Bi-Interesse gestanden, erstes Treffen mit Mann steht an...

Hallo Leute!

Ich möchte mich an dieser Stelle für euren Beistand bedanken und mich auf diesem Weg von euch verabschieden.

Nach einigem und langem Hin-und-her, lichtet sich langsam das Dunkel, und ich sehe wesentlich klarer, was nicht zuletzt der Verdienst des Forum und der Mitglieder hier ist!

Jedenfalls habe ich mich (nach reiflicher Überlegung und Analyse meiner Empfindungen) dagegen entschieden, mein "Bi-Interesse" auf sexueller Ebene auszuleben. Grund dafür ist vor allem, dass dieses Interesse in den letzten Wochen rapide zurückgegangen ist und sich sogar ziemllich verflüchtigt hat. Während ich an diversen Fantasien in der Vergangenheit noch großen Gefallen fand, sind es genau diese, die mich mittlerweile gar nicht mehr reizen. Ich habe sogar versucht, den Reiz mit diversen "Hilfsmitteln" wieder aufleben zu lassen bzw. herauszukitzeln, aber worauf ich früher so neugierig war, ist mittlerweile etwas, das fast gar nicht mehr mein Interesse hervorruft.

An dieser Stelle möcht eich vor allem Joshua danken, der (mit der Kinsey-Skala) wohl den richtigen Denkanstoß gegeben hat: Bei mir ist es wohl so, dass ich ein gewisses visuelles und ästhetisches Empfinden für Männerkörper habe, zugleich aber nicht behaupten kann, dass ich Männer generell attraktiv finde. Vermutlich ist dieses Empfinden durch den nicht wenigen Pornokonsum entstanden, dem ich seit meiner Jugend fröne. Irgendwie habe ich immer geglaubt, dass es zwangsläufig mehr sein müsste, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann ist es das einfach nicht. Im Großen und Ganzen überwiegt wohl definitiv meine heterosexuelle Seite, was sich schon daran erkennen lässt, wie stark ausgeprägt mein Interesse am anderen Geschlecht ist.

Manch einer wird wohl jetzt behaupten, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis dieser Drang wieder hochkommt, aber aus meiner persönlichen Sicht kann ich sagen, dass ich mich noch nie so sicher gefühlt habe und noch nie so ehrlich zu mir selbst war! Ich habe wirklich versucht, dieses größere Bi-Interesse, von dem ich überzeugt war, dass es vorhanden ist, wieder herauszukitzeln, aber scheinbar hat sich diese Grundeinstellung, dieses Grundinteresse, das eigentlich immer da war, verflüchtigt - und das war bei mir tatsächlich noch nie so!

Deswegen möchte ich mich an dieser Stelle bei euch allen bedanken, die so einen Anteil an meinen problemen genommen und mir zugehört haben Ich weiß das wirklich zu schätzen und hoffe, dass ich dem ein oder anderen auch helfen konnte. Aber ich fühle einfach, dass es jetzt für mich an der Zeit ist, diese Phase meines Lebens endültig zu den Akten zu legen und mein Leben befreit weiterzuführen. Dazu gehört es für mich auch, mich aus diesem Forum zu verabschieden, das mir sehr geholfen hat!

Ich wünsche euch allen ein glückliches Leben, egal wie ihr euch entscheidet!

Joshua schrieb:

Herzlichen Glückwunsch, dass Du Deinen Weg gefunden hast und danke für Deine Worte.  

Hi Joshua!

Keine Ursache und auf diesem Weg nochmal persönlich an dich gerichtet: Vielen Dank! Ich bin auch sehr erleichtert, dass ich jetzt wesentlich klarer sehe und mir nicht mehr so viele Gedanken machen muss. Sollte sich an meinen Empfindungen nochmal was ändern, werde ich mich sicherlich hier wieder zu Wort melden... Ich denke aber nicht, dass das der Fall sein wird.

