, dass sie eingeweiht werden.
Der Mann selbst ist ungeoutet bi, er hat Kinder, und seine Frau weiß nichts davon. Ich kenne ihn jetzt seit einem Monat, wir haben schon gemailt und telefoniert, und das erste Treffen wird kommenden Montag stattfinden, nachdem es bisher terminlich noch nicht so recht klappen wollte. Und ich bin hin- und hergerissen, ob ich das Ganze nicht absage... Eigentlich decken sich unsere Wünsche und Vorstellungen sehr gut, und auch beim Telefonat hatte ich schon das Gefühl, dass die Chemie zwischen uns stimmt.
Trotzdem bleibt bei mir das Gefühl, dass das alles nicht "richtig" ist, dass ich einfach so wie bisher weiterleben sollte. Vielleicht kann ich mein Bi-Sein noch nicht vollständig akzeptieren, ich weiß es nicht... Aber mit diesen Gefühlen wird es mir schwerfallen, mich bei einem Treffen richtig fallen zu lassen... Ach, ich fühle mich merkwürdig...