Ich hoffe, dass ihr alle einen Weg findet, mit eurer Situation glücklich zu werden! Vor allem den gebundenen Bi-Männern wünsche ich, dass ihr (mit Partnerin) ein Leben führen könnt, in dem sich keine Partei benachteiligt oder verletzt fühlt! Es ist und bleibt nun mal ein sehr schwieriges Thema. Aber wenn ich etwas aus dieser Zeit gelernt habe, dann ist es, dass man unbedingt einen oder mehrere Gleichgesinnte braucht, um sich auszutauschen! Letztendlich muss man das Ganze sowieso mit sich selbst ausmachen, aber so manchen Denkanstoß kann man sich einfach nicht selbst erarbeiten.

Hallo, ihr Lieben!

Wie ihr seht, habe ich den Weg hierher zurückgefunden und habe einiges zu berichten.

Erstmal danke an alle, mit denen ich zu meiner ersten Registrierung einen so fruchtbaren Austausch hier pflegen konnte, mit anderen hatte ich abseits des Forums noch Mail-Kontakt, was mir ebenfalls sehr geholfen hat! Aber auch wenn ich mir nun lange Zeit "sicher" war, hat mich meine Bisexualität in der jüngsten Zeit wieder eingeholt... :wacko: Im Klartext heißt das, dass ich den ersten Sex mit einem Mann nun wieder konkreter ins Auge gefasst habe und auch aktuell in greifbare Nähe rückt.

Den Kontakt zu dem Mann, mit dem ich seit letztem Jahr Kontakt hatte, habe ich zwar wieder aufleben lassen, aber nachdem der Mail-Verkehr in diesem Sommer abrupt ein Ende fand, als er sich mehrere Wochen nicht mehr gemeldet hat, habe ich mich erneut auf die Suche gemacht - und bin fündig geworden! Zwar lebt der neue Mann, mit dem ich seit letzter Woche in Kontakt stehe, in fast denselben familiären Verhältnissen wie der andere Kerl, scheint aber wesentlich entschlossener und zeitlich flexibler zu sein. Ein erstes Telefonat, das schon recht vielversprechend ausgefallen ist, hat es gestern gegeben. Er selbst kann schon ein bisschen Erfahrung mit dem gleichen Geschlecht vorweisen und macht einen sehr netten und verständnisvollen Eindruck. Am Telefon hatten wir jedenfalls schon das Gefühl, dass die Chemie stimmt, und wir beide wollen uns zu Beginn gleich die Option offenhalten, etwas Längerfristiges daraus werden zu lassen.

Jetzt könnt ihr euch sicherlich vorstellen, dass sich bei mir natürlich wieder Aufgeregtheit, Zweifel und dergleichen eingestellt haben, die es nun in den Griff zu kriegen gilt! Der Mann und ich wollen kommenden Montag wieder telefonieren und dann einen Termin für ein erstes Treffen vereinbaren.

Auf jeden Fall freue ich mich, wieder hier zu sein & hoffe, dass wir an den netten und fruchtbaren Austausch anknüpfen können, den wir zuletzt hatten!

bi_urself schrieb:

... habe ich mich erneut auf die Suche gemacht - und bin fündig geworden! Zwar lebt der neue Mann, mit dem ich seit letzter Woche in Kontakt stehe, in fast denselben familiären Verhältnissen wie der andere Kerl, scheint aber wesentlich entschlossener und zeitlich flexibler zu sein. Ein erstes Telefonat, das schon recht vielversprechend ausgefallen ist, hat es gestern gegeben. Er selbst kann schon ein bisschen Erfahrung mit dem gleichen Geschlecht vorweisen und macht einen sehr netten und verständnisvollen Eindruck. Am Telefon hatten wir jedenfalls schon das Gefühl, dass die Chemie stimmt, und wir beide wollen uns zu Beginn gleich die Option offenhalten, etwas Längerfristiges daraus werden zu lassen.

Hallo Leute!

Nach langer Zeit wollte ich mich mal wieder melden, und ich weiß einfach gar nicht, was ich sagen soll...   


Ich bin emotional mal wieder so stark zurückgefallen, dass ich mich einfach nur noch schäme...    Nachdem ich mit dem "neuen Mann" telefoniert und mir das Gespräch nochmal durch den Kopf hatte gehen lassen, war ich mal wieder der Ansicht, dass ich doch nicht bereit wäre bzw. wieder Unsicherheit und die berühmten kalten Füße eingesetzt haben, sodass ich die Sache (mal wieder) absagte.    Aber zu meiner Verteidigung muss ich auch sagen, dass ich es im Nachhinein merkwürdig fand, mit einem Mann überhaupt so intim über Sex zu reden. Man kann fast schon sagen, dass ich es ansatzweise "unangenehm" fand.


Dieser Glaube hielt aber nicht lange und ich meldete mich erneut bei dem Mann, der dann aber verständlicherweise nichts mehr von sich hören ließ, nachdem er auf meine Absage nur kurz und beleidigt reagiert hatte, was ich auch gut verstehen kann. Danach ebbte mein Bi-Interesse wieder enorm ab, bis es sich wieder (relativ mild) meldete.


Die Folge war, dass ich mich wieder bei dem anderen Mann meldete, der auch nach wie vor Interesse hat. Nach einem langen und heißen Mail-Austausch sollte dann vor einer Woche ein erstes Treffen stattfinden, dass ich dann aber (diesmal aber nicht wegen der kalten Füße, sondern krankheitsbedingt) absagen musste. Zeitlich klappt es bei uns beiden dieses Jahr sowieso nicht mehr, sodass ein erstes Kennenlernen im real life wohl erst ab Februar möglich wäre.


Parallel dazu hat sich aber auch mit meiner Frau eine neue Situation ergeben. Da sie in letzter Zeit auf der Arbeit sehr viel Ärger und Kummer hatte und hat, gestand sie mir, dass vielleicht doch ein Problem damit hätte, eine dritte Person in unser Leben zu lassen. Da meine Frau emotional sehr angeschlagen ist und ich mir selbst gar nicht mehr so sicher bin, was ich überhaupt will, habe ich mich in dem Moment zu der Aussage hinreißen lassen, dass ich das Ganze vermutlich sowieso nie machen werde...


Momentan denke ich, dass ich jetzt wieder ganz am Anfang stehe, alles falsch gemacht habe, und bin einfach nur noch verzweifelt, traurig und enttäuscht von mir selbst.   Es fühlt sich an, als hätte ich nur Schritte rückwärts gemacht. Dabei will ich einfach nur ein ruhiges Leben führen, in dem ich mir über solche Sachen keine Gedanken machen muss.  

Hallo guru und vielen Dank für die lieben Worte!

Du hast wohl recht, wenn du sagst, dass ich bestimmt nicht "zurück auf Anfang" bin, was meine Bisexualität angeht. Mittlerweile weiß ich schon ganz gut, wie dieses oder jenes Empfinden zu werten habe. Nur fühlt es sich momentan zumindest so an, dass ich total auf der Stelle trete. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass ich denke, ich hätte sogar Schritte rückwärts gemacht.

Mit der "Zielstrebigkeit" könntest du auch vielleicht richtig liegen. Was die Kommunikation angeht, war es bei dem zweiten Mann so, dass wir uns nur sehr kurz vorab per Mail ausgetauscht hatten und relativ schnell miteinander telefoniert haben. Vielleicht war diese rasche Kontaktaufnahme zu "direkt", was in mir irgendwie Unbehagen ausgelöst hat. Mit dem ersten Mann, mit dem ich jetzt wieder in Kontakt stehe, habe ich vorab länger gemailt, und die beiden Telefonate, die wir geführt haben, fielen eher "sachlich" aus. Da hatte ich eher das Gefühl, dass man sich menschlich ein bisschen besser kennenlernen will. In den Gesprächen ging es gar nicht mal um sexuelle Praktiken oder dergleichen. Das hat sich jetzt erst bei der erneuten Kontaktaufnahme per Mail so ergeben, was mir dann nicht so unangenehm war; eher im Gegenteil.

Ich frage mich nur die ganze Zeit, was für mich besser wäre. Auf der einen Seite gibt es Dinge, bei denen es für mich wirklich besser ist, wenn ich sie langsam angehe. Auf der anderen gibt es auch immer wieder Sachen, bei denen ich besser reinkomme, wenn ich ins klte Wasser geworfen werde. Ich weiß noch nicht so recht, wie ich es mit meiner Bisexualität handhaben soll. Da das Outing gegenüber meiner Frau nun schon über ein Jahr her ist, tendiere ich sogar eher dazu, es "einfach" zu machen, ihne groß vorher darüber nachzudenken. Aber je länger sich es wieder zieht, desto weiter kreisen dann auch die Gedanken...   


Ja, für meine Frau ist es wirklich nicht leicht, wenn sie sich auf nichts richtig einstellen kann. Vor ein paar Tagen hatte sie mich mal wieder zu der Sache befragt, und ich konnte ihr nur einen "offenen Status" als Antwort geben. Es ist ein Hin-und-Her. Manchmal ist der Wunsch absolut präsent, dann ist wieder das genaue Gegenteil der Fall, sodass ich fast schon meine, es überhaupt nicht zu brauchen. Mir ist bewusst, dass ich die absoute Gewissheit erst haben könnte, wenn ich es einmal probiert hatte. Aber irgendwas in mir drängt mich dazu, es am besten schon vorher irgendwie rauszufinden, ohne diesen Schritt überhaupt gehen zu müssen.

Momentan ist die ganze Sache komplett in der Schwebe, außerdem habe ich noch soviele andere Dinge im Kopf und zu tun, dass ich wohl erst ab Februar wieder daran denken kann, es endlich in die Praxis umzusetzen. Ich gebe mir die Bedenkzeit bis dahin einfach noch, und der Mann, mit dem ich derzeit wieder kommuniziere, weiß auch bescheid.

Hallo @all!

Ich wollte mich mal wieder melden und einen neuen "Zwischenstand" bekanntgeben...   


Nachdem die ganze Sache (weil ich viele andere Sachen um die Ohren hatte) mehr oder weniger geruht hat, habe ich das Ganze nun wieder "aufgegriffen". Es gab wieder ein Gespräch mit meiner Frau, die zwischenzeitlich mal die Bedenken geäußert hatte, ob meine Bisexualität unserer Ehe nicht vielleicht doch schaden könnten, aber mittlerweile sind wir auf dem Stand, dass sie auf jeden Fall hinter mir steht, was einen "Erstversuch" angeht.   Sie denkt, dass ich das erstmal in Angriff nehmen sollte, und wir dann schauen, wie es sich weiterentwickelt und wie wir uns danach fühlen.


Konkret heißt das, dass ich die Suche nach einem Mann wieder aufgenommen habe und nun mit einem in Kontakt stehe, der einen ganz vernünftigen Eindruck macht. Diesmal ist aber kein gebundener Mann, sondern ein Single-Bi-Mann, was mir wahrscheinlich insofern entgegenkommt, als dass ich (wenn es zu einem Treffen kommt) den Mann auch bei ihm zu Hause treffen kann, ohne es bei uns zu Hause zu tun, was mir meine Frau ja auch erlaubt hatte. Aber auf diese Weise könnte ich die ganze Sache erstmal außerhalb unserer eigenen vier Wände erleben und dann schauen, was sich daraus ergibt und wie wir damit umgehen.


Per Mail tauschen wir uns schon aus, und am Wochenende soll es ein erstes Telefonat geben, dem ich schon entgegenfiebere.    Ich denke, der Zeitpunkt ist jetzt gekommen, um es endlich anzugehen! Und vor allem ist nun mein primäres Ziel, erstmal herauszufinden, ob und wie es mir mit einem Mann überhaupt gefällt. Vielleicht habe ich vorher einfach schon zu weit voraus gedacht und mich zu sehr auf eine (mögliche) Zukunft fixiert.

Nachdem es nun ein ewiges hin und her war, ich mir zwischenzeitlich meine eigenen Philsophien "erarbeitet" hatte und eigentlich mit dem Thema abgeschlossen hatte, ist es diese Woche passiert - ich hatte Sex mit einem Mann.

Über die Vorgeschichte und wieder dieser Kontakt zustande kam, will ich jetzt keine Worte verlieren, das keine Rolle spielt. Aber über das Erlebnis an sich, und wie ich mich jetzt fühle, will ich euch an dieser Stelle berichten:

Wir hatten vorab einige Zeit lang Mail-Kontakt, wir telefonierten auch, verstanden uns recht gut, und nachdem ich zuerst mal wieder ein Treffen abgesagt hatte, war ich derjenige, der letzten Freitag vorgeprescht und mehr oder weniger selbst ins kalte Wasser gesprungen ist.   Wir trafen uns also kurzerhand bei mir zu Hause, redeten kurz, und letztlich war ich es, der die Initative ergriff und nicht lange rumfackelte. Wir landeten also recht schnell im Bett und legten los. Zwar fand ich den Mann nicht wirklich attraktiv oder anziehend, aber wir fanden uns gegenseitig wohl menschlich ganz okay, sodass wir also anfingen.


Allerdings lief das Ganze sehr "mechanisch" und überhaupt nicht leidenschaftlich ab. Vielleicht waren wir beide zu aufgeregt, wobei er wohl mehr Spaß empfand als ich und mir mehrmals zu verstehen gab, dass ich meine Sache gut machen würde. Alles in allem hatte ich aber kaum etwas davon, konnte mich überhaupt nicht fallenlassen, und irgendwann wollte ich einfach nur noch fertig werden, damit der Kerl wieder verschwinden konnte. Eigentlich hätte ich schon mittendrin am liebsten aufgehört, aber "anstandshalber" habe ich ihn noch bis zum spritzigen Ende kommen lassen, während ich tatsächlich so gut wie keine Lust empfand und den ganzen Akt über keine Erektion bekam. Nachdem der Mann noch geduscht hatte, hat er sich schnell noch verabschiedet, die Stimmung war irgendwie betreten, und ich gab ihm sofort und höflich zu verstehen, dass ich festgestellt hätte, dass das Ganze doch nichts für mich wäre.


Wenn ich das Erlebnis nochmal Revue passieren lasse, dann habe ich das alles irgendwie wie im Traum erlebt. Irgendwie unwirklich. Als ob ich mich selbst nicht gefühlt hätte, sondern eine andere Person dabei beobachtet hätte. Um es kurz zu machen: Es war ein Reinfall, und ich fühle mich nach diesem Experiment und der Verwirklichung dieser jahrelang gehegten Phantasien keinen Deut besser als vorher, eher noch im Gegenteil... Irgendwie bereue ich das Ganze, und es kommt mir vor, als wäre es eine Kurzschlusshandlung gewesen, auch wenn ich mir (ihr habt ja hier meine Geschichte zum Teil verfolgt) sehr lange viele Gedanken gemacht habe.


Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Auf der anderen Seite bin ich schon ein bisschen "stolz", dass ich meinen inneren Schweinehund überwunden habe, aber auf der anderen Seite enttäuscht es mich auch selbst, dass ich dieser Neugier so nachgegeben habe, obwohl ich insgeheim schon wusste oder zumindest geahnt habe, dass es nichts für mich sein würde. Ich bereue es tatsächlich zutiefst, dass ich das Ganze gemacht habe. Vielleicht war es auch ein Fehler, es bei uns zu Hause stattfinden zu lassen, was aber eher der Wunsch meiner Frau war, da sie nicht wollte, dass ich irgendwo draußen herumturne und meinte, dass ich besser in meiner gewohnten Umgebung sein sollte. Zwar habe ich so ziemlich alles an privaten Sachen verstaut, sodass dieses Experiment nicht mit irgendwelchen Gegenständen in Berührung kommt, die meiner Frau und mir wichtig sind, aber es wurmt mich, dass ich das alles in unser "Reich" habe eindringen lassen.


Momentan heule ich Rotz und Wasser, obwohl eigentlich kein Grund dafür besteht, wenn ich die positiven Aspekte herausstelle: Ich habe es endlich getan, habe meine Neugier gestillt, kann das Thema nun abhaken, und meine Frau ist damit im Reinen und hat Verständnis. Aber ich kann einfach nicht anders, als enttäuscht und niedergeschlagen zu sein und dieses unbändige Gefühl der Reue zu verspüren...   Irgendwie wünschte ich, ich hätte es einfach bleiben lassen, wäre mir meiner Überlegungen, die sich im Nachhinein allesamt bestätigt haben, sicherer gewesen und hätte mehr auf meine Intuition gehört.


Ich will nur noch einen riesengroßen Haken an die Sache machen und das alles schnellstmöglich vergessen!!!   


Entschuldigt, wenn das alles jetzt etwas wirr und emotional klingt, aber mir ist komplett zum Weglaufen zumute, und ich wünschte, ich könnte die zeit nochmal zurückdrehen...   

Meine Erwartungen waren sicherlich viel zu groß, was wohl einfach daran liegt, dass sich diese Fantasien, die über Jahre oder gar Jahrzehnte in meinem Kopf herumgegeistert sind, so manifestiert haben, dass sie nur enttäuscht werden konnten.

Nachdem ich nun ein paar Nächte über die Sache geschlafen habe, sehe ich das Ganze aber nicht mehr so tragisch. Diese ganzen ungelebten Fantasien spielen nun auf einmal keine Rolle mehr, so langsam fühle ich mich regelrecht befreit. Ich habe mich lange genug gequält und habe jetzt endlich die Gewissheit, dass ich auf dem Holzweg war, was meine vermeintliche Bisexualität betrifft. Eigentlich hätte ich mir diese vielen Gedanken sparen können, wenn ich "einfach" früher gehandelt hätte. Aber ich habe wohl bis zu diesem Tag nie gefühlt, dass ich schon soweit bin. Das ewige Hin-und-her musste anscheinend sein, um endlich an den Punkt zu kommen, an dem ich jetzt bin.

Aber als es dann soweit war, habe ich auch kaum Lust empfunden. Eigentlich schon an dem Punkt, an dem ich die kurzfristige Entscheidung, es in die Tat umzusetzen, getroffen habe, war es mehr ein "Es-endlich-hinter-mich-bringen" als weniger Lust und Neugier auf die Sache. Ich habe letztlich die Bestätigung dafür bekommen, was ich vorab zumindest schon geahnt hatte. Nur habe ich zu wenig Selbstvertrauen in meine Intuition gehabt, die mir sagen wollte: "Eigentlich musst du es gar nicht mehr tun, um zu wissen, dass es nichts für dich ist.". Aber die 100%ige Gewissheit habe ich jetzt, und dafür bin ich dankbar, weil ich diese Sache nun mit gutem Gewissen zu den Akten legen und mit meinem Leben weitermachen kann, ohne diese schwarze Wolke ständig über meinem Kopf zu haben. Im Prinzip kann es jetzt nur noch besser werden. Und spätestens dann, wenn ich über das Erlebte nur noch lachen kann, werde ich sicherlich noch dankbarer dafür sein, wie und was letztlich passiert ist.

Das Verarbeiten, das Verstehen, die Einsicht, dass ich es tun musste, um irgendwann meine innere Ruhe und meinen Frieden zu finden - all das setzt jetzt so langsam ein, und ich bin mir sicher, dass es mich menschlich und emotional weiterbringen wird, wenn sich diese Denke erstmal richtig gesetzt hat. Ein anderer (positiver) Nebeneffekt ist, dass ich mal wieder erfahren durfte, welch eingeschworene und liebende Einheit meine Frau und ich bilden. Wir hatten (eigentich nicht mal so sehr oder kaum wegen dieser Sache) in der jüngsten Vergangenheit viele Probleme, haben aber bisher alles gemeinsam stemmen können und sind an diesen Dingen sogar noch gewachsen. Wahrscheinlich war mir lange Zeit gar nicht so richtig klar, was ich an meiner Ehe habe. Vielleicht wusste ich es, bewusst war es mir aber wohl nie so wirklich.


Auf jeden Fall fühle ich, wie mir ein Stein (oder sogar ein tonnenschwerer Felsbrocken) vom Herzen fällt, der mich so lange belastet hat. Ich habe ein "Ich" erkundet, von dem ich lange dachte, dass es zu mir gehören würde. Aber am Ende habe ich festgestellt, dass ich lange auf dem Holzweg war und mich von den langjährigen Fantasien habe blenden bzw. verwirren lassen. Alles, was sich in meinem Kopf reizvoll angefühlt hat, hat sich in der Realität als das genaue Gegenteil entpuppt, was für mich wahrscheinlich erstmal ein Schlag ins Gesicht war. Ich haben anscheinend viele Zeichen überinterpretiert und überbewertet, weil ich dachte, dass das eine auch zwangsläufig und konsequenterweise zum anderen führen müsste. Was ich dabei nicht bedacht habe, war das individuelle Empfinden, das jeder haben kann, darf und sollte.


Auch wenn ich bestimmt noch eine gewisse Zeit brauchen werde, um das Erlebte in seiner Gänze vollständig verarbeitet zu haben, setzt bei mir schon allmählich die Gewissheit ein, dass ich bald damit abgeschlossen und meine innere Ruge gefunden haben werde. Am Ende kann ich sicherlich stolz darauf sein, über meinen Schatten gesprungen sein und viel über mich und mein Empfinden gelernt zu haben.

Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die sich für meine Geschichte interessiert haben! Es hat mir sehr geholfen, mich anderen mitteilen zu können.

Besonderer Dank geht aber an einen speziellen und sehr besonderen User von hier, mit dem ich die ganze Zeit über in regem Mail-Verkehr stand und auch immer noch stehe. Ich nenne den Namen mal nicht, weil derjenige sicherlich weiß, dass ich ihn meine.   Jedenfalls hat er mir in dieser schwierigen Selbstfindungsphase mit Rat und Tat zur Seite gestanden, hat mich von seinen eigenen Erfahrungen profitieren lassen, eigentlich immer die richtigen Worte gefunden und mir zu einem sehr großen Teil dabei geholfen, meinen Charakter und meine Sexualität zu ergründen und zu meinem wahren Ich zu finden! Es hat mir sehr viel bedeutet, in dieser komplizierten und nervenaufreibenden Zeit einen "Ansprechpartner" zu haben, dem ich mich öffnen und mitteilen konnte, der mit deutlichen aber auch aufbauenden Worten stets den richtigen Ton getroffen hat, und der auf diesem Weg ein wahrer ("Brief")-Freund geworden ist.


Tausend Dank für die Geduld und die Zeit, die du dir für mich genommen hast! Es war genau das, was ich gebraucht habe!   Ein herzliches Dankeschön an dich!!!   

Lorax

Auch dir vielen Dank für die lieben Worte!

Mit dem "inneren Frieden" gebe ich dir natürlich recht, und es geht mir mittlerweile auch viel, viel besser! Es ist mir jetzt klar, dass es sehr wichtig war, es einfach mal ausprobiert zu haben, um Gewissheit zu erlangen. Für mich hat jetzt die "Post-Bi-Zeit" begonnen, wobei ich jetzt sagen kann, dass ich wohl eher "bi-neugierig" und meiner sexuellen Orientierung noch nicht ganz sicher war. Daran, dass ich mich jetzt wieder auf andere Dinge im Leben richtig konzentrieren kann, merke ich, dass das Thema beendet und die Neugier gestillt ist. Ich fühle mich wirklich befreit und positiv gestimmt.   


Lorax, auch dir vielen Dank für deiin Interesse! Ich wünsche dir auch, dass du Mittel und Wege findest, um innere Ruhe zu erlangen und glücklich und zufrieden zu werden! Es fällt im Leben nicht immer leicht, wegweisende Entscheidungen zu treffen, aber wenn man am Ende mit einer gewissen Gelassenheit dasteht, hat man ein wichtiges Ziel wohl schon erreicht. Auch dir alles Gute auf deinem weiteren Weg